„Es fehlt an Alternativen“
Der Grüne Gemeinderat „Tobe“ Planer beschreitet nun neue Wege. Gemeinsam mit Alain Fraschetti hat er den Minigolf-Platz samt Lokal in Bozen übernommen. Wie er das Vorgehen der Gemeinde in Sachen Corona-Krise bewertet.
Tageszeitung: Herr Planer, Sie haben am Samstag den „Ahoi Minigolf-Platz“ mit Bar und Restaurant eröffnet. Wie lief die Eröffnung?
Tobias Planer: Wir haben uns in den letzten Wochen sehr intensiv vorbereitet. Ursprünglich wollten wir bereits zu Ostern öffnen. Aus bekannten Gründen wurde daraus nichts. Dadurch hat sich auch die Vorbereitung verzögert, denn die Arbeiten, die noch durchgeführt werden mussten, wurden aufgeschoben. Jetzt sind wir aber so weit. Ziel ist es, in den nächsten Tagen Schwung in den Laden reinzubringen.
Hat Sie die Krise hart getroffen?
Die Krise hat so ziemlich jeden hart getroffen, vor allem Familien und Firmen. Wir hatten ja eigentlich kein Personal. Mein Unternehmenspartner Alain Fraschetti und mussten gewisse Vorbereitungen alleine treffen, aber viel verloren haben wir durch die verschobene Eröffnung nicht.
Sie sind neu in der Szene und haben nun einen neuen Blickwinkel. Wie bewerten Sie das Vorgehen des Landes und der Gemeinde in der Krise als Barbesitzer aber auch als Gemeinderat?
Als die Landesregierung ihren eigenen Weg gegangen ist, war ich etwas skeptisch. Man hätte durchaus abwarten können, denn die staatliche Regelung ist lockerer als die Landesregelung. Damit muss man sich nun aber abfinden. Die Vorschriften sind zu beachten und auch wir werden uns daran halten.
Die letzte Verordnung des Bozner Bürgermeisters, wodurch die Konsumation von Getränken nach 20.00 Uhr auf öffentlichen Plätzen untersagt ist, hat für viel Unmut gesorgt. Wie stehen Sie dazu?
Es handelt sich hierbei um eine Testphase, die über vier Tage geht. Der Bürgermeister hat uns das auch so in der Mehrheitssitzung im Gemeinderat mitgeteilt. In den Schankgärten darf man ja weiterhin aufschenken. Der Kunde steht nun mehr in der Verantwortung. Natürlich hoffe ich, dass es später keine Verordnungen mehr braucht. Ich bin immer gegen restriktive Maßnahmen. Auch in den letzten Jahren gab es immer wieder Vorschläge, um Problemzonen in Bozen aufzulösen. Verbote bringen uns dabei aber auch nicht weiter. Jetzt gilt es aber zunächst abzuwarten, wie es sich entwickelt.
Sie sind Präsident der Jugendkommission der Gemeinde Bozen und haben sich lange für die Jugend eingesetzt. In den letzten Tagen wurden vor allem junge Leute für Menschenansammlungen verantwortlich gemacht. Zu Recht?
Meiner Meinung nach ist das kurzsichtig. In der Stadt gibt es mittlerweile auch viele Erwachsene, die nachts raus gehen. Wenn mehrere Leute an einem Ort zusammenkommen, dann wird es immer lauter. Jugendliche treffen sich dagegen auch andernorts, am Obstmarkt dagegen kommen alle Altersgruppen zusammen. Vor allem fehlt es aber an einer Alternative. Wenn es diese geben würde, wäre die Situation deutlich entspannter.
Welche Alternativen meinen Sie damit?
Da gibt es viele Beispiele: Eine Konzerthalle, wie das Treibhaus in Innsbruck, oder das UFO in Bruneck. Aktuell dürften ohnehin keine Veranstaltungen durchgeführt werden, aber hier geht es ohnehin um ein allgemeines Problem. In den letzten Jahren habe ich immer wieder betont, dass es Alternativen braucht. Wenn es für Jugendliche nicht viel gibt, trifft man sich an den wenigen Hotspots. Früher war das die Kapuzinergasse, nochmal davor war es das famose Bermudadreieck und jetzt ist es der Obstplatz. Jede Stadt hat solche Viertel, in Innsbruck sind es beispielsweise die Bögen. Da es in Bozen aber nur sehr wenige Möglichkeiten gibt, konzentriert sich viel an wenigen Orten. Dabei ist in Bozen deutlich weniger los als andernorts.
In der Phase 2 gilt es aber Menschenansammlungen zu vermeiden. Beschreitet die Gemeinde dabei den richtigen Weg?
Auf der einen Seite wird bei kulturellen Veranstaltungen sehr restriktiv gehandelt, auf der anderen Seite dürfen Leute in Kirchen und Flieger zusammenkommen. Darin sehe ich ein Widerspruch. Musiker und Kulturtreibende haben es derzeit sehr schwer. Ich denke mir dabei, dass man gewisse Veranstaltungen durchaus abhalten könnte, das sollte man jetzt auch machen. Wenn man alles verbietet, bedeutet das nämlich der Tod für die Kultur.
Wie werden Sie in ihrem Lokal die Maßnahmen handhaben?
Wir werden schauen, wie sich die Sache entwickelt. Wir haben einige Personen auf Abruf, vor allem weil wir lange Öffnungszeiten – von 9.00 Uhr bis 01.00 Uhr. Daher haben wir den Dienst auch in Turnusse eingeteilt. Insgesamt sind wir derzeit rund zehn Personen. Wir haben glücklicherweise viel Platz und viele Tische. Natürlich haben wir die Mitarbeiter entsprechend ausgerüstet und darauf hingewiesen, dass sie aufmerksam sein müssen. Am Anfang ist alles immer neu und aufregend, wir werden aber schauen, dass es sich möglichst schnell einpendelt.
Interview: Markus Rufin
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