„Nur alte Filme“
Die Kinos in Südtirol dürften dank des neuen Landesgesetzes eigentlich wieder öffnen. Warum die meisten Kinobetreiber dennoch abwarten und erst in einigen Wochen wieder aufsperren werden.
von Lisi Lang
„Bühnendarbietungen und Filmvorführungen sind ab sofort wieder möglich“. Mit dieser Nachricht überraschte Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag die Kinobetreiber in Südtirol. Diese hatten nämlich mit einer Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit frühestens ab dem 15. Juni gerechnet – zeitgleich mit den Kinos in ganz Italien.
Für die Kinobetreiber ändern diese Anpassungen des Landesgesetzes aber nicht viel, sagt Marlene Sebastiani, die Geschäftsführerin des Cineplexx in Bozen. „Einige Punkte sind noch unklar und daher haben wir Kinobetreiber uns zusammengeschlossen, um mit der Landesregierung noch einmal diese Punkte zu besprechen“, erklärt Marlene Sebastiani.
In Kinos gilt ähnlich wie in anderen Bereichen die 1/10-Regel, es müssen die Sicherheitsabstände von einem Meter mit Maske eingehalten und Laser-Fiebermessung beim Personal vorgenommen werden. „Diese Verordnungen sind sicher umsetzbar, vor allem weil einige Punkte, wie sie auf nationaler Ebene vorgesehen sind, in diesem Gesetz nicht vorkommen“, erklärt Oswald Lang, Geschäftsführer des Filmclubs in Bozen.
Aber dennoch werden die meisten Kinos in Südtirol vorerst nicht aufsperren, schon allein, weil man ein Kino nicht von heute auf morgen wieder öffnen könne. „Wir bereiten einen Neustart vor, peilen aber momentan ein Datum gegen Anfang Juli an und werden dafür dann auf die Sommerpause im August verzichten“, erklärt der Geschäftsführer des Filmclubs. „Man muss sich einfach die Frage stellen, wie rentabel es wäre, jetzt schon zu öffnen.“
Und genau das hängt mit einem großen Problem zusammen, welches die lokalen Kinobetreiber nur schwer beeinflussen können. „Die Filmverleihe sind aktuell noch geschlossen, also wenn ich schon jetzt öffne, kann ich nur alte Filme zeigen“, sagt Sebastiani.
Das ist für ein Kino wie das Cineplexx aber keine Option. „Ein Kino hat ungleich hohe Strukturkosten: Wenn ich aufsperre, nur alte Filme zeigen kann und auch nur weniger Leute ins Kino lassen darf, gleichzeitig aber einen höheren Aufwand habe, erdrücken mich diese Kosten“, rechnet Marlene Sebastiani vor.
In Deutschland haben in den letzten Tagen wieder erste Kinos aufgesperrt – allerdings mit großen Einbußen, weiß Marlene Sebastiani. „Für alte Filme kommen die Leute nicht ins Kino, um sich dort unter Einhaltung der strengen Sicherheitsauflagen alleine einen Film anzusehen“, sagt die Kinobetreiberin. „Da kann ich ja gleich einen Streamingdienst nutzen und es mir zu Hause gemütlich machen.“
Und genau das ist das nächste große Dilemma der Kinos: Beinahe alle Neustarts wurden auf Herbst oder auf das kommende Jahr verschoben. Neuerscheinungen sind in den nächsten Wochen keine geplant. Auch viele Produktionen wurden gestoppt. Und in Italien, wo das Angebot im Sommer meist eh schon geringer ausfällt und deswegen auch viele Kinos über die Sommermonate mehrere Wochen schließen, ist ein Start jetzt im Juni noch schwieriger. „Wir stehen deswegen mit den Kinobetreibern in ganz Italien in Kontakt, weil wir überlegt haben, die Öffnung der Kinos auf Herbst zu verschieben, um dort mit weniger strengen Auflagen aber dafür mit neuen Filmen wieder durchstarten zu können“, erklärt Sebastiani.
Im Filmclub ist man derzeit darum bemüht, eine Alternative für den Sommer zu finden. „Wir suchen gerade nach einem passenden Areal für ein Freilichtkino, weil die Leute sicher gerne wieder ins Kino kommen würden und ein Freilichtkino da sicher eine Option wäre“, erklärt Oswald Lang. Und da man als Filmclub zudem ein anderes Publikum habe, welches sich nicht unbedingt die neusten Hollywood-Filme wünscht, könnte man so ein Alternativ-Programm zusammenstellen.
Oswald Lang und Marlene Sebastiani sind allerdings überzeugt davon, dass der Kinobesuch auch nach der Krise wieder eine beliebte Freizeitbeschäftigung sein wird. „Die Streamingdienste werden das Kinoerlebnis nicht ersetzen – wenn wieder neue Filme auf den Markt kommen und der Kinobesuch relativ normal abläuft, werden auch wieder Leute in die Kinos kommen“, meint Marlene Sebastiani.
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