Die Wenig-Tester
Südtirol hat im Mai seinen italienweiten Spitzenplatz bei den Testungen verloren und rutscht ins Mittelfeld ab. Insbesondere die Zahl der neugetesteten Personen ist stark rückläufig.
Von Matthias Kofler
Wochenlang war Südtirol – zusammen mit dem Veneto – die „Region“, die italienweit am meisten Tests pro Einwohner durchführte. Das extensive Testen gilt als eines der Erfolgsmodelle von Island, Südkorea, den Stadtstaaten Hongkong und Singapur sowie der Insel Taiwan, wo man die Seuche vergleichsweise schnell in den Griff bekam, ohne die Gesellschaft und die Wirtschaft völlig herunterzufahren.
Doch im Mai veränderte sich die Situation schlagartig. Obwohl man davon ausgegangen ist, dass mit Beginn der sogenannten Phase 2 und den damit einhergehenden Lockerungen (wir waren immerhin die ersten im Stiefelstaat) das Land mehr Tests durchführen würde, ist das Gegenteil eingetreten. Südtirol ist vom Spitzenplatz abgerutscht und landet im italienischen Vergleich nur mehr auf dem fünften Rang. Im Mai wurde in der Autonomen Provinz durchschnittlich bei jeder 28. Person ein Test durchgeführt. Zum Vergleich: In der Nachbarprovinz Trient ist das Verhältnis mit 1:12 deutlich besser. Auch im Aostatal (1:19), dem Veneto (1:20) und in Friaul-Julisch Venetien (1:24) wurden verhältnismäßig deutlich mehr Abstriche durchgeführt.
Wenig erfreulich sieht die Situation in Süditalien aus: Zwar werden dort nur wenig positive Corona-Fälle nachgewiesen, gleichzeitig ist die Anzahl der Testungen äußerst bescheiden. So kommt Apulien auf lediglich einen Test pro 95 Einwohner, in Sizilien ist es ein Abstrich pro 91 Einwohner, in Sardinien einer pro 64 Einwohner.
Was weiters auffällt: In Südtirol ist insbesondere die Zahl der zum ersten Mal getesteten Personen stark rückläufig. Im Mai wurden insgesamt 8.696 SüdtirolerInnen neu getestet. Das entspricht dem Verhältnis von einem Test pro 60 Einwohner und ist nur italienisches Mittelmaß.
Zur besseren Einordnung: In Trient wurden mit 23.324 Personen drei Mal so viele zum ersten Mal einem Test unterzogen wie in Südtirol. In der Nachbarprovinz liegt das Verhältnis der Neutestungen pro Einwohner bei 1:12. Auch im Aostatal (1:19) und im Veneto (1:20) wurden weitaus mehr Personen das erste Mal auf eine Corona-Infektion untersucht.
LH Arno Kompatscher teilt auf Nachfrage mit, dass im Sanitätsbetrieb derzeit die Vorbereitung für sogenannte kombinierte Tests laufen. Bestimmte Gruppen oder Dörfer sollen anhand von Feldstudien untersucht werden. Zuerst werden serologische Tests durchgeführt (diese scheinen in den Statistiken des Landes nicht auf). Im Falle eines positiven Ergebnisses wird ein ergänzender PCR–Test durchgeführt. Für den allgemeinen Rückgang der PCR-Abstriche hat der LH eine einfache Erklärung: „Es wird nicht blind durch die Gegend getestet, sondern vorwiegend das Umfeld und die Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen untersucht. Weil wir kaum noch positive Fälle verzeichnen, nimmt in der Folge auch die Anzahl der Testungen ab.“
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Kommentare (18)
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pingoballino1955
Widmann behauptet im Stol Interwieu genau das Gegenteil. (Wir haben mehr getestet als alle anderen?????)
gredner
Stimmt ja! Bis Anfang Mai haben wir in Südtirol mehr getestet als alle anderen Regionen Italiens. Dann hat bei uns die Anzahl der Infizierten abgenommen und es gab immer wneiger Leute zu testen. Das sagt auch der LH. Mittlerweile werden mehr serologische Tests gemacht (die in diesen Statistiken nicht aufscheinen) um zu sehen, wer die Antikörper hat. Das ist also so schon in Ordnung.
prof
Kann es sein,das die Tests jetzt für die Urlauber reserviert sind??
robby
Wenn ich will dass die Teststatistik gut aussieht würde ich auch möglichst keine neuen Personen testen dafür aber immer wieder Menschen die bereits negativ getestet wurden.
sepp
Wer glaubt schon in widman und inzerzer obans
lissi81
es hieß vor kurzer Zeit dass ca.4700 Südtiroler vom roten Kreuz kontaktiert werden sollten um einen freiwilligen Test zu machen. Ich hätte ihn gern gemacht wurde aber weder angerufen noch kenne ich jemanden der es wurde