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„Wir müssen es wollen“

Die Corona-Krise kann auch eine Gelegenheit sein, um eine nachhaltige und bewusste Lebensweise zu ermöglichen – glaubt man im Heimatpflegeverband Südtirol.

Die Corona-Krise kann auch eine Gelegenheit sein, um eine nachhaltige und bewusste Lebensweise zu ermöglichen, für eine gemeinsame, lebenswerte Zukunft: Wir müssen es aber wollen! Das war eine der Kernaussagen der Vollversammlung des Heimatpflegeverband Südtirol am 29. Mai im Waltherhaus in Bozen. Gefeiert wurden aber auch Erfolge, wie die Rettung des Melagtales oder das Moratorium für Tourismuszonen im Grünen.

Auch die 70. Vollversammlung des Heimatpflegeverband Südtirol am 29. Mai musste der Corona- Krise Tribut zollen und fand deshalb in kleinstmöglichen Rahmen unter Einhaltung rigider Sicherheitsvorkehrungen statt. Im großen Theatersaal des Waltherhauses in Bozen trafen sich die Vorsitzenden der Mitgliedsvereine, der Landesvorstand des Heimatpflegeverbandes sowie die Rechnungsprüfer und Schiedsrichter im verordneten Sicherheitsabstand, um über das vergangene Jahr Resümee zu ziehen und die Schwerpunkte für das kommende Jahr zu setzen.

Krise bedeutet Gefahr, es kann aber auch eine Gelegenheit sein

„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit“. Mit diesem Zitat von J. F. Kennedy leitete Landesobfrau Claudia Plaikner ihren Vortrag ein. Das Corona-Virus hat uns allen sehr zugesetzt, vor allem kranken und schwachen Menschen, aber auch den Angestellten in Krankenhäusern und Altersheimen, den Familien und nicht zuletzt auch vielen Betrieben.

Und doch kann eine Krise auch eine Gelegenheit sein. Wir sind schon lange auf Sicht gefahren und haben zu wenig weder an die Zukunft unserer Kinder noch auf die Natur und Umwelt geschaut. Diese uns durch Corona auferlegte Verschnaufpause kann aber durchaus zukunftsweisend sein, kann die Nachhaltigkeit in vielen Bereichen als allgemein akzeptiertes Kriterium forcieren – wir müssen es aber wollen! Wir wissen: Gegen Corona wird es irgendwann eine Impfung geben, gegen den Klimawandel nicht. Deshalb muss unser aller Bemühen auch in diese Richtung gehen, dass wir unseren Lebensstil anhaltend ändern, um damit auch unserer Jugend eine Zukunftsperspektive zu geben. Und wir müssen das auch weiterhin von den Politikern einfordern, dass sie den Entscheidungen eine ganzheitliche, zukunftstaugliche Sicht zugrunde legen.

Neue Kommunikationskampagne für den Heimatpflegeverband, Wiederauflage des Projekts Steinzeichen
Der Heimatpflegeverband arbeitet derzeit an einer Kommunikationskampagne für den Verband. Ziel ist es, die Arbeit der Südtiroler Heimatpflege für die Erhaltung und sanfte Weiterentwicklung der Südtiroler Natur- und Kulturlandschaft in den Mittelpunkt zu rücken, aber vor allem auch um die Jungen für das Thema der Heimatpflege und Heimatkunde zu erreichen. Dabei soll auch nachhaltig am bisherigen Image der Heimatpflege als „Verhinderer“ in Richtung „Bewahrer“ und „Gestalter“ gearbeitet werden.

Neben vielen weiteren Initiativen und der laufenden Arbeit wird ein weiterer Schwerpunkt des heurigen Verbandsjahres auf die Wiederauflage des Projekts „Steinzeichen“ gesetzt. Bereits von 1966 bis 1990 hat der HPV für „vorbildhafte öffentliche und private Neu- und Umbauten“ das sog. „Steinzeichen“ vergeben. Damit soll ein positiver Impuls für die Wertschätzung der historischen und innovativen Baukultur gegeben und die Bemühungen der Bauherren, die mit Feingefühl Gebäude und Ensembles pflegen und für die aktuellen Bedürfnisse adaptieren, in den Fokus gerückt werden.

Langtaufers, Tourismuszonen im Grünen und Raumplanung

Im Tätgigkeitsbericht, den Geschäftsführer Josef Oberhofer bei der Vollversammlung vorstellte, konnte unter ein Thema, das den Heimatpflegeverband bereits seit Jahren beschäftigt ein erfolgreicher Schlussstrich gezogen werden. Das wunderbare Naturjuwel Melagtal wurde durch die

Ablehnung der Skiverbindung Langtaufer-Kaunertal in der Landesregierung und nicht zuletzt durch den Einsatz der Heimatpfleger gerettet.
Viel Arbeit investierte der Heimatpflegeverband im letzten Jahr in das Thema neue Tourismuszonen im Grünen, die im Hinblick auf die neue Raumordnung wie die Pilze aus dem Boden schossen. Das Moratorium der Landesregierung für neue Tourismuszonen außerhalb des Siedlungsgebietes war hier ein Zwischenerfolg, den die Heimatpfleger in diesem Bereich verbuchen konnten. Gerade die Corona-Krise wird zeigen, dass das Alleinstellungsmerkmal der intakten und reizvollen Kultur- und Naturlandschaft für den Tourismus in Südtirol in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Ein weiteres Dauerthema war und ist das neue Raumordnungsgesetz, das Anfang Juli in Kraft treten soll. Auch hier hat sich der Heimatpflegeverband intensiv eingebracht. Nach wie vor sind mit dem neuen Gesetz negative Auswirkungen auf die Natur- und Kulturlandschaft zu befürchten.

Netzwerkarbeit und Ortsbegehungen.

Ein besonderes Augenmerk wurde auch 2019 auf die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Einrichtungen gelegt. Sehr erfreulich ist es, dass die Welschtiroler Heimatpfleger ihren Verein „Terra tra i monti – Heimat tirolese“, mit Unterstützung des HPV, wiedergegründet haben. Ein sehr fruchtbares Jahr also für die Gesamttiroler Heimatpfleger.

Ein weiterer Erfolg war die Annäherung zwischen Stiftung Landschaft Südtirol und dem Heimatpflegeverband durch eine gemeinsame Büroführung.
Seit Jahren sehr gut funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt. Zur Zeit wird an einem gemeinsamen Leitfaden zum Denkmalschutz für Eigentümer von denkmalgeschützten und anderen wertvollen Objekten gearbeitet.

Eine sehr schöne Aktion, die in den letzten Jahren wieder reaktiviert wurde, sind die Ortsbegehungen. 2019 wurden in Tramin, St. Pankraz und Burgstall zusammen mit dem jeweiligen Ortsverein eine Ortsbegehung organisiert und abgehalten.

Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht

Die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht hat 2019 die Musikkapelle St. Pauls und die Musikkapelle Pfunders bei der Neuanschaffung bzw. Ergänzung ihrer Tracht beraten. Weiters hat sich die ArGe an der Herausgabe eines Ratgebers zum richtigen Tragen und zur Pflege der Tracht in Zusammenarbeit mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen und der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz sowie an der Herausgabe eines Folders über die Pustertaler Männertracht im Auftrag des Südtiroler Bauernbundes maßgeblich beteiligt.

460 bearbeitete Ansuchen für die Landschaftspflege

460 bearbeitete Beitragsansuchen und betreute Antragsteller für die Sanierung und Wiedererrichtung von bäuerlichen Kleindenkmälern und die Vermittlung von rund 1,2 Millionen Euro an Beiträge: Das ist die Bilanz 2019 im Bereich der Landschaftspflege. Für die Bereitstellung der Geldmittel zur Erhaltung und Pflege all dieser landschaftsprägenden Elemente dankt der Heimatpflegeverband der Südtiroler Landesregierung.

Den unermüdlichen Sachbearbeitern im Heimatpflegeverband und den Mitarbeiter*innen der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung sei an dieser Stelle ebenso aufrichtig gedankt.

Claudia Plaikner als Landesobfrau bestätigt, zwei neue Vorstandsmitglieder

Auch die Neuwahl des Landesvorstandes stand heuer auf der Tagesordnung. Claudia Plaikner wurde mit überwältigender Mehrheit für weitere drei Jahre als Landesobfrau bestätigt. Franz Fliri und Josef Vieider werden ihr auch weiterhin als Obfraustellvertreter zur Seite stehen. Neu in den Landesvorstand gewählt wurden Valentine Kostner aus Gröden und Georg Hörwarter aus Meran. Agnes Andergassen und Johannes Ortner wurden als Vorstandsmitglieder bestätigt. Auch Egon Fischnaller als Rechnungsprüfer und Oswald Brunelli, Peter von Hellberg und Herald Kleewein als Schiedsrichter werden für den Heimatpflegeverband weitere drei Jahre im Einsatz sein.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • george

    Und die Ortsbeauftragten des HPV hat man ganz einach draußen gelassen. Erst hinten nach dürfen wir von so einer als irrig bezeichneten „Vollversammlung“ erfahren. Weder Zeitpunkt noch Ort dieser komisch anmutenden Versammlung durften wir erfahren und auch nicht die Themenschwerpunkte. Bin echt erstaunt darüber, dass man im digitalen Zeitalter auch beim HPV so eng verfährt.

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