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Griff in die Kreissäge

Ohne Worte

Inspirieren das Coronavirus und die Quarantäne die Künstler*innen zu neuen Werken? Wenn ja, zu welchen? Die Corona-Galerie der Tageszeitung sucht Bilder und fragt mit Marcel Proust und Max Frisch nach. Heute der Maler und Bildhauer Andreas Zingerle.

 Wie geht´s?

Ja, ja.

Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Ich hoffe gut.

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Warum schweigen die Lämmer“ von Rainer Mausfeld.

Was ist Ihre erste Erinnerung?

Ein Griff in eine Kreissäge mit 3 Jahren.

Was wollten Sie als Kind werden?

Kein Tischler.

Warum sind Sie Künstler geworden?

Das hat sich mit der Zeit so ergeben.

Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?  

Ja, immer wenn die Müllgebühr fällig wird.

Wenn Sie nicht Künstler wären, wer oder was möchten Sie sein?  

Vielleicht ein Journalist, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

Welche/r Künstler/in hat Sie am stärksten beeinflusst?

Francisco de Goya.

Welches künstlerische Werk hätten Sie gern selbst gemacht?

Jenes, welches noch nicht existiert.

Welchem/r Künstler/in möchten Sie gerne begegnen?

Maria Lassnig, ist leider schon verstorben.

Was würden Sie ihn/sie fragen?

Ob sie auch Probleme mit der Müllgebühr hatte.

Zweifeln Sie manchmal an der Kunst?

Meistens.

Was nervt Sie an der Kunstwelt?

Das Aufgeblasene.

Was vermissen Sie in der Quarantäne am meisten?

Meine Tochter und ihr Neugeborenes.

Verändert die Quarantäne Ihre Kunst oder machen Sie einfach weiter wie bisher?

Es gibt einige aktuelle Arbeiten, die speziell mit dieser Thematik zu tun haben.

Ist die Corona-Pandemie ein Thema Ihrer Kunst oder halten Sie sie davon frei?

Nicht die Pandemie, eher die Panhysterie beschäftigt mich derzeit, auch künstlerisch.

Wovor fürchten Sie sich?

Vor zu mächtigen Großkonzernen.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Das Glück gibt es nicht, es gibt glückliche Momente und die habe ich zum Glück.

Was ist für Sie das größte Unglück?

Sollte es nächste Woche keine neuangepasste Eigenerklärung geben.

Möchten Sie gerne reich sein?

Nein, aber auch nicht arm. Es fehlt generell an einer gerechten Verteilung von allem.

Welche Hoffnung haben Sie schon aufgegeben? 

Die Hoffnung, dass der Mensch aus der Geschichte lernt.

Welches ist Ihr liebstes Vorurteil?

Den Mächtigen gegenüber.

Lieben Sie jemand?

Ja.

Sind Sie sich selbst ein/e gute/r Freund/in?

Nicht immer.

Was würden Sie an Ihrem Äußeren am liebsten ändern?

Die Haare.

Was ist Ihr größter Fehler?

Ein gewisser Egoismus.

Was verabscheuen Sie am meisten?

Ungerechtigkeit.

Wie alt möchten Sie werden?

So alt, wie es für mich vorgesehen ist.

Wie möchten Sie sterben?

Schnell

Glauben Sie an die Wiedergeburt?

Nein.

 

Zur Person

Andreas Zingerle, 1963 in Brixen geboren, lebt und arbeitet in Percha. Von 1993 – 1999 besuchte er die Akademie der Bildenden Künste München. Malerei und Skulptur kennzeichnen sein Werk. Als Bildhauer arbeitet er mit Beton. Es sind Alltagsgegenstände, die er aus ihrem gewohnten Kontext herauslöst, sie in einen Maßstab vergrößert und ihnen dadurch eine wesensbezogene Individualität verleiht. Dem menschlichen Körper entzieht er ausgehend von erotischen Puppen jede Individualität und deformiert ihn zu abstrakten Formen. Als Maler nutzt er die Porträtmalerei in ihrem ursprünglichen Sinn, nämlich dem oder der Porträtierten einen Platz in der Ahnengalerie zu geben. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, 2013 wurde ihm der Richard Agreiter – Kunstpreis für Bildhauerei verliehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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