Die Komasäufer
Im Jahr 2019 mussten in Südtirols Notaufnahmen 944 Behandlungen wegen massiven Alkoholmissbrauchs durchgeführt werden – 345 Zugänge betreffen Jugendliche unter 30 Jahren.
von Lisi Lang
Die Landtagsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit hat sich mittels Anfrage über den Alkoholmissbrauch in Südtirol im Jahr 2019 erkundigt. „Es geht darum Kenntnis darüber zu erlangen, wie viele Personen wegen übermäßigem Alkoholkonsum ins Krankenhaus gebracht werden mussten“, erklärt Myriam Atz Tammerle, die sich in den letzten Jahren regelmäßig über die aktuelle Entwicklung erkundigt hat.
Im Jahr 2019 wurden in Südtirols Notaufnahmen insgesamt 944 Zugänge wegen massiven Alkoholmissbrauchs verzeichnet, „ein Plus von 31 Behandlungen im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Myriam Atz Tammerle mit Blick auf die Zahlen. Mehr als 700 verschiedene Personen mussten betreut werden, einige sogar mehr als nur einmal, wie die doch höhere Zahl an Zugängen zur Notaufnahme wegen überhöhtem Alkoholkonsum zeigt.
Spitzenreiter war im Jahr 2019 mit 323 Einlieferungen wieder das Landeskrankenhaus Bozen, gefolgt vom Krankenhaus Brixen mit 170 Fällen und mit 164 belegt das Krankenhaus Bruneck den dritten Platz.
In ihrer jährlichen Anfrage ist es der Süd-Tiroler Freiheit auch immer wichtig, einen Überblick über die Situation bei den Jugendlichen zu erhalten. Wie aus den von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann übermittelten Zahlen hervorgeht, betreffen 345 der 944 verzeichneten Erste Hilfe-Zugängen wegen massiven Alkoholmissbrauchs Jugendliche unter 30 Jahren. Insgesamt 12 Jungendliche waren nur zwischen 10 und 14 Jahre alt. „Hier braucht es wirklich gezielte Präventionsmaßnahmen“, unterstreicht Myriam Atz Tammerle. „Wie etwa, dass Jugendliche und deren Eltern nach einer Einlieferung ins Krankenhaus neben der medizinischen Versorgung auch eine psychologische Beratung erhalten“, betont Atz Tammerle. So sehe es auch der bereits im Jahr 2015 beschlossene Landespräventionsplan vor. „Bis dato ist jedoch nichts geschehen“, bedauert die Landtagsabgeordnete. Die Patienten würden lediglich mit einer Telefonnummer des Psychologen vom Krankenhaus nach Hause geschickt.
Landesrat Thomas Widmann geht in seiner Antwort aber auf eine Neuerungen ein: „Ab 1.1.2020 hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit der Stiftung ,Forum Prävention Onlus’ ein Vertragsabkommen für die Gesundheitsförderung und die Prävention der verschiedenen Formen von stoffgebundenen und/oder stoffungebundenen Abhängigkeiten genehmigt“, erklärt Widmann. „Die Stiftung organisiert spezifische Workshops für Jugendliche in den Schulen, welche über die Jugendzentren und geschulte Jugendarbeiter weiterhin angeboten und weiterentwickelt werden“. Auch für Eltern und Familien soll es eigene Angebote geben.
Zurück zu den Zahlen: In seiner Antwort hat Landesrat Widmann auch die Zahlen jener Patienten übermittelt, die wegen eines Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten. 391 Personen mussten im Jahr 2019 stationär betreut werden, das sind zwei mehr als im Jahr zuvor. Mehr als die Hälfte dieser Patienten ist zwischen 50 und 75 Jahre alt. Auch zeigt sich bei den stationären Behandlungen, dass insgesamt 101 Personen mehr als einmal stationär aufgenommen werden mussten. Bei den stationär betreuten Patienten wurden zudem oftmals andere Nebensubstanzen nachgewiesen.
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert angesichts dieser Zahlen einmal mehr gezielte Maßnahmen gegen den Alkoholmissbrauch: „Es bedarf jetzt neben Maßnahmen zur Suchtprävention, auch ausreichend Fachpersonal für Suchtkranke und suchtgefährdete Personen, denn Experten im Suchtbereich warnen bereits, dass die Coronakrise die Suchtgefahr und auch die Gefahr von Rückfällen erhöht hat“, erklärt Myriam Atz Tammerle.
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