Urlaub auf dem Campingplatz?
Viele Familien sehnen sich nach einem Strandurlaub auf dem Campingplatz. Doch unter welchen Bedingungen ist dieser überhaupt möglich? Paolo Bertolini, Besitzer eines großen Campingplatzes in der Nähe von Venedig, klärt auf.
von Markus Rufin
Noch vor wenigen Wochen schien ein Strandurlaub im Sommer unmöglich. Doch angesichts der verbesserten Situation machen sich nun viele Familien Hoffnung, doch noch ans Meer fahren zu können.
Vor allem Familien mit kleinen Kindern verbringen ihren Urlaub auf großen Campingplätzen in Jesolo, Caorle oder in Rimini. Zu den beliebtesten Urlaubszielen der Südtiroler zählt sicherlich die Gemeinde Cavallino Treporti. In der Gemeinde in der Nähe von Venedig befinden sich zahlreiche große Campingplätze.
Der gebürtige Bozner Paolo Bertolini ist der Besitzer einer dieser Plätze – „Marina di Venezia“. Er weiß daher genau darüber Bescheid, unter welchen Bedingungen ein Familienurlaub auf dem Campingplatz möglich ist.
„Alle Campingplätze in unserer Gemeinde, bis auf einige kleinere, werden bis zum 20. Juni öffnen“, erklärt Bertolini. „Wir hoffen natürlich, dass Deutschland bis dahin seine Grenzen öffnet, aber auch ohne ausländische Gäste werden wir aufsperren.“
Die Campingplatzbetreiber in Cavallino Treporti bieten heuer „Slow Holiday“ an. „Ein Urlaub der nur zur Entspannung dient. Keine Feste, keine Feiern, nur Erholung“, führt Bertolini aus. Wenn man das akzeptiert, sei ein Urlaub wie jedes Jahr möglich, betont Bertolini.
Auf dem Campingplatz selbst würden sich die Beschränkungen nämlich in Grenzen halten, meint der Campingplatzbetreiber: „Der Abstand von einem Meter ist natürlich einzuhalten, allerdings ist das kein großes Problem.“
In Geschäften und Restaurants muss dagegen ein Zwei-Meter-Abstand von Tisch zu Tisch eingehalten werden. Ohnehin werde man aber Take Away anbieten, damit die Gäste in ihren Zeltern oder ihren Bungalows essen können. Ansonsten gebe es keine besonderen Vorschriften. Sogar die Maskenpflicht könnte Anfang Juni abgeschafft werden – zumindest hofft das Bertolini.
Aber auch der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, hatte bereits angekündigt, die Maskenpflicht ab 3. Juni abzuschaffen, wenn sich die Situation nicht verschlechtert.
Eine weitere Problemzone sind die Strände. Bilder von Strandboxen und Meldungen von strikten Abstandsregelungen, die eingehalten werden müssen, haben viele abgeschreckt. Doch auch hier sieht Bertolini kein Problem: „An den Stränden von Jesolo und Rimini, wo Liegestühle und Schirme ihren festen Platz haben, müssen natürlich Abstände geschaffen werden. Unsere Strände sind aber frei und sehr breit. Deshalb reicht es, einen Abstand von einem Meter einzuhalten.“
Ebenso wenig Sorgen macht sich der gebürtige Bozner über die Sanitäranlagen und Bungalows in den Campingplätzen: „Wir haben diese immer schon regelmäßig desinfiziert. Heuer werden wir e mehrmals am Tag machen und andere Mittel verwenden, aber Bäder und Duschen werden auf jeden Fall zugänglich sein.“
Bertolini ist sich sicher, dass ein Urlaub auf dem Campingplatz die „sicherste Form des Urlaubs“ ist. Das sei ihm auch von verschiedenen Gesundheitsbehörden attestiert worden: „Die Leute sind den ganzen Tag im Freien und können, wenn sie wollen, mit niemanden Kontakt haben.“
Dass der Urlaub aber definitiv nicht so wird, wie in den vergangenen Jahren, beweist die Tatsache, dass in den Schwimmbädern nach wie vor strikte Regeln gelten. „Wir werden die Besucheranzahl in den Schwimmbädern verringern müssen“, erklärt Bertolini. „Außerdem besteht derzeit dort Badekapppenpflicht, wir hoffen, dass es aber auch hier zu Veränderungen kommt, wenn sich die Lage bessert.“
Nicht stattfinden werden dagegen Konzerte, Shows und sonstige Veranstaltungen. Hinter der Kinderanimation sei derzeit noch ein Fragezeichen.
Auch Kontrollen werden immer wieder durchgeführt werden. Die Region hat die Campingplatzbetreiber zwar angewiesen, diese selbst durchzuführen, aber auch offizielle Behörden werden in den Campingplätzen kontrollieren.
Dennoch ist sich Bertolini sicher, dass auch heuer wieder Urlaub auf dem Campingplatz gemacht wird: „Wir haben im Juli und August natürlich nicht die gewohnte Anzahl an Buchungen, aber einige wurden gemacht. Sobald die Leute wissen, dass sie kommen dürfen, werden sie das machen.“
Ob sich die Öffnung auch finanziell rentiert, ist dagegen eine andere Frage und hängt laut Bertolini vor allem von der Grenzöffnung Deutschlands ab: „Wenn Deutschland seine Grenzen öffnet, können wir uns noch retten.“
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Kommentare (15)
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tiroler
Die Moral der Geschicht: Italien braucht das deutsche Geld.
Egal ob in der Form von deutschen Touristen oder geschenkte EU Milliarden von deutschen Steuerzahlern.
Eines ist sicher, ohne Deutschland (und aich Österreich)geht Italien in den Staatsbankrott