Ende des Lockdowns
Der Brixner Kulturverein Astra 2.0 fordert konkrete Vorgaben und wünscht sich gleiche Regeln für alle.
Ist es verantwortungsbewusste Zurückhaltung? Ist es Bescheidenheit? Es war auffallend, dass in den vergangenen Wochen und Monaten eine Stimme so gut wie gar nicht zu hören war: Die Stimme der kleinen Kulturvereine, der KulturarbeiterInnen, der MusikerInnen, SchauspielerInnen und all jener, die ohne Verband und Lobby, allermeistens in völliger Eigenregie, wesentlich zum kulturellen Gesamtbild des Landes beitragen.
Der noch junge Brixner Kulturverein Astra 2.0 hat vor wenigen Tagen dieses Schweigen mit einem offenen Brief gebrochen und stellt darin die Frage : „Wie sollen Kulturinitiativen mit diesen Maßnahmen überleben?” Astra 2.0 weist darauf hin, dass die (kulturellen) Veranstaltungen die ersten waren, die, wir erinnern uns, bereits Anfang März untersagt wurden. Und, wie es scheint, werden sie auch die letzten sein, die wieder zugelassen werden.
In dem Schreiben, das Astra 2.0 über seine Facebook-Seite veröffentlicht hat, werden zudem Fragen nach der Finanzierung des zusätzlichen Aufwandes in Corona-Zeiten gestellt (Desinfektionsmittel, Online-Plattformen für den Ticketverkauf…), es wird auf das Fehlen von Einnahmen durch das Verbot des Verkaufs von Getränken und Essen verwiesen.
Astra 2.0 hat seine Aktivitäten zurzeit auf Null gesetzt. Auch digitale Alternativen werden nicht in Betracht gezogen, wie uns Elias Gamper, Präsident des Brixner Vereins erzählt: „Wir haben uns das zwar überlegt, aber zum einen gibt es diesbezüglich ein Überangebot, zum anderen ist das Finanzieren von Online-Angeboten in unseren Augen extrem schwierig.”
Ist die Existenz von Astra 2.0 gefährdet? Gamper: „Das hängt davon ab wie es weiter geht und ob es bald die Möglichkeit geben wird, etwas zu machen.”
Elias Gamper ist u.a. Tontechniker – im Bild während des von Asta 2.0 in Brixen organisierten Konzertes „Astra Vibes Vol. 1” im vergangenen Februar – und als solcher von einem 100% finanziellen Ausfall betroffen. Sämtliche Aufträge für jene, die im Bereich des Audio- und Licht-Service tätig sind, sind durch das Veranstaltungsverbot auf Null gesetzt worden. Es ist dies eine Gruppe von Personen, deren Wichtigkeit nur von Veranstaltern selbst wahrgenommen, ansonsten aber kaum gesehen wird.
Aus dem Amt für Kultur war zu erfahren, dass ein größeres Maßnahmenpaket diesbezüglich in Ausarbeitung ist, und am Mittwoch, 20. Mai 2020 ist eine Verordnung erschienen, die einige der finanziellen Ausfälle und Kosten für Veranstalter auffangen will.
Dennoch, was fehlt, sind klare Regelungen, die es Kulturvereinen wie dem Astra 2.0 ermöglichen, wieder aktiv zu werden. „Wir wünschen uns gleiche Regeln für alle”, heißt es in dem Schreiben abschließend, darauf verweisend, dass Restaurants und Bars, aber auch Kirchen geöffnet sind, während kleine kulturelle Veranstaltungen nach wie vor nicht möglich sind. Es sind dies Veranstaltungen, die, mit etwas Einfallsreichtum, durchaus umsetzbar sind, wie etwa der „Offene Kleiderschrank”, den Astra 2.0 ins Leben gerufen hat, ein Angebot, bei dem man am Rande von Veranstaltungen oder zu festgelegten Zeiten nicht mehr verwendete Kleidungsstücke abgeben kann und sich im Gegenzug dafür ein anderes Kleidungsstück mitnehmen kann.
Gamper: „Das Problem ist, dass gar keine Veranstaltungen stattfinden können. Es ist schon klar, dass Veranstaltungen generell ein hohes Kontaktrisiko mit sich bringen, aber es gibt auch Lösungen, wie zum Beispiel der ‚Offene Kleiderschrank‘, bei denen man das gut kontrollieren kann.”
Gamper fordert für die kleinen Veranstaltungen klare Vorgaben „die verhältnismäßig sind, wie es auch bei der Wirtschaft gemacht worden ist.”
Und es sind gerade die Perspektiven, die gerade für die Kulturvereine und diese im Kulturbereich tätigen Personengruppe fehlen. Gamper verweist dabei auf die von der österreichischen Regierung veröffentlichte Liste, die einen genauen Zeitplan enthält, was ab wann wieder möglich sein wird, die südlich des Brenners freilich fehlt. (rhd)
Info: www.facebook.com/astrazweinull
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