Privatjet für Erntehelferinnen
Der Traminer Winzer Martin Foradori hat acht Mitarbeiterinnen aus Rumänien mit dem Privatjet einfliegen lassen – weil es für ihn keine Alternative gab.
von Lisi Lang
Mehrere Wochen lang hat Martin Foradori vom Weingut J. Hofstätter in Tramin versucht, acht langjährige Mitarbeiterinnen aus Rumänien nach Tramin zu holen. Wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen war das aber alles andere als einfach, eine bürokratische und organisatorische Herausforderung.
Aber der Traminer Winzer gibt sich nicht so schnell geschlagen und hat seine acht Mitarbeiterinnen aus Rumänien vor einigen Tagen jetzt sogar mit einem Privatjet einfliegen lassen. „Ich habe in den letzte Jahren wirklich viel Ignoranz und Unwissenheit gesehen, aber noch nie so viel wie während dieser Pandemie“, wird Martin Foradori von der Tageszeitung „Corriere della sera“ zitiert.
Europäische Regelungen, welche in Ländern wie beispielsweise Deutschland oder Österreich problemlos funktioniert hätten, haben in anderen Ländern zu großen Problemen geführt.
Das hat auch der Traminer Winzer gemerkt, als er seine acht Mitarbeiterinnen aus Rumänien über die von der EU-Kommission eingeführten offenen Versorgungskorridore nach Südtirol holen wollte. An der ungarischen Grenze sind die acht Frauen nämlich nicht mehr weitergekommen. „Wir haben wirklich alles versucht, diese Probleme irgendwie zu lösen, aber leider ohne Erfolg“, erklärt Martin Forarodi gegenüber der Tageszeitung „Corriere della sera“.
Nach zwei Wochen am Telefon mit den Mitarbeiterinnen, Politikern in Rom und Brüssel sah sich der Winzer aus Tramin schlussendlich gezwungen, einen Privatjet für die acht Mitarbeiterinnen zu organisieren. „Eine andere Möglichkeit gab es nicht“, wird der Traminer Winzer zitiert.
Auf die Frage, warum er es stattdessen nicht mit lokalem Personal versucht habe, da auch hierzulande wegen der Krise viele arbeitslos geworden sind, antwortet Martin Foradori: „Nach zwei Stunden Probe haben viele das Weingut wieder verlassen, weil ihnen der Job zu anstrengend war.“
Für Martin Foradori waren die acht Mitarbeiterinnen, die teilweise schon seit zehn Jahren in Tramin beschäftigt sind, daher die einzige Option. „Diese Ausgabe ist sicher nicht ohne und vielleicht auch ein bisschen verrückt, aber sie war für die Zukunft meines Weinguts notwendig – ich hatte einfach keine Alternative“, so Foradori weiter. Angesichts der aktuellen übertriebenen Preise für einen Kleinbus seien die Kosten für den Privatjet zudem nicht so viel höher gewesen, ergänzt der Winzer.
Im Bericht des Corriere della sera findet der Traminer Winzer aber auch ganz klare Worte für die Regelungen in Italien: „In Deutschland sind die Verfahren viel klarer und schlanker. In Italien konnten wir hingegen nicht einmal die intelligenten Maßnahmen anderer EU-Länder kopieren“, ärgert sich Foradori.
Bereits vor einigen Tagen sind die acht Saisonarbeiterinnen in Bozen gelandet. Der Bericht über die doch ungewöhnliche Aktion hat aber auch national für Aufsehen gesorgt – neben dem Corriere hat auch die nationale Nachrichtenagentur ANSA über den Traminer Sonderfall „Jet für Saisonarbeiterinnen“ berichtet.
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Kommentare (49)
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flottebiene
Und solche Bauern – Entschuldigung Winzer-wollen sie unterstützen Herr Schuler????
Herr Foradori, es wäre besser sie hätten diese Helferinnen einfliegen lassen (wenn schon dringend notwendig), dabei aber ihre Klappe halten sollen….
asterix
Was das Einfliegen angeht kann man geteilter Meinung sein. Was aber seine Aussage bezüglich Verordnungen betrifft hat er leider recht. Was in Ö oder D ohne Weiteres geht, ist in Italien unmöglich. Ich denke nur an die saublöden Eigenerklärungen in fünf Auflagen. Von der Bürokratie für die Hilfsgelder rede ich gar nicht. Bananenstaat, zum schämen.
andreas
Vor 2 – 3 Wochen hat Foradori im Radio noch geklagt, wie schlecht es den Weinbauern geht und ich wollte ihn fast anrufen, um ihm ein paar Euro zu überweisen, damit er seine 50 ha nicht verkaufen muss.
Wie es aussieht, wird er aber wohl auch ohne meine Hilfe durchkommen. 🙂
florianegger
gelebter Umweltschutz dieses Einfliegen. Wie umweltfreundlich wird der restliche Produktionsablauf erfolgen?
tiroler
Kein schlauer Kommentar.
Ein Porscheverkäufer sollte so etwas nicht sagen
hubertt
Hat die Genehmigung von der Greta, dafür darf diese sich eine Flasche Wein aussuchen und ne Woche Urlaub machen.
sougeatsnet
Dies ist nichts anderes als modernes Sklaventum. Alle Bauern mit neuestem Fendt und Mercedes solten, dürften keine Beiträge bekommen. Auch der jetzt nicht verkaufte Wein ist ja nicht verloren, sondern wir sicherlich verkauft werden. Wo da die Notlage ist, ist mir schleierhaft. Vergleicht man dazu Leute, welche jetzt keine Arbeit haben, dann ist dies Jammern auf sehr sehr hohem Niveau. Auch, dass diese 600€ zu über 40% an Bauern gegangen sind ist mir unerklärlich. Die Bauern konnten da auf eine gute Organisation zurückgreifen, gerecht ist es trotzdem aber auf keinen Fall.
wichtigmacher
Olls Blödsinn, die Bauern kriegn in Wein nimmer los, donn miasn sie ihn selber saufen, donn redn sie an so an Zopf……..
meintag
Dann sage Einer unserer Wein Politiker wieder dass nach der Pandemie Nichts Mehr so ist wie Vorher. Anstatt Alle zum Umdenken zu bringen braucht es anscheinend doch die 2. Welle sodass auch solche Landwirte wie in diesem Fall einsehen dass Sie für die Gemeinschaft Mehr einbringen müssen als Flugzeuge zu chartern.
Ach ja bezüglich Kosten, ob Er für das Flugbenzin Steuern bezahlt?
prof
Ich bin immer noch der Meinung,sollte es zu einer 2.Corona Welle kommen,so wird der Staat irgendwie zu Geld kommen müssen und das einfachste ist die Ersparnisse der Bürger zu besteuern, wobei es wieder nur die „Kleinsparer“ treffen wird,denn die sogenannten „Großen“ wie hier auch der Traminer-Winzer,die haben wenig Bargeld auf ihren Banken ( wenn schon im Ausland) liegen,dafür jede Menge Besitz,wobei ich hoffe,daß auch dieser besteuert wird,ansonsten wird es sicher zu einem Aufstand kommen.
gerhard
Es ist schon lustig, zu lesen, wie hier das linke Völkchen Schnappatmung bekommt, wie es vor lauter Neid und die Missgunst fast zum Platzen der Genossen kommt.
Wenn ein Unternehmer seine Fachleute, die gerne und hart arbeiten (Antwort auf die Frage- was haben die, was mancher arbeitslose Einheimische nicht hat!) aus Zeitnot und dringend wartender Arbeit einfliegen läßt, dann ist das eine Entscheidung, die er sich betriebswirtschaftlich gut überlegt hat.
Ob es besonders gescheit war, damit in der Öffentlichkeit zu prahlen sei dahingestellt.
Aber er hat es entschieden, er hat es gezahlt und dann waren die Mitarbeiter halt auch das Geld wert.
Neider, Fluggegner, Dauermotzer, tut mir leid.
So läuft die Wirtschaft.
das werdet Ihr nicht ändern können.
Gott sei Dank!
meintag
Und erst die Weinkost. Nicht nur mit Maskenpflicht sondern auch mit einem gewissen Beigeschmack.
rowa
ist doch eine perfekt inszenierte Werbung 🙂