„Sehr bescheiden“
In einer E-Mail wirft Athesia-Direktor Michl Ebner dem LH vor, bei den Corona-Infokampagnen zu knausrig zu sein. Das Land unterlasse „lebensnotwendige“ Aufklärung.
von Artur Oberhofer
Hatte sich die Tageszeitung „Dolomiten“ Anfang März noch über Covid-19 lustig gemacht („Da bringt ein Südtirol-Urlauber nach dem anderen ein ganz spezielles Mitbringsel namens Covid-19 mit nach Hause, und wir bleiben mit (…) einer Frage zurück: Warum kriegen die, was wir nicht haben?“), möchte das Medienhaus nun, wo das Virus auch das Tourismusparadies Südtirol in die Knie gezwungen hat, „lebensnotwendige Aufklärung“ für die Südtiroler Bevölkerung betreiben.
Gegen Bezahlung, versteht sich.
Athesia-Direktor Michl Ebner hat dem Landeshauptmann vor einigen Tagen eine E-Mail geschickt, die der TAGESZEITUNG vorliegt und die sehr viel aussagt über Südtirol. Über die herrschenden Machtverhältnisse. Und über das Dilemma eines LH, der zaghaft versucht, sich vom mächtigsten Medienhaus im Lande zu emanzipieren – und dann immer wieder die Rute ins Fenster gestellt bekommt.
In der ihm eigenen, zwar schnörkellos direkten, aber doch immer sehr feinen Art, bedankt sich Michl Ebner in der E-Mail einleitend beim LH für den „Südtiroler Weg“, findet allerdings, dass das Land viel zu wenig Geld für mediale und „lebensnotwendige“ Aufklärungskampagnen ausgebe. Ebner rechnet dem LH penibel vor, wie viel Geld die österreichische Bundesregierung und das Land Tirol ausgeben. Die Südtiroler Regierung gebe im Vergleich nichts aus, weil man – so unterstellt der Athesia-Direktor – verhindern wolle, dass „etwas von den Mitteln bei der Athesia landen“.
Was steht in der E-Mail, die Michl Ebner zur Kenntnis auch an die Landesräte Arnold Schuler, Philipp Achammer und Thomas Widmann geschickt und die auch Thema der letzten Sitzung der Landesregierung war?
Das Dokument im Wortlaut:
„Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Arno Kompatscher!
Vorab Danke für den Südtiroler Weg.
(Den Zuspruch dazu habe ich in anderer Funktion schon von Anfang an öffentlich gemacht.).
Dann möchte ich auf den Nordtiroler Weg in Sachen Kommunikation hinweisen.
Zu den ca. jährlichen 3.000.000 (drei) Euro, die das Bundesland Tirol für das mediale Marketing der eigenen Tätigkeit ausgibt, wurden in der Coronazeit durch zwei Beschlüsse zusätzliche 2.000.000 (zwei) und weitere 250.000 Euro bereitgestellt und eingesetzt.
Dazu kommen noch anteilsmäßig die ca. 8.000.000 (acht) Euro Coronaoffensive des Bundes.
Das dürfte für das Bundesland Tirol sicher mehr als 500.000 Euro ausmachen. Das alles um über die redaktionelle Berichterstattung der Medien die Bevölkerung zu ihrem gesundheitlichen Schutz und Wohlergehen zu informieren.
Dazu nehmen sich die wenigen und von Südtirols Medienlandschaft mit größten Schwierigkeiten erreichten Infokampagnen von Sanität und Land sehr, sehr bescheiden aus.
Damit kommt das Land der lebensnotwendigen Aufklärung der Bevölkerung nicht nach.
Ein Verhalten, das ich umso weniger verstehe, weil es sich um die Gesundheit der Bevölkerung handelt, die nicht nur auf die Homepage des Landes oder der Sanität verwiesen werden kann.
Aber es ist in Linie mit der bisherigen Einstellung, dass man fast kein Geld für Marketing der eigenen Tätigkeit ausgibt (und sich selbst schadet), weil dann könnte auch etwas von den Mitteln bei der Athesia landen.
Mit freundlichen Grüßen
Michl Ebner
Athesia Dir.“
Kommentare (33)
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