Du befindest dich hier: Home » Politik » Getesteter Landtag

Getesteter Landtag

Hochrisikogruppe Politiker: Warum Sanitätslandesrat Thomas Widmann alle 35 Landtagsabgeordneten durchtesten will.

 Von Matthias Kofler

Sanitätslandesrat Thomas Widmann schlägt vor, in Kürze alle 35 Landtagsabgeordneten einem Corona-Schnelltest zu unterziehen. Die Begründung: Politiker stünden in ständigem Kontakt mit Menschen und gehörten daher zur Hochrisikogruppe. Die Entscheidung müsse aber das Fraktionssprecherkollegium treffen, betont der SVP-Politiker.

Im Landtag fallen die Reaktionen auf den Widmann-Vorstoß unterschiedlich aus. „Ich halte das für sinnvoll, meiner Meinung nach hätte man das aber schon früher tun sollen“, meint die Grüne Brigitte Foppa. Sie selbst sei vor dem Lockdown jeden Abend unterwegs gewesen und habe dabei mit vielen Menschen Kontakt gehabt. „Zudem sitzen wir 35 Abgeordneten eine Woche lang gemeinsam im Landtag“, betont Foppa.

Paul Köllensperger kommentiert den Vorschlag des Sanitätslandesrats ironisch: „So wird der Landtag zur Covid-Protected-Area.“ Der Team-K-Chef befürchtet, dass Polemiken entstehen könnten, wenn die Abgeordneten nun durchgetestet werden. Diese Tests müssten dann jede Woche wiederholt werden, damit sie einen Sinn hätten. Köllensperger schlägt stattdessen niedrige Ticketpreise für die serologischen Tests vor, damit sich alle BürgerInnen, unabhängig von ihrem Einkommen, testen lassen können. „Mir persönlich wäre es lieber, wenn die Altersheime und unsere Mitarbeiter durchgetestet werden“, so Köllensperger.

Landtagspräsident Sepp Noggler sagt: „Wie alle Bürger würden auch wir gerne wissen, ob wir infiziert sind, doch wir wollen keine Privilegien. Wenn andere, die es notwendiger hätten, nicht zum Zug kommen, dann bin ich gegen Schnelltests.“

Vielen Mitarbeitern des Sanitätsbetriebs stößt schon jetzt die „Sonderbehandlung“ für Politiker sauer auf: Während das Personal in den Labors, die für die PCR-Tests zuständig sind, nicht getestet werden, haben die für Infektionskrankheiten zuständige Primarin am Krankenhaus Bozen, Elke Maria Erne und die Direktorin des Departments für Gesundheitsvorsoge, Dagmar Regele, erst vor ein paar Tagen Sanitätslandesrat Thomas Widmann einen Besuch abgestattet, um diesen auf Covid-19 zu testen. Widmann kann die Aufregung nicht nachvollziehen: „Wir gehen nach den Vorgaben des staatlichen Protokolls vor. Dieses besagt, dass alle, die in den essentiellen Dienstleistungen arbeiten, regelmäßig getestet werden sollen.“ Zu dieser Gruppe gehören laut Widmann alle Gesundheitsberufe (Hausärzte, Apotheker usw.), der Generaldirektor des Sanitätsbetriebs, der Landeshauptmann, der Zivilschutz- sowie der Gesundheitslandesrat. „Da einer meiner engen Kontakte positiv getestet wurde und ich Husten hatte, wäre es unverantwortlich gewesen, mich nicht testen zu lassen“, sagt der SVP-Politiker.

Für die zweite Phase der Corona-Krise wolle der Sanitätsbetrieb bis zu 2.500 PCR-Abstriche am Tag durchzuführen, kündigt Widmann an. Damit könne man rasch die notwendigen Isolationsmaßnahmen treffen, falls irgendwo wieder neue Hotspots entstehen. Zudem wurde für die Wirtschaftstreibende und Hoteliers ein Protokoll erarbeitet, an das sie sich orientieren können, wenn sie ihren Betrieb durchtesten wollen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen