Die Zecken sind los
Es krabbelt wieder in Wäldern, Wiesen und Gärten: Wie man sich vor den Zecken schützen kann.
von Eva Maria Gapp
Das schöne Wetter und das Coronavirus locken derzeit viele Leute zum Spaziergang oder zur Jogging-Runde ins Grüne. Doch im Freien ist Vorsicht geboten: Denn mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Aktivität der Zecken zu.
Das weiß auch Martina Born, geschäftsführende Direktorin des Meraner Dienstes für Hygiene und öffentliche Gesundheit: „Die Zecken sind jetzt wieder sehr aktiv. Bei Bodentemperaturen ab sieben Grad marschieren sie los. Das neue Coronavirus ändert daran nichts. Sie werden in ihrer Aktivität dadurch ja nicht gebremst.“
Zecken leben an Waldrändern, im Unterholz oder auf Gräsern und warten auf einen Menschen oder ein Tier. Früher dauerte die Zeckensaison in Südtirol ungefähr von März bis Oktober. Doch mittlerweile sind die Blutsauger hierzulande ganzjährig unterwegs. Grund dafür sind die immer milderen Temperaturen. „Es gibt jetzt mehr Gelegenheiten, bei denen wir von einer Zecke gestochen werden können“, so Born.
Umso wichtiger ist es, vorsichtig zu sein. Denn Zecken sind Überträger gefährlicher Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). „Borreliose wird von Bakterien ausgelöst, die Nervensysteme und Gelenke schädigen können. Sie ist schwer zu diagnostizieren. Ein mögliches und deutliches Symptom ist die sogenannte Wanderröte, eine ringförmige und schmerzlose Rötung an der Stichstelle, aber auch an anderen Körperstellen“, sagt die Primarin. Gegen Borreliose werden Antibiotika eingesetzt.
Die FSME hingegen ist eine Viruserkrankung, die zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Hirnes und/oder des Rückenmarks führen kann. Hauptsymptome sind starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber. Das Tückische: Gegen FSME gibt es kein Medikament. Sprich: Die Erkrankung nimmt ihren Lauf. Es können nur die Symptome bekämpft werden. Eine Impfung ist die einzige Möglichkeit, sich tatsächlich wirksam zu schützen. Erst im Februar dieses Jahres hat der Hygienedienst in Bozen auf die Wichtigkeit dieser Impfung aufmerksam gemacht: Wer öfters in Zeckengebieten unterwegs ist, sollte sich gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen lassen. In Südtirol sind vor allem die Gemeinden des Überetsch und des Unterlandes, aber auch die Gegend südwestlich von Bozen stark vom Zeckenaufkommen betroffen.
Doch seit dem Ausbruch der Corona-Krise sind alle Impfungen für die Allgemeinbevölkerung – darunter auch die FSME-Impfung – ausgesetzt. „Derzeit impfen wir nur Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahren, Hochrisikopatienten und Schwangere“, sagt Born.
Letztes Jahr um diese Zeit gab es einen regelrechten Ansturm auf die FSME-Impfung. In der Landeshauptstadt mussten Erwachsene sogar bis zu 120 Tage auf einen Impftermin warten, weil die Nachfrage so groß war. Doch dieses Jahr ist alles anders.
Erst ab Mitte Juni wird wieder in allen Hygienediensten und auch in den meisten peripheren Impfzentren die Impftätigkeit wieder aufgenommen. „Von da an können wieder alle geimpft werden.“ Laut Born wird dann nicht nur die FSME-Impfung wieder für alle angeboten, sondern auch alle anderen Impfungen, die vom Impfkalender vorgesehen sind (Masern-Mumps-Rötel-Impfung, die Meningokokken-Impfung usw.)
Die Hygienedienste sind indes mit der Planung beschäftigt: „Wir sind gerade dabei zu planen, wie das im Juni umgesetzt werden soll. Denn wegen der Sicherheits- und Hygienevorschriften brauchen wir mehr Platz und mehr Zeit. Die Hygienedienste im Land reichen dafür nicht aus. Angedacht ist deshalb auf andere Räumlichkeiten auszuweichen, wie zum Beispiel auf Schulen. Aber auch das Messegelände steht zur Diskussion. Wir müssen sicherstellen, dass weder ein Risiko für die Patienten noch für die Mitarbeiter besteht.“ Außerdem muss laut Born eine sog. Pre-Triage stattfinden. „Das bedeutet, die Körpertemperatur wird gemessen, die Hände müssen desinfiziert werden und das Tragen einer Nasen-Mundschutzmaske ist Pflicht.“
In der Zwischenzeit appelliert Born an alle Menschen, beim Spazieren Acht zu geben und sich ausreichend zu schützen: „Der einfachste Schutz vor Zecken ist bedeckende helle Kleidung, wenn man in der Natur unterwegs ist, und feste Schuhe. Außerdem sollten die Socken über den Hosensaum gezogen werden, damit die Zecken nicht über die Socken unter die Hose krabbeln können.“
Außerdem empfiehlt sie nicht durch hohes Gras zu gehen und nicht am grasbewachsenen Wegrand entlang zu streifen, sondern auf dem Weg zu bleiben. „Nach einem Tag im Freien ist es zudem wichtig, zu Hause den Körper auf Zeckenstiche zu untersuchen, zu duschen und die getragene Kleidung zu waschen. Die Zecken mögen zarte Haut wie in den Kniekehlen, am Hals und an den Ohren, unter den Achseln und im Genitalbereich.“
Findet man eine Zecke, sollte man sie so schnell als möglich aus der Haut ziehen. Denn das Infektionsrisiko steigt mit der Saugdauer. „Am besten entfernt man sie mit einer spitzen Pinzette. Damit nimmt man das Tier und holt es mit einer Wipp-Bewegung heraus. Auf keinen Fall sollte man eine Drehbewegung machen, da man sonst Gefahr läuft, dass der Kopf abgetrennt wird“, rät Born.
Außerdem sollte man das Tier auf keinen Fall mit Öl oder Alkohol töten. Ansonsten spuckt die Zecke in ihrem Todeskampf alle Krankheitserreger aus und in die Wunde. „Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Stichstelle desinfiziert werden.“
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