Hermann Mahl – Autochrome
Die Galerie Foto Forum öffnet heute mit den nötigen Vorkehrungen und Anpassungen wieder ihre Türen. Spezial Öffnung für diesen Montag von 11 bis 5 Uhr nachmittags. Ab Dienstag gelten die üblichen Öffnungszeiten. Zu sehen sind Fotografien des Brunecker Fotopioniers Hermann Mahl.
Als Autodidakt und Freizeitfotograf widmete sich Hermann Mahl (1860 – 1944) schon bald nach seiner Rückkehr vom Militärdienst um 1883 mit Leidenschaft der Erzeugung von „Lichtbildern“, die er im Kreis der Brunecker Bürgerschaft vorführte.
Mahl arbeitete vor allem mit den damals üblichen Fotoplatten aus Glas im Format 13×18 cm und 9×12 cm. Noch vor der Jahrhundertwende schaffte er sich einen zweiten, wahrscheinlich mobileren Fotoapparat an und nutzte für die Erstellung der Bilder auch Zelluloidfilme vor allem im Format 6×9 cm.
Die ersten Farbfotografien nach dem Autochrome-Verfahren wurden am 10. Juni 1907 von den Erfindern, den Brüdern Lumière aus Lyon, in Paris der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Knapp vier Monate später (!), im Oktober 1907, fand bereits die erste Ausstellung von Farbfotografien (nach dem Lumière-Autochrome-Verfahren) von Hermann Mahl in seiner Buchhandlung in der Brunecker Stadtgasse statt. Wie Mahl innerhalb so kurzer Zeit an diese „revolutionären“ Farbplatten gekommen ist, ist nicht nachvollziehbar. Fest steht aber, dass er als Vertreter des Brunecker Bildungsbürgertums sehr weltoffen, kunstinteressiert und in früheren Jahren viel gereist war und offensichtlich gute Kontakte zur europäischen Kunst- und Fotografie-Szene pflegte. Dank der Technik der Autochrom-Platten (fotografische Bromsilberplatten) kann mit einer einzigen Aufnahme ein farbenrichtiges, direktes und positives Glasbild hergestellt werden.
Gerade das Jahrzehnt vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges war eine Zeit des Umbruchs, die auch von den Schattenseiten der technischen Zivilisation geprägt war. In der Abbildung von Landschaften im Reigen der Jahreszeiten, die Mahl vor allem in den Autochromen porträtierte, spiegelt sich ein Innehalten und Konservieren einer im Verschwinden begriffenen, als heil empfundenen Welt. Vor allem die Berge galten als Inbegriff von Natur und Freiheit, als Symbol für die Ferne des zunehmend hektischer werdenden Stadtlebens. Zu Mahls Lieblingsmotiven zählten Landschaften, vor allem Bergaufnahmen um das Brunecker Becken und im Gadertal sowie verschiedenste Ansichten der Stadt Bruneck und Bozen samt ihrer Umgebung. Einige dieser Bilder dienten unter anderem als Vorlage für Postkarten sowie Illustrationen in Zeitungen und anderen Druckprodukten wie zum Beispiel Reiseführern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Aufnahmen der Familie sowie Gruppenbildern mit Freunden und Bekannten.
Hermann Mahl wurde 1860 als Sohn des Buchdruckers und zeitweiligen Bürgermeisters von Bruneck Johann Georg Mahl geboren. Er absolvierte eine vierjährige Lehre im väterlichen Betrieb, bevor er seine Ausbildung als Schriftsetzer in München, Linz, Hamburg und an anderen Orten fortsetzte. In Stuttgart schloss er 1879 seine Lehr- und Wanderjahre ab. Nach dem Militärdienst arbeitete Mahl als technischer Leiter der Brunecker Druckerei. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Leitung des gesamten Geschäftes, das er auch unter der italienischen Verwaltung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie weiterführte. 1934 beging Hermann Mahl feierlich sein 60jähriges Berufsjubiläum, 1944 starb er im Alter von 84 Jahren.
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