„Das tut weh“
Der Tätowierer Hubert Plaikner fühlt sich in der Corona-Krise alleingelassen. „Mit 600 Euro kann keiner zwei Monate überleben.“
von Eva Maria Gapp
Tattoostudios blieben bislang in der öffentlichen Diskussion weitgehend unberücksichtigt. Doch auch sie trifft die Corona-Krise hart. Von Existenzängsten ist die Rede.
Hubert Plaikner ist einer von denen, die solche Sorgen plagen. Er ist Tätowierer und seit rund zwei Monaten ist sein Studio in Klausen geschlossen: „Die Krise hat mich, die Branche schwer getroffen. Es ist schwer über die Runden zu kommen, wenn das einzige Einkommen fehlt und es keine wirkliche Hilfe seitens des Staates oder des Landes gibt“, sagt er.
Er habe zwar den 600 Euro-Bonus erhalten, doch damit könne er nicht einmal die Miete für sein Studio bezahlen. Eigentlich würde Plaikner auch ein Verlustbeitrag zustehen, dieser soll vor allem Kleinstunternehmen, die in einer existenziell bedrohlichen Lage sind, unter die Arme greifen, aber diesen habe er bis heute nicht erhalten: „Es wurde gesagt, dass es Verlustbeiträge von 5.000 bis 10.000 Euro für kleine Betriebe in Not gibt, aber bislang ist kein Geld auf meinem Konto eingegangen“, sagt er. „Mit 600 Euro kann keiner zwei Monate überleben.“
Plaikner fühle sich von der Politik alleingelassen: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich alleingelassen fühle. Ich zahle seit Jahren Geld ein, aber wenn man dann mal wirklich in Not ist und Hilfe bräuchte, ist man auf sich alleine gestellt. Da fühle ich mich schon ein bisschen veralbert.“ Es brauche jetzt die Hilfe und nicht erst in ein paar Monaten.
Plaikner hat sich vor fünf Jahren seinen Traum vom eigenen Tattoostudio erfüllt. Seitdem hat er sich einen großen Kundenstamm aufgebaut. Das Studio läuft gut. So gut, dass man bis zu vier Monate auf einen Termin warten muss. Plaikner hat sich das hart erkämpft. „Ich habe nie etwas geschenkt bekommen. Die letzten Jahre waren kein Zuckerschlecken“, sagt er.
Die Tattoo-Branche ist kein leichtes Geschäft. „Als Tattoo-Studio ist es heutzutage unglaublich schwer zu überleben, weil es einfach so viele mittlerweile gibt“, weiß Plaikner. Die Tattoo-Branche boomt – und das seit Jahren. In Südtirol hat sich die Anzahl der Tattoostudios in den letzten zehn Jahren vervielfacht, von 1 auf ungefähr 80 Studios. Die Konkurrenz ist also groß.
Derzeit lebt Plaikner von seinen Ersparnissen. „Das tut natürlich weh, wenn man die letzten Jahre so hart gearbeitet hat, und nun sieht, wie die Ersparnisse immer weniger werden“, sagt er. Umso mehr hofft er, dass er jetzt am 11. Mai sein Tattoo-Studio wieder öffnen kann.
Vielen Kollegen geht es ähnlich: „Wenn dieser Zustand noch länger andauert, werden es viele Tattoostudios nicht überleben. Wir müssen am 11. Mai wieder arbeiten können.“ Ab dem 11. Mai dürfen laut Landesgesetz wieder Schönheitspfleger und Friseure – immer unter strengen Auflagen – arbeiten. „Ich gehe also stark davon aus, dass wir auch in diese Kategorie fallen.“
Für Plaikner und seine Kollegen stellt es auch kein Problem dar, mit Mundschutz und Handschuhen zu arbeiten. Im Gegenteil: „Schon vor Covid-19 haben wir uns immer an strenge Hygiene-Auflagen gehalten. Wir verwenden immer Handschuhe und tragen Mundschutz. Alle Geräte und Instrumente, die wir verwenden, werden immer sterilisiert“, erklärt er. Außerdem betont Plaikner, dass in einem Tattoo-Studio nicht die Gefahr besteht, dass mehrere Menschen aufeinandertreffen. „Ich arbeite nur auf Termin. Das heißt, es sind nur ich und der Kunde im Studio.“
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