„Stammkunden freuen sich“
In Mühlbach hat sich der Hotelier Horst Nössing etwas besonderes einfallen lassen, um wieder Geld zu verdienen: Er liefert seit dieser Woche Kaffee und Aperitife zu den Kunden nach Hause.
von Markus Rufin
Seit Beginn dieser Woche dürfen Gastronomen auf Bestellung Spiesen und Getränke zum Abholen bereitstellen. Vor allem für Restaurants ist das eine willkommene Veränderung, da so wenigstens ein paar Einnahmen generiert werden können. Bars bleiben vielerorts dagegen geschlossen.
Nicht so in Mühlbach. Dort hat sich der Hotelier Horst Nössing etwas besonderes einfallen lassen, um seine Kunden dennoch mit Kaffee und Aperitife zu versorgen. Sein Hotel Weiße Lilie am Kirchplatz von Mühlbach ist ein beliebter Treffpunkt.
Da die Bar im Hotel aber nicht öffnen darf, liefert Nössing den Kaffee einfach zu den Kunden nach Hause. Die Bestellungen nimmt er telefonisch auf, anschließend liefert er sie selbst mit dem Rad nach Hause. Dabei halte er sich an die Sicherheitsbestimmungen.
Offensichtlich hat Nössing damit einen Nerv getroffen: „Das Angebot wird von den Mühlbachern sehr gut angenommen. Heute (Gestern, Anm. d. Red.) kam ich beinahe ins Schwitzen. Weil ich mit dem Fahrrad zu langsam war, musste ich sogar aufs Auto umsteigen.“
Bestellungen bekomme er vor allem von Personen, die arbeiten dürfen. Vom Metzger über Textilhändler, Mechaniker, Büros bis hin zum Forstamt habe er von allen Bestellungen bekommen. „Ich wurde aber auch bereits drei Mal darum gebeten, für Geburtstagsfeiern etwas zusammenzustellen“, berichtet der Hotelier.
Bestellt wird in erster Linie Kaffee, aber auch Gipfelen, Kuchen und Aperitife werden laut Nössing immer wieder geliefert. Auch einen Drive-In hat Nössing eingerichtet. Diesen nutzte vor einigen Tagen sogar ein Hotelier aus Pfalzen.
Die Überlegung hinter Nössings Lieferservice war eine einfache: „Restaurants liefern ihre Speisen auch nach Hause. Warum sollte ich das dann nicht machen, auch wenn ich nur eine Halbpension habe? Der Kaffee ist schließlich für viele ein fixer Bestandteil des Tages.“
Dass diese Überlegung durchaus Sinn macht, merkt Nössing nicht nur an dem großen Interesse sondern auch an der Reaktion seiner Kunde, die sehr viel Freude haben. Er selbst freue sich aber ebenso darüber, Stammkunden wieder zu sehen.
Doch nicht nur der soziale Aspekt ist für Nössing ein Ansporn. Als Hotelier muss er derzeit zwangsweise auf Einnahmen verzichten: „So schaut wenigstens ein klein wenig heraus und das ist besser als nichts.“
Das liegt aber auch daran, dass er alleine in seiner Bar arbeitet. Der Mehraufwand halte sich trotz der vielen Bestellungen in Grenzen: „Ich bin um 7.00 Uhr früh in der Bar. Wenn ich nicht gerade eine Liste abarbeiten muss, bin ich schnell wieder zurück.“
In erster Linie ist es für Nössing aber vor allem eine Art Werbung, wie er selbst erklärt: „Die Leute vergessen so etwas nicht. Die meisten geben sogar Trinkgeld, weil sie so eine Freude haben. Das ist in der Bar selten der Fall.“
Daher werde er den Kaffee-Lieferdienst so lange aufrechterhalten, bis er sein Hotel und seine Bar wieder öffnen darf.
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Kommentare (10)
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andreas
Gute Idee, fürs Gemüt ist es sowieso besser, wenn man etwas tut, auch wenn es sich nicht wirklich rechnet.
george
Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wieviel Überflüssiges und Unnotwendiges Zeug viele unserer Leute sich angeeignet haben und dann dauernd mehr Stress bekommen , weil sie glauben, alles haben und an die Spitze treiben zu müssen. Wenn nicht bestimmte soziale Dienste durch solche Probleme und Krisenzeiten so überstrapaziert und extrem belastet würden, würde ich zur Gesundschrumpfung in jeder Hinsicht öfters eine solche Pandemie aals notwendig erachten. Anders werden bestimmte extreme umweltbelastende und ausflippende Menschen anscheinend nicht auf ein normales und erträgliches Maß zurückgesetzt.