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Arbeiten in den Ferien?

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Petra Nock von der Schulgewerkschaft SSG im ASGB erklärt, warum sich die LehrerInnen nicht für die Sommerbetreuung zwangsverpflichten lassen wollen und ärgert sich über die mangelnde Wertschätzung, die Lehrpersonen in dieser Diskussion entgegengebracht wird.

Tageszeitung: Frau Nock, weil Schulen und Kindergärten bis Herbst geschlossen bleiben, stehen viele Eltern vor einer großen Herausforderung. Der Ruf nach Sommerbetreuung wird da immer lauter…

Petra Nock: Wir sind uns bewusst, dass die Situation momentan schwierig ist und dass es Solidarität braucht, aber wir sehen auch die Situation, dass Lehrpersonen zurzeit unter widrigsten Bedingungen ihren Dienst tun. Wir bekommen Rückmeldungen, dass viele bis in die Nacht arbeiten und auch am Wochenende erreichbar sind, weil man sich den Situationen der Schüler teilweise anpassen muss – nicht jede Familie hat die gleichen Möglichkeiten und Voraussetzungen. Zudem musste der Unterricht komplett neu gestaltet und vorbereitet werden. Sicher, schwarze Schafe gibt es immer, aber ein Großteil der Lehrer ist äußerst fleißig und rund um die Uhr im Einsatz. Und mich stört daher an dieser Diskussion die mangelnde Wertschätzung, die den Kollegen und Kolleginnen entgegengebracht wird.

Weil Landesrat Philipp Achammer Lehrer und Kindergartenpersonal für die Sommerbetreuung einsetzen will?

Zu allererst muss man klarstellen, dass Lehrer nicht für eine Betreuung zuständig sind sondern für Unterricht. Rein dienstrechtlich ist es weder national noch lokal momentan möglich, dass Lehrer für die Sommerbetreuung verpflichtet werden – da bräuchte es neue Gesetze oder Bestimmungen mit klaren Rahmenbedingungen und Richtlinien.

Man muss solche Aussagen wie „Die Lehrer haben eh den ganzen Sommer frei“ aber einfach auch mal hinterfragen: Dass im Sommer vielfach Stunden ausgeglichen werden, die Lehrer während des Schuljahres mehr arbeiten, sieht niemand – man meint immer, dass Lehrer nur 20 Stunden in der Klasse sind.

Petra Nock

Aber was antworten Sie z.B. einem Handwerker oder Selbstständigen, der während der Krise nicht arbeiten konnte und nichts verdient hat und sich darüber ärgert, dass einige Lehrer, die nicht so fleißig Fernunterricht gestalten, normal bezahlt werden?

Es ist schade, dass jetzt diese Neiddebatte ausbricht. Wir haben nie gesagt, dass Lehrer nicht freiwillig Sommerangebote machen dürfen – als Gewerkschaft sagen wir nur, dass niemand verpflichtet werden kann, weil die Lehrer auch jetzt ihren Dienst leisten.

Um es klarzustellen: Wie lange dauern die Sommerferien der Lehrer?

Unser Vertrag sieht vor, dass das Schuljahr am 1. September beginnt und mit der letzten Lehrerkonferenz bzw. mit den Abschlussprüfungen endet. Aber auch hier gibt es Unterschiede: Viele Oberschullehrer haben eine Maturaklasse und arbeiten bis Mitte Juli, starten dann im August aber wieder mit Aufholmaßnahmen – d.h. die sechs Wochen Urlaub, die ihnen zustehen würden, bringen sie gar nicht unter. Aber auch viele andere Lehrer bereiten sich im Sommer auf das nächste Schuljahr vor, besuchen Fortbildungen und planen ihren Unterricht. Und gerade in dieser Zeit müssen die Lehrer im Sommer jetzt noch mehr umplanen, wenn man davon ausgeht, dass die Schule im Herbst nicht ganz normal wieder weiterlaufen kann – das ist viel Arbeit, die man nicht sieht.

Einige Eltern kritisieren aber auch, dass die Unterrichtsqualität in dieser Phase leidet und es sich einige Lehrer auch sehr einfach machen…

Dass der Unterricht nicht derselbe ist wie in der Schule, ist klar und die Lehrer sind sich dessen bewusst. Es ist aber auch nicht möglich, mit den Kindern täglich von 8.00 Uhr bis Mittag Videokonferenzen zu machen. Natürlich sind die Eltern teilweise stark gefordert und wir sind uns dessen bewusst, dass nicht alle Lehrer es schaffen, einen Online-Unterricht korrekt vorzubereiten – aber auch wir wurden von dieser Situation überrumpelt. Man muss hier auch schätzen, dass wirklich viele engagierte Lehrer Versuche und Bemühungen unternommen haben, die sicher noch verbesserungswürdig sind – dafür braucht es aber Zeit.

Interview: Lisi Lang

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