Die zweite Welle
„Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben“, sagt Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Nur dadurch könne eine „zweite Katastrophe“ verhindert werden.
Von Matthias Kofler
„Unser Grundziel war es, einen Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern“, erklärte Landesrat Thomas Widmann am Mittwoch im Rahmen der virtuellen Pressekonferenz. Dieses Ziel habe Südtirol – im Gegensatz zu manchen anderen Regionen Italiens – „knapp erreicht“. Die Zahl der Neuinfizierten nehme stätig ab, genauso jene der Patienten in den Intensivstationen. Nun gehe es darum, „das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren“. „Auch wenn es jetzt zu Öffnungen kommen wird – und ich kann auch den Druck der Menschen verstehen –, wäre es eine Fehleinschätzung zu glauben, dass man danach so weiterleben kann wie vor dem Virus. Es wird nicht von einem Tag auf den anderen eine virusfreie Zeit geben, sondern wir werden anfangen müssen, mit dem Virus zu leben, um eine zweite Infektionswelle und eine weitere Katastrophen zu verhindern“, betonte Widmann. Dafür brauche es die Mithilfe jedes einzelnen Bürgers. Auch in den kommenden Monaten gelte es, sich an den Mindestabstand, die Hygienemaßnahmen und an die Sicherheitsvorschriften zu halten.
Die Zahlen seien erfreulich, doch es sei weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit geboten, unterstrich auch Landeshauptmann Arno Kompatscher. „Wenn wir glauben, dass es jetzt plötzlich keine Regeln mehr gibt, dann wird dieser Zustand nicht lange gewähren. Dann werden wir sehr schnell wieder in den Lockdown zurückfallen und schließen müssen“, warnte der Regierungschef.
In Südtirol ist es seit dieser Woche wieder möglich, mit weniger als fünf Mitarbeitern in Betrieben und an Baustellen zu arbeiten. Laut dem LH halten sich sehr viele Angestellte und Unternehmen an die Vorschriften. „Wir haben aber leider auch schon feststellen müssen, dass es manche auf die leichte Schulter nehmen – das kann nicht toleriert werden“, sagte Kompatscher und kündigte entsprechende Kontrollen und Sanktionen an. Nur so könne man Schritt für Schritt die Freiheit zurückgewinnen. Südtirol könne zeigen, „dass wir eine reife und entwickelte Gesellschaft sind“.
Der LH erklärte weiters, dass Ministerpräsident Giuseppe Conte an seiner einheitlichen und zentralistischen Vorgehensweise im Kampf gegen das Coronavirus festhalten werde. Er selbst wolle aber einen größeren Spielraum für Südtirol einfordern – auch wenn er dafür nicht mehr viele Mitstreiter unter den Regionalpräsidenten habe. „Wir müssen akzeptieren, dass eine weltweite Pandemie nicht in unseren Kompetenzbereich fällt“, so Kompatscher.
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