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„Wir können nicht heiraten“

Foto: Gerd Eder

Julika Fink und Andreas Alber mussten ihre Hochzeit wegen Corona verschieben. Wie es dem Paar damit geht.

von Eva Maria Gapp

Für Julika und Andreas sollte der 20. März ein ganz besonderer Tag werden. Monatelang haben sie darauf hin gefiebert. Doch dann machte ihnen die Ausbreitung des Coronavirus einen fetten Strich durch die Rechnung.

„Wir mussten unsere Hochzeit verschieben“, sagt Julika heute. „Natürlich ist das erstmals ein Schock, wenn man sich so darauf gefreut hat. Es waren ja wirklich nur mehr 10 Tage bis zur Hochzeit. Alles war organisiert, mehr als 100 Gäste sollten kommen, auch mein Hochzeitskleid hing bereits im Schrank. Wir haben die Hochzeit monatelang geplant. Da war ich dann doch sehr traurig“, erzählt sie. Die beiden haben sich erst kürzlich, im September verlobt. Auch ihr zukünftiger Ehemann sei sehr enttäuscht gewesen. „Wir hatten zwar schon Ende Februar ein mulmiges Gefühl, aber ich hätte mir nicht gedacht, dass es wirklich soweit kommt.“ Hinzu kommt, dass ihr Hotel wegen dem Coronavirus geschlossen ist. Das heißt, es gibt keine Einnahmen. Julika und ihr zukünftiger Ehemann sind damit gleich doppelt von der Krise betroffen.

Wie Seifenblasen, eine nach der anderen, platzen bei vielen Brautpaaren die Hochzeitsträume. Viele verschieben ihre Hochzeit oder sagen sie ab, weil sie keine Feier machen können. Denn Veranstaltungen jeglicher Art sind ausgesetzt. Gleiches gilt auch für zivilrechtliche und religiöse Zeremonien. So steht es zumindest in der Verordnung des Landeshauptmannes Nr. 20/2020 vom 13. April. Bei vielen hat das für Verwirrung gesorgt. Sie glaubten, dass gar keine Trauungen mehr möglich sind.

Die Diözese Bozen-Brixen teilt aber auf Nachfrage mit, dass Paare weiter den Bund der Ehe schließen können. Jedoch im kleinen Rahmen. Nur fünf Personen dürfen bei der Trauung dabei sein. Das italienische Innenministerium hat dazu ein Rundschreiben verfasst.

„Trauungen sind nach wie vor möglich, es dürfen aber nur die Trauzeugen, das Brautpaar und der Pfarrer anwesend sein. Sie müssen dabei den Sicherheitsabstand einhalten und Masken tragen. Eine anschließende Feier gibt es aber nicht“, erklärt der Generalvikar Eugen Runggaldier. Die Trauung wäre also „einsam“. Dennoch: Ein Paar wird Ende April auf diese Weise heiraten. Auch eine standesamtliche Trauung ist nach wie vor möglich. Auch hier dürfen nur fünf Personen teilnehmen. Gäste sind nicht erlaubt.

Für Julika und Andreas kommt aber beides nicht in Frage: „Ganz alleine wollen wir jetzt doch nicht heiraten, und so dringlich ist es dann auch nicht“, sagt Julika. Das Paar hat den anfänglichen Schock mittlerweile auch verdaut: „Wir haben jetzt einen neuen Termin angepeilt, der 5. Juni 2020. Ich weiß, dass wir damit wieder Probleme haben könnten, aber ich hoffe, dass es sich bis dahin wieder etwas normalisiert“, sagt sie. Im schlimmsten Fall müssten sie ihren Hochzeitstermin noch einmal verschieben. „Mittlerweile sind wir es gewohnt.“

Julika nimmt es mit Humor: „Unsere Eheringe sind jetzt auch mit dem falschen Hochzeitsdatum graviert. Wir konnten ja am 20. März nicht heiraten. Wir nehmen es aber mit Humor und ändern es auch nicht.“ Auch auf den Tischkärtchen wird nun das „falsche“ Datum stehen. „Wir machen uns nichts daraus“, sagt sie und schmunzelt: „Natürlich muss ich jetzt in der Quarantäne viel trainieren, um dann ja wieder ins Kleid zu passen, das ja schon auf den Millimeter genau angepasst wurde.“

Wo sie aber bisher Glück hatten, ist die Hochzeitslocation: „Dadurch, dass die Hochzeit in unserem Hotel stattfindet, haben wir auch kein Problem eine passende Location zu finden oder zu verschieben. Für viele Paare ist das ja das größte Problem. Wir können im Grunde so oft verschieben, wie wir wollen“, sagt sie und lacht. Die beiden führen das „Gloriette“ Hotel in Oberbozen, das seit der Corona-Krise geschlossen ist. „Es gab viele Stornierungen und der Umsatz ist eingebrochen“, sagt Julika.

Doch die 28-Jährige und ihr zukünftiger Mann versuchen das Beste daraus zu machen. Umso erfreuter sind sie, dass die Dienstleister bisher sehr kulant gewesen sind: „Das Catering, die Musik und die Kirche waren sehr entgegenkommend. Wir müssen keine Extra-Kosten bezahlen. Sie stehen auch am neuen Termin zur Verfügung. Das liegt vielleicht auch daran, dass es ein Freitag ist“, sagt die 28-Jährige. Und auch die Gäste hätten vollstes Verständnis: „Es hat sich niemand beschwert. Alle unterstützen uns“, sagt sie.

Einzig diese Ungewissheit sei für die beiden schwer zu ertragen: „Es weiß einfach keiner, wie es weitergeht, wann Hochzeiten wieder regulär mit Gästen stattfinden können. Das ist das Unangenehmste daran. Diese Ungewissheit“, sagt sie abschließend.

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