Du befindest dich hier: Home » News » „Schlag ins Gesicht“

„Schlag ins Gesicht“

Federico Giudiceandrea und Philipp Achammer

Der Unternehmerverband attackiert jetzt die Landesregierung frontal: In der neuen Verordnung des LH werde der Wert der Arbeit verkannt.

Die Coronakrise – im Hintergrund beginnen jetzt die politischen Manöver!

Zuerst, am Vormittag, wurde die sogenannte Grödner „Studie“ lanciert, laut der fast 50 Prozent der Grödner Corona-Antikörper hätten.

Die Botschaft: Südtirol sei nahe an der Herdenimmunität, jetzt könne man wieder Vollgas geben!

Diese von Experten bereits in Zweifel gezogene „Studie“ wird auch von der Handelskammer als Aufhänger dafür hergezogen, um eine Lockerung der Maßnahmen zu fordern.

Jetzt kommt es noch dicker: Der Unternehmerverband startet eine wüste Attacke auf die Landesregierung.

Noch nie wie in diesen Tagen sind wir auf die Unternehmen stolz, die wir in unserem Verband vertreten dürfen. Trotz enormer Schwierigkeiten haben mutige Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit verantwortungsbewussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit großem Pflichtbewusstsein alles unternommen, um in dieser schwierigen Zeit ihren Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten.

Aber noch nie wie in diesen Tagen sehen wir es auch als unsere ureigene Aufgabe, für sie zu kämpfen und den Beitrag erkennbar zu machen, den sie für unser Land leisten.

Die Verordnung Nr. 21 des Landeshauptmannes ist für all diese Unternehmen ein Schlag ins Gesicht und verkennt alle Anstrengungen, die gemeinsam mit den Gewerkschaftsorganisationen unternommen wurden, mit denen wir als Unternehmerverband am 10. April – als erste Region in Italien – ein gemeinsames Protokoll unterzeichnet haben, in dem die Maßnahmen für eine sichere Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit definiert wurden“.

Mit dieser Aussage reagiert das Präsidium des Unternehmerverbandes Südtirol auf den Beschluss des Landes, die Wiederaufnahme der produktiven Tätigkeit allein für Unternehmen mit maximal 5 Mitarbeitern zu ermöglichen.

Weiter heißt es in der Aussendung des Unternehmerverbandes am Samstag:

Wir halten es für falsch, dass sich die Notverordnung nicht an der Sicherheit am Arbeitsplatz orientiert, sondern an der Anzahl der anwesenden Arbeiter. Als ob das Risiko für fünf Arbeiter auf einer Fläche von 60 Quadratmetern (12 Quadratmeter pro Kopf) geringer wäre als jenes von 50 Mitarbeitern auf einer Fläche von 5.000 (100 Quadratmeter pro Kopf)“, unterstreicht das Präsidium des Unternehmerverbandes.
„Die Tatsache, dass in der neuen Verordnung nicht einmal mehr auf das Protokoll Bezug genommen wird, das wir als Unternehmerverband gemeinsam mit Gewerkschaften und den Handwerkerverbänden unterzeichnet haben, verkennt auch die Rolle der Sozialpartner und den Einsatz jener, die für diese Sozialpartnerschaft eintreten. Vom ersten Tag der Corona- Notlage an, haben sich unsere Unternehmen organisiert, um Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig maximale Sicherheit zu gewährleisten, mit Maßnahmen, die oft über die im gemeinsamen Protokoll festgelegten Regeln hinausgehen. Wir haben sofort Verantwortung übernommen: für unsere Mitarbeitern, für unsere Lieferanten, für die gesamten Gesellschaft. Dieselbe Verantwortung wurde nun aber für unsere Unternehmen und insbesondere für die über 40.000 Menschen und ihren Familien, die in diesen Unternehmen arbeiten, nicht übernommen.
Wir sind sehr enttäuscht über diesen Mangel an Wertschätzung seitens der Landespolitik, aber wir werden weiterhin für unsere Betriebe kämpfen. Dies verdienen sich unsere Unternehmerinnen und Unternehmer, dies verdienen sich unsere über 40.000 Mitarbeiter und ihre Familien.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (29)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • heinz

    In erster Linie sollte es um die Gesundheit der Menschen gehen. Dieses agressive Auftreten der Unternehmerverbände ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die durch Covid 19 einen Angehörigen verloren haben. Zu frühe Öffnungen bergen das Risiko einer zweiten, unkontrollierbaren Welle.
    Giuseppe Conte macht einen super Job.

    • leser

      Heinz Wo lebst du?
      Du hast das wohl nicht verstanden um was es da geht
      Die Landesregierung ist aber der falsche Ansprechpartner für Giudiceandrea
      Sie sind ja nur der befehlsgegennehmer von Rom sie haben ja überhaupt keine entscheidungskompetenz
      Das ist alles nur ein Schauspiel
      Giudiceandrea wo ist denn der confcommercio dein Partner in den schönsten Zeiten
      Das ist alles nur ein Schauspiel das an der Mauer endet
      Und dem Achammer wird das so ziemlich am arsch vorbeigehen seine Situation ist ohnehin immer in trockenen tüchern

      • george

        ‚Heinz‘ lebt mit beiden Füßen auf dem Boden. Es geht ihm nicht nur um Wirtschaft, sondern in erster Linie um die Erhaltung von Gesundheit. Und eine Wirtschaft ohne gesunde Menschen fährt auch irgendwann an die Wand, so wie Menschen ohne Wirtschaft. Gemäß der richtig interpretierten Aussage von B. Brecht – Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral – ist es auch hier so „erst kommt die Gesundheit, dann kommt das Wirtschaften.

        • leser

          Jergile
          Abet wenn du schon brecht zitierst dann musst ihn aber schon richtig interpretieten
          Da greifst du völlig daneben
          Du solltest mal
          Mutter courage lesen auch von brecht
          Da werden schergen und kriegstreober recht gut beschrieben und entlarvt due unsere konder für ihre interessen missbrauchen wollen
          Wenn dus verstehst dann denk nach was unsere politischen volksvertreter so alles missbrauchen und verbocken

          • george

            Nein, nein ‚leserle‘.
            ich interpretiere Brecht schon richtig in seiner Vielseitigkeit. Habe die Literatur von Brecht Jahre lang studiert und nicht nur die „Dreigroschenoper“ gelesen. Du scheinst wohl sehr kleinkariert zu sein mit deiner Auffassung.

    • besserwisser

      das ist nur strategie. man beobachte dass ein anderes, sehr bekanntes medium das dem lh nicht so zugetan ist, dem möchtegernzukünftigen lh mit gattin jedoch sehr, darüber gar nicht berichet (ausser auf dem zweitportal, aber bei weitem nicht so spektakulär).
      in der paralellwelt wird über die handelskammer, und was sich die handelskammer wünscht, berichtet.
      und was fragt sich der aufmerksame leser jetzt? wer ist eigentlich die südtiroler writschaft? der unternehmerverband oder die haka?
      ein schelm wer böses denkt…….

  • heinz

    Dass es notwendig und sinnvoll ist, Öffnungen vorzunehmen ist klar, jedoch nicht in dem rapiden Tempo, das vom Unternehmerverband gefordert wird. Alle medizinischen Experten warnen vor zu schnellen Öffnungen. Dass die Zahlen jetzt sinken ist nicht zuletzt dem strengen Lockdown der letzten Wochen zuzurechnen. Ob sich die Öffnungen in Österreich bezahlt machen oder ob sie verfrüht waren, weiß man erst in zwei bis drei Wochen. So lange dauert es, bis es sich in konkreten Zahlenwerten niederschlägt.

  • sougeatsnet

    Unternehmerverband bitte schaltet euer Hirn ein. Prof. Gänsbacher hat schon mehrmals die Problematik dieser Schnelltests aufgezeigt. Der verwendete Test in Gröden ist leider verschwendetes Geld. Das mit den Masken war schon ein totaler Flopp für uns Südtiroler und jetzt wollt ihr den zweiten produzieren. Bin selbst auch ein Befürworter der Öffnung, aber bitte mit Vorsicht. Italien hat mehrfach in der Covid-19 Krise Unfähigkeit bewiesen. Baut mehr auf unsere nördlichen Nachbaren, diese machen es erheblich besser. Schlaumeier sind hier deplatziert. Wenn man sich die epidemiologische Vorgehensweise anschaut, gibs die zwei Phasen: 1. Containment (=Eindämmung, Kontakte nachverfolgen usw.), 2. Mitigation (=Schadensbegrenzung, Ausbreitung verlangsamen, Kontaktherde sind nicht nachprüfbar). Wir sind leider immer noch in Phase 2. Unser Gesundheitssystem muss es organisatorisch schaffen in Phase 1. zurück zu kommen. Hier muss Grips und Manpower investiert werden. Ö hat dies gut geschafft, dort kann man abschauen.

  • sorgenfrei

    Ich erinnere daran, dass die unternehmer vehehement gegen eine schließung der skigebiete war (gröden war der erste hotspot südtirols), der handelskammerpräsident kanzelte das annerkannte rki ab, welches südtirol als risikogebiet einstufte, ein paar tage später war die halbe welt im lockdown… mich wundert immer wieder, dass sich selbst ernannte experten – mit sicherlich sehr guten fachkenntnissen in ihren bereichen – anmaßen, ratschläge zu geben, über die sich sogar wirkliche fachkreise wie mediziner, virologen etc. weltweit uneins sind… die regierenden werden ihre entscheidungen hoffentlich mit bedacht und vor allem auf fachlichen rat hin getroffen haben…

    • heinz

      Genau so ist es, @sorgenfrei, jene, die gegen die Schließungen der Skigebiete waren und eigentlich mit ihrem Verzögern und nicht Reagieren-Wollen eine Mitschuld an der hohen Zahl von Infizierten und Toten tragen, drängen jetzt auf möglichst schnelle Öffnungen.
      Staat und Land sind gut beraten, alle Schritte genauestens mit Medizinern, Virologen und Biostatistikern abzuwägen, ehe es in eine noch größere Katastrophe mündet.

  • bettina75

    Bei aller Polemik.
    Die CORONA-Risikobewertung in der Industrie sollte eigentlich „einfacher“ zu erstellen und die Sicherheitsmaßnahmen ebenso „einfacher“ einzuhalten sein, als jene im Handwerk.
    Es handelt sich hierbei, vor allem, um standardisierte Fertigungsprozesse und -abläufe mit hoher Wiederholbarkeit, diese sind meiner Meinung sicherheitstechnisch (sozusagen die CORONA-Sicherheit betreffend) „leichter“ zu beherrschen als jene komplexen Abläufe im Handwerk.
    Hat man vor m² Produktionsfläche Angst, so muss man halt Luftaustausch mittels natürlicher Lüftung (z.B. lüften durch Türen öffnen vor Produktion, bei Pausen und nach der Produktion) vorschreiben.

  • josef.t

    Wirtschaft und Gesundheitsexperten stehen sich derzeit gegenüber, und
    die Politik muss entscheiden, also die Verantwortung übernehmen, so ist
    es auch in den meisten anderen Länden !
    Wird sich die „leichte Lockerung“ bewähren, kommt der nächste Schritt.
    „Ein Schlag ins Gesicht“ ?

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen