Dubiose Symbiose
Das Debüt-Album „Balsam für‘s Ohr” überrascht mit einer angenehmen Verschmelzung von Reggae, Pop und guten Texten.
Als im November letzten Jahres mit „Head Down” die erste Single der Band Dubiose Symbiose erschienen ist – und mit ihr auch gleich das Album „Balsam für‘s Ohr” angekündigt wurde – wurde die Latte relativ hoch gehängt. „Head Down” war ein eingängiger Song. Reggae im Grunde, aber nicht nur. Pop im weiten (und guten) Sinne auf der einen Seite, viel Elektronik und – immer wieder eingestreut – Elemente aus dem unendlichen Reservoir der Rockmusik auf der anderen Seite. Lukas Mariacher (u.a. bei The Bugfix und The Koalas) und Benjamin Stötter (vormals Sänger bei Sisyphos) haben mit „Head Down” viel versprochen, auch textlich, denn die Single singt gegen die „Aus sich selbst Bezogenheit” an, die die gegenwärtige Gesellschaft durchzieht.
„Balsam für‘s Ohr” liegt jetzt vor, als digitales Album, aber auch als stolzes 12‘‘-Vinyl. Und? Versprechen gehalten?
Definitiv! „Balsam für‘s Ohr” klingt wie aus einem Guss, fließt dahin wie ein ruhiger großer Strom und variiert das Thema Reggae immer wieder in leicht abgewandelter Form. Lukas Mariacher, u.a. Gitarrist und für die Produktion des Albums verantwortlich, hat es geschafft, eine Slide-Gitarre („Adornos Pornos”) ebenso glaubwürdig einzufügen, wie Solis, die aus den Siebzigern kommen könnten („Head Down”). Schöne Bläsersätze und Backingvocals machen alles Reggae-like und es stört nicht, wenn der Bass nicht vom Vier-Saiter kommt, sondern von der Software. Im Gegenteil. Gerade mit der Klangauswahl gelingt es Mariacher und Stötter, die Brücke von einem traditionsbewussten Genre Reggae in die elektronisch geprägte Gegenwart zu schlagen.
Und die Texte sind durchwegs gut. Stötter geht auf „Heimat” mit Südtirol hart ins Gericht, reflektiert über „eigene” Grenzen („Hirn im Weg”) und steuert mit „Helden” seinen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft bei. Zu erwähnen sind dann noch die zwei Instrumental-Stücke („Der Eder” und „Adornos Pornos”) die das Ganze noch gehörig auffetten.
„Balsam für‘s Ohr” gehört zu den besten Releases, die 2020 hierzulande erschienen sind. (rhd)
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