„Unter die Arme greifen“
Die Oberalp Gruppe nimmt zum Masken-GAU Stellung: Man könne kein Urteil darüber abgeben, ob die Schutzmaterialien den medizinischen Anforderungen entsprechen.
Die Geschichte mit den mit viel medialem Pomp aus China eingeführten Schutzmasken hat viel Staub aufgewirbelt.
Die Oberalp Group nimmt nun in einer Aussendung Stellung und erklärt, dass es der Sanitätsbetrieb gewesen sei, der an die Firma herangetreten sei:
„Die Oberalp Gruppe wurde von der Südtiroler Sanitätseinheit kontaktiert, ob es möglich wäre, dass wir medizinische Schutzausrüstung, welche von den normalen Lieferanten nicht mehr geliefert werden konnte, über unsere internationalen Kontakte in Asien vermitteln könnten. Angefragt wurden eine Million chirurgische Masken, 500.000 Masken der Typologien FFP2 und FFP3 (je 250.000), normale Schutzmäntel (400.000) sowie aseptische Schutzkleidung (30.000).
Uns wurde klargemacht, dass es sich um eine absolute Dringlichkeit handelte und die Reserven der Sanität für diese Produkte in Südtirol in wenigen Tagen zur Neige gehen würden.
Das Unternehmen Oberalp hat sich deshalb innerhalb weniger Stunden dazu entschieden, einen Versuch der Hilfestellung zu starten. Deshalb wurde über Nacht unser Asienteam mit Recherchen aktiviert, um zu ermitteln, ob es eine Möglichkeit gäbe, diese Hilfsgüter zu besorgen.
Über unseren Lizenzpartner TuTwo in Xiamen konnten wir innert eines Tages zu den gestellten Anforderungen eine Produktliste, inklusive Preisen frei Flughafen Xiamen, erstellen.“
Und weiter heißt es in der Aussendung der Oberalp Group:
„Diese Produktliste zeigte klar auf, dass es nicht bei allen Punkten möglich wäre, die auf Europa abgestellten Standards zu erfüllen: weder konnten die Produkte, die üblicherweise für Europa geforderte CE- Zertifizierung, noch die in Europa üblichen Maskenstandards FFP2 und FFP3 ausfolgen.
Für diese beiden Produktkategorien konnte ein für Asien standardisiertes und ähnliches Produkt mit dem Zertifizierungsstandard KN95 (GB2626-2006) angeboten werden, allerdings mit allen für China geforderten Zertifikaten und Prüflaborberichten.
Die Güte dieser Dokumente wurde von der Universitätsklinik Innsbruck geprüft und die Produkte nachfolgend für die Verwendung freigegeben. Nachfolgend erreichten uns Anfragen mit gleichen Anforderungen der SABES Südtirol auch aus Nordtirol, von der Protezione Civile Rom, vom Österreichischen Roten Kreuz und anderen. An diese alle wurde die Produktaufstellung inklusive Preisliste übermittelt, welche auch für die SABES Südtirol die Entscheidungsgrundlage darstellte.
Die Oberalp Gruppe ist kein Experte für Sanitärgüter und Zertifizierungen in diesem Bereich. Deshalb können wir kein Urteil darüber abgeben, ob die angebotenen Schutzmaterialien den teilweise medizinischen Anforderungen trotz unterschiedlicher Standardisierungen entsprechen oder nicht. Wir können auch nicht urteilen, inwieweit in den entstandenen Notlagen der Materialbeschaffung Abweichungen von üblichen Standards vertretbar sind.
Fakt sei, dass die Empfehlung der EU-Kommission von 13. März 2020/403 einen Import aller Sanitätsgüter auch ohne CE-Zertifikat zulässt, sofern diese in den jeweiligen Produktionsländern die dort notwendigen Zertifikate besitzen, übrigens zollfrei.
Diese Regelung gilt für die Zeit der Corona-Krise, so die Oberalp Group. „Zudem sind alle unsere Lieferanten der Schutzmaterialien im seit dem 1. April eingeführten Verzeichnis der chinesischen Regierung wiederzufinden, welches nach bestandenen Qualitätskontrollen für den Export nach Europa berechtigt.“
Abschließend heißt es in der Aussendung der Oberalp Group:
„Was wir sagen können: In der geforderten Geschwindigkeit und der erforderlichen Menge sanitäres Material am Weltmarkt zu besorgen, ist zuerst einmal eine Frage der sofortigen Vorauszahlung der gesamten Ware, zum zweiten eine Frage der gesicherten Lieferung und zum Dritten eine Frage der Transportmöglichkeiten von Xiamen/China nach Europa.
Wir konnten bisher alle diese kritischen Punkte überwinden und alle Bestellungen fristgerecht ausliefern; dies bestärkt uns in unserem Willen, den öffentlichen Institutionen mit unüberwindbaren Beschaffungsproblemen unter die Arme zu greifen und dafür zu sorgen, dass es dringend benötigtes Schutzmaterial gibt – anstatt keines. Dieser Alternative, die leider in vielen anderen Orten Europas Realität geworden ist, wollten wir uns entgegensetzen.“
Die Botschaft:
Besser Masken mit minderer Qualität als gar keine.
Kommentare (41)
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