Die Bozner Grenze
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi kritisiert die jüngste Dringlichkeitsmaßnahme des Landeshauptmanns und beklagt die zunehmenden Verletzungen der Ausgangsbeschränkungen. In Bozen soll bald die 200-Meter-Grenze gelten.
von Thomas Vikoler
Wenn es Veränderungen im Sozialverhalten gibt, sind diese in Städten zumeist am stärksten sichtbar. Wegen der größeren Einwohnerdichte als auf dem Land. Wer am vergangenen Samstag durch die Bozner Museumstraße spazierte, dem fiel eines auf: Erhebliches Publikumsaufkommen, mehrere Menschengruppen, die sich – zum Teil ungeschützt – in einem Abstand gefährlich um die Metergrenze unterhielten (siehe Foto).
Die direkten sozialen Kontakte, wie von der Regierung verordnet, in Corona-Zeiten zu kappen, ist offensichtlich nicht einfach.
Darüber wurde bei der gestrigen Video-Stadtratssitzung gesprochen. Mit einer Konsequenz: Bürgermeister Renzo Caramaschi wird eine weitere Covid-19-Verordnung herausgeben, mit der er die Bozner die Grenzen des erlaubten Sozialverhaltens aufzeigen wird.
Zuallererst: In Bozen wird in Kürze eine 200-Meter-Grenze um den eigenen Wohnsitz gelten. Aus- und Spaziergänge zum Luftschnappen sind damit allein innerhalb dieses Radiua erlaubt.
Bisher wurde die im Dekret des Ministerpräsidenten enthaltene Erlaubnis, sich allenfalls „sottocasa“ für einen kleinen Spaziergang aufzuhalten, hierzulande unterschiedlich interpretiert: Die Vereinigung der Ortspolizisten einigte sich auf die Verhängung von Strafen außerhalb der 200-Meter-Grenze vom Wohnsitz, beim Land wollte man sich nicht genau festlegen.
„Es kann nicht sein, dass Leute aus der Baristraße bis zu den Talferwiesen spazieren. Das geht nicht“, sagt der für Zivilschutz zuständige Vizebürgermeister Luis Walcher.
In der Landeshauptstadt hat die Stadtpolizei in den vergangenen Tagen etliche Strafen wegen Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkungen verhängt. Im Innenhof eines Kondominiums hatten sich laut Walcher an die hundert Menschen zu einem Plausch versammelt. Mit Strafen belegt wurden auch Bewohner der Gemeinden Jenesien und Neumarkt, die eigens nach Bozen gefahren waren, um im Interspar-Supermarkt in der Buozzistraße ihren Einkauf zu machen. Oder Radfahrer, die eine Fahrt in die blühenden Obstwiesen unternommen hatten.
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Kommentare (28)
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prof
Was Herr Caramaschi noch genau festlegen muß,ob es 200m Luftlinie sein musß,dann allerdings wird die Einschätzung der Kontrollorgane schwierig.
waldhexe
In einer Stadt,eine Grenze von 200 Metern festzulegen ist Irrsinn.Aber von Politikern,die weitab der Realität leben ,kann man nicht anderes erwarten.
Übrigends trifft auch bei der Landesregierung zu.