„Es braucht Soforthilfe“
Was bedeutet es für eine Familie mit Kindern, in der Corona-Krise plötzlich unverschuldet ohne Einkommen dazustehen? Ein Beispiel aus Mals.
von Karin Gamper
Von heute auf morgen ohne Arbeit und dennoch hohe Fixkosten, die zu bezahlen sind. So wie Eberhard und Tanja Leins aus Mals geht es derzeit vielen Familien in Südtirol. Die Corona-Krise macht immer mehr Menschen finanziell zu schaffen und das Traurige daran ist: Besserung ist bis auf Monate keine in Sicht und auch die Hilfspakete des Landes lassen auf sich warten.
Eberhard Leins erzählt:
„Ich bin Inhaber eines kleinen Handwerksbetriebs, den ich infolge der Corona-Bestimmungen wie alle anderen auch von Knall auf Fall schließen musste. Meine Frau ist im Tourismus tätig und seit Ausbruch der Krise ebenfalls ohne Arbeit. Wir haben vier Kinder, von denen zwei noch bei uns im Haus leben. Ich muss die Miete für den Betrieb und für unsere Wohnung weiterbezahlen, monatlich sind das Fixkosten in Höhe von 2.500 Euro, aber es kommt seit vier Wochen kein Geld mehr herein. Ich würde sofort wieder arbeiten, aber ich darf nicht. Derzeit leben wir von unserem Ersparten, aber das langt auch nicht ewig“.
Mit großer Hoffnung hat die Familie Leins daher den Hilfsmaßnahmen entgegengeblickt, die die Landesregierung seit Tagen ankündigt. „Es handelt sich jedoch immer nur um Ankündigungen, dass vielleicht in den nächsten Wochen etwas geschieht und es ist nie etwas Konkretes dabei“, bemängelt Eberhard Leins. Er ist maßlos enttäuscht, auch weil die Hilfen großteils auf Kreditleistungen hinauslaufen. „Dabei bräuchte es eine Soforthilfe wie in Deutschland, wo Kleinbetriebe mit Beträgen bis zu 10.000 Euro bezuschusst wurden und über dieses Geld, das sie nicht zurückzahlen müssen, bereits verfügen können“, so Leins. In Südtirol dagegen sei bisher nur angekündigt worden.
Eberhard Leins hätte laut dem Hilfspaket des Landes als Selbstständiger Anspruch auf 600 Euro und auf einen Verlustbeitrag. Beides ist jedoch in der Praxis bis dato nicht erreichbar. „Wir haben keinen Zugriff, die INPS-Seite ist nicht zugänglich und beim Verlustbeitrag weiß man auch noch nicht, wann und wie er fließen wird“, so Leins verzagt. „Wir brauchen die Hilfe jetzt, ansonsten dreht sich die Spirale immer weiter nach unten“, fürchtet der Handwerksmeister. Denn wenn die Mieter nicht mehr ihren Verpflichtungen nachkommen können, dann treffe dies auch die Vermieter: „Und die Engpässe setzen sich dann weiter fort“, so Leins. Seine Forderung ist, dass vor allem die kleinen Selbstständigen unmittelbar unterstützt werden sollten. „Die fix Angestellten bekommen ihr Gehalt ja auch in der Corona-Krise weiter, wir dagegen stehen vor einem Total-Ausfall“, hält er fest.
Für Eberhard Leins ist es höchste Zeit zum Handeln. „So schlimm diese Krise auch ist, irgendwann muss man an die Zukunft denken und dieser Punkt ist erreicht. Die Bestimmungen müssten zumindest für die Betriebsinhaber gelockert werden, sie sollten wieder arbeiten dürfen, damit wenigstens die Fixkosten abgedeckt werden.“ Eine Forderung, der das Land gestern Abend unter gewissen Bedingungen nachgekommen ist.
Denn die Aussichten, das weiß Eberhard Leins, sind auch nach dem Ende der Krise nicht rosig. „Es wird lange dauern, bis die Wirtschaft wieder in die Gänge kommt und sich die Auftragslage erholt“.
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