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„Gewalt ist niemals eine Lösung“

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Die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende weist darauf hin, dass in Zeiten wie diesen, Frauen und Kinder besonders von häuslicher Gewalt bedroht sind.

„Gewalt hat viele Formen. Gerade in Zeiten, in denen Familien auf engem Raum zusammen leben müssen, ist die Gefahr besonders groß. Gewalt in der Familie hat ein breites Spektrum und reicht von sozialer Isolation zu ökonomischer, physischer und psychischer Gewalt hin,“ so die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende in einer Presseaussendung. Sie möchte darauf hinweisen, dass in Zeiten wie diesen, Frauen und Kinder besonders von häuslicher Gewalt bedroht sind.

„Wenn Worte fehlen, liegen Angriffe auf körperlicher Ebene nahe. Körperliche Gewalt zeigt sich als direkte Aggression in Form von Schubsen, Schlägen und Tritten, an den Haaren ziehen, Würgen bis hin zu sexueller Gewalt. Psychische Gewalt äußert sich in Form von Bagatellisieren, Einschüchterung, Drohung, Erniedrigung, Abstreiten, Stalking bis hin zu sozialer Isolation. Im schlimmsten Fall endet Gewalt in ihrer tragischsten Form, dem Tod des Opfers“, heißt es. Oft sei es dem Opfer gar nicht bewusst, dass Gewalt stattfindet. „Das sind meist Frauen, die schon in der Herkunftsfamilie mit einer vermeintlich „gesunden Watschn“ und Erniedrigungen aufgewachsen sind. Oft ist es so, dass diese Frauen wiederum an einen Mann mit Gewaltpotential geraten“, so die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende weiter. Manche würden sich schämen und glauben, das aushalten zu müssen, nur wenigen gelingt es, aus der Opferrolle zu schlüpfen. Schlimm sei es auch, wenn Frauen Hilfe suchen und diese nicht bekommen.

“Es macht mich traurig und nachdenklich, wenn das Leben einer jungen Mutter gewaltsam beendet wird, so wie es erst kürzlich in Eppan passiert ist. Trotz ihrer vielen Hilferufe hat sie nicht den notwendigen Schutz erfahren“, so die Präsidentin der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende, Josefa Brugger. „Gerade von alleinerziehenden Müttern erfahren wir immer wieder, dass Ex-Partner bei Sozialassistentinnen ihr Machtpotenzial geltend machen können. Diese Mütter erleben eine Odyssee an Überprüfungen, Anschuldigungen, falsch interpretierten Aussagen und irrsinnigen bürokratischen Hürden bis hin zur Androhung der Kindsentnahme. Meist müssen Rechtfertigungen über Rechtsanwälte ausgetragen werden, was für viele Alleinerziehende finanziell nicht stemmbar ist. Die kostenlose Rekursstelle wurde 2014 abgeschafft. So sind sie der Willkür der Machtausübenden ungeschützt ausgesetzt. Erst vor zwei Jahren mussten wir erleben, dass sich eine Mutter in den Freitod stürzte, weil sie sich vermutlich durch psychische und ökonomische Gewalt in die Enge getrieben fühlte“, so Brugger.

Häusliche Gewalt treffe immer auch die Kinder, sie würden die Gewalt und deren Folgeerscheinungen direkt oder indirekt miterleben. Eltern gelten schließlich als Vorbild. „Und hier schließt sich der Kreis. Buben erleben einen Vater, der dann stark ist, wenn er auf den Tisch und Frau und Kind haut und Mädchen erleben eine Mutter, die des Friedens willen alles unter den Tisch kehrt, sich für die Kinder opfert und kuscht“, schreibt Brugger.

Diesen Kreis gelte es zu durchbrechen. Es sei wichtig, rechtzeitig nach außen zu gehen, Hilfe zu suchen. „Es gibt viele Stellen in Südtirol, eine erste Kontaktaufnahme kann telefonisch und anonym erfolgen. Ein Team von Fachleuten steht in den verschiedenen Einrichtungen zur Verfügung, um Wege aus der Gewalt aufzuzeigen und Begleitung anzubieten. Aber vor allem gelte es, präventiv zu arbeiten“, so die Plattform für Alleinerziehende.

Weiters heißt es: „Spätestens in der Schule sollten den Kindern altersgerechte Hilfsmöglichkeiten wie zum Beispiel Apps, Links angeboten werden, unabhängig, ob sie Gewalt erfahren oder nicht. Soziale Berufe sollten Jungen verstärkt schmackhaft gemacht werden. Haus- und Familienarbeit muss aufgewertet werden, versteckt gelte sie immer noch „nur“ für Weicheier.“ Frauen-, Gleichstellungs- bzw. Chancengleichheitsgremien müssen die Männer mit an die Hand nehmen, sei es in der Sensibilisierung wie in der Förderung, so die Plattform weiter.

„Ich möchte allen Menschen, die Gewalt erfahren, Mut zusprechen. Es gibt Hilfe“, so die Präsidentin der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende. „Gewalt ist nie eine Form der Kommunikation. Diese Muster können wir zusammen durchbrechen. Aber wir können nur helfen, wenn die Betroffenen es zulassen, wenn sie aus ihrem Schatten heraustreten! Wenn sie ihren Kindern ein gutes Vorbild geben! Damit Mädchen und Jungen schon in ihrer Kindheit lernen, wie man(n) mit Konflikten richtig umgeht und dass Gewalt niemals eine Lösung ist.“, appelliert Josefa Brugger.

 

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