„Kein Grund zur Sorge“
Junge werdende Mütter haben sich in diesen Tagen vielfach an die Fachleute gewandt: Was bedeutet es, wenn man sich mit dem neuartigen Coronavirus in dieser sensiblen Lebensphase infiziert? Wie läuft die Entbindung in so einem Fall ab? Ist das Virus auf das Kind übertragbar? Fragen, auf die Martin Steinkasserer, Primar der Gynäkologie und Geburtshilfe und Federica Verdi, Leiterin der Pränataldiagnostik und Schwangerschaftspathologien am Krankenhaus Bozen, beruhigend antworten können: „Es besteht kein Grund zur Sorge.“
„Alle Geburtshilfen in Italien richten sich nach dem Protokoll des ‚Istituto Superiore di Sanità‘, das bereits zu Beginn der ersten Corona-Fälle festgelegt hat, welche Standards einzuhalten sind“, sagt Steinkasserer. Die wichtigste Botschaft darin: Schwangere sind nicht gefährdeter als andere junge Menschen. „Die Schwangerschaft an sich stellt kein Risiko dar, natürlich ist eine Infektion, sofern sie mit hohem Fieber oder Atemnot einhergeht, immer ärztlich abzuklären“, erklärt der Primar. Dann gelte es, gegebenenfalls fiebersenkende Mittel zu verordnen. Solange jemand aber trotz des Verdachts oder auch nach einem gesicherten Nachweis keine Symptome hat, ist laut Steinkasserer keine Sorge angebracht. In diesem Fall würden dieselben Maßnahmen wie für Nicht-Schwangere gelten, so der Primar, die Patientin sei zu Hause am besten aufgehoben. Sollten Zweifel oder Fragen bestehen, könnten die gynäkologischen Abteilungen rund um die Uhr telefonisch erreicht werden, die meisten Fragen könnten auch ohne Krankenhauszugang beantwortet werden. Es stimme auch nicht, dass Schwangere ein erhöhtes Risiko hätten, an diesem Virus zu erkranken.
Bisher keine Hinweise auf vertikle Übertragung
Auch im frühen Stadium einer Schwangerschaft weise bis jetzt nichts darauf hin, dass eine Infektion mit dem Coronavirus schädlich für Mutteroder Kind sei. Es gebe auch weltweit bisher keinerlei Hinweise darauf, dass eine so genannte vertikale Übertragung, also von der Mutter auf das Kind, möglich sei. „Wir haben erst unlängst drei Frauen mit Covid19 entbunden, allen geht es gut“, sagt Steinkasserer. Auch der mit Vorerkrankungen belasteten jungen Mutter, die vergangene Woche durch einen Kaiserschnitt einem gesunden Buben das Leben geschenkt hat und die für einige Zeit danach auf die Intensivstation musste, gehe es jetzt besser und sie erhole sich auf der Normalstation.
Untersuchungen werden weiter durchgeführt
Auch müsse sich keine Frau Sorgen darüber machen, dass sie aufgrund der strengen Krankenhausbestimmungen jetzt keine Untersuchungen mehr machen könne – „selbstverständlich werden in allen Krankenhäusern alle vorgeburtlich notwendigen Untersuchungen und Ultraschall-Abklärungen durchgeführt.“
Sollte eine werdende Mutter an Corona erkrankt sein, so finde die Geburt trotzdem ganz normal statt – allerdings im Rahmen der nötigen Sicherheitsvorkehrungen für das Personal, ein Kaiserschnitt sei im Normalfall nicht notwendig. Auch das Stillen sei, solange es der Patientin gesundheitlich gut gehe, kein Problem, die Frauen könnten ihre Kinder unbesorgt, unter Einhaltung entsprechender Hygienemaßnahmen, an der Brust ernähren.
Zeit daheim zum Entspannen nutzen
Für Primar Steinkasserer ist diese Botschaft wichtig: „Viele werdende Mütter sind verunsichert und haben Angst – es liegt mir sehr am Herzen ihnen zu sagen, dass sie wie jeder andere die Zeit nutzen sollen, zuhause zu bleiben und sich noch mehr als andere zu entspannen. Sollten Untersuchungen anstehen, bitte diese wahrnehmen – und sollten Symptome wie Fieber oder Atemnot auftreten, bitte den Hausarzt oder den behandelnden Frauenarzt kontaktieren. Ansonsten können sich junge Mamis weiterhin auf ihre Babys freuen und unbesorgt sein.“
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