„Finger weg!“
Im Auge reiben, an der Nase kratzen: Warum es so schwer fällt, sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen.
von Eva Maria Gapp
Die Nase kratzen, im Auge herumreiben und beim Überlegen an die Stirn fassen: Menschen fassen sich ständig ins Gesicht, bestimmt dutzende Male am Tag.
Doch angesichts der Corona-Krise werden Ärzte aber auch Politiker nicht müde zu betonen, dass all diese Bewegungen zu vermeiden sind. Denn durch die Schleimhäute an Augen, Nase und Mund können schnell Viren und Bakterien in den Körper gelangen, die man vorher mit den Händen an Türklinken oder dergleichen „eingesammelt“ hat. Das Coronavirus hat dann leichtes Spiel. Es gilt also die Devise: „Nicht ins Gesicht fassen!“
Dabei ist das gar nicht so einfach. Viele erwischen sich bereits nach kürzester Zeit dabei, mit der Hand durchs Gesicht zu fahren. Doch warum fällte es so schwer, diese Angewohnheit zu lassen? Der Körpersprache-Experte Stefan Verra hat darauf eine Antwort.
„Bei den Berührungen im Gesicht handelt es sich um ein hochautomatisiertes Verhalten, das unbewusst gesteuert wird. Und je unbewusster wir ein Verhalten ausüben, desto schwieriger ist es, es bewusst zu kontrollieren“, so Verra. Das Bedürfnis, sich ins Gesicht zu fassen, sei damit eine absolut menschliche Gewohnheit. „Diese Verhaltensweisen passieren sogar, bevor der bewusste Gedanke überhaupt reagieren konnte.“
Das Abgewöhnen solcher natürlichen Reflexe fällt Menschen schwer: „Unser Gesicht ist eine sehr sensible Körperregion, und jedes Mal wenn wir uns ins Gesicht fassen, spüren wir uns selber. Warum tun wir das? Um eine Existenzbestätigung zu erhalten. Wir wollen wissen, ob es uns wirklich gibt. Das klingt vielleicht absurd, ist für uns aber sehr wichtig. Wir brauchen das, ansonsten werden wir ganz schnell unruhig. Deswegen ist es auch so schwer, diese Angewohnheit einfach zu lassen“, so der Körpersprache-Experte.
Gleichzeitig haben diese Selbstberührungen einen angenehmen Effekt auf uns Menschen: „Wenn wir uns ins Gesicht fahren, kriegen wir einen starken Impuls in unserem Gehirn. Es werden Glückshormone freigesetzt“, sagt er. Dieser Effekt werde verstärkt, wenn Menschen müde oder alleine sind. „Das gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit“, fügt Verra hinzu.
Wie aber kann man verhindern, sich ständig ins Gesicht zu fassen? Wie kann man sich von dieser Angewohnheit befreien?
Der Körpersprache-Experte hat dazu einige Tipps parat. „Das Wichtigste ist, sich das unbewusste Verhalten bewusst zu machen. Je öfters einem bewusst wird, wir oft man sich ins Gesicht fährt, desto mehr kann man es auch zurückhalten.“
Außerdem sollte man sich eine Ersatzgestik antrainieren: „Eine Gestik, die sich anbietet, ist nicht besonders freundlich, aber unglaublich effektiv: die Hände in die Hosentaschen zu stecken. Denn diese Ersatzgestik macht einem die andere Gestik – nämlich ins Gesicht zu fahren – besonders bewusst“, so Verra abschließend.
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Kommentare (6)
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prof
Ich und wie viele andere möchten einfach erfahren,wieviele Verstorbene gab es die ersten 3 Monate 2019 und jetzt bald, die ersten 3 Monate 2020.