Einbruch um 20 Prozent?
Das Astat hat erste Berechnungen dazu gemacht, wie sich die Corona-Krise auf Südtirols Wirtschaft auswirken wird.
Das Astat warnt: Die Corona-Krise könne für Südtirols Wirtschaft schwerwiegende Auswirkungen haben.
So analysiert das Astat die Ist-Situation:
Wenige Tage nach dem Auftreten der ersten Covid-Fälle und nach der Ausbreitung des Infektionsherds in der Provinz Lodi in der Lombardei, wurde auch in Südtirol am 24. Februar 2020 der erste Fall einer mit Covid-19 infizierten Person gemeldet
Nach diesem ersten Infektionsfall ist die Anzahl der positiven Abstriche schnell exponentiell gestiegen. Der Höhepunkt der neuen Infektionsfälle scheint am 20. März erreicht worden zu sein. An diesem Tag wurden 114 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden gezählt, womit die Gesamtzahl der Infizierten in Südtirol auf 555 stieg.
In der Grafik scheint ein Rückgang der täglichen neuen Fälle ablesbar zu sein, auch wenn die Entwicklung in den letzten Tagen leicht wachsend scheint, so das Astat.
Aus der Sicht der Südtiroler Wirtschaft könnten die mit Dekret festgelegten Beschränkungen zur Eindämmung des Virus sehr schwerwiegende Folgen haben.
Diese hängen weitestgehend von der Dauer der Schließung der Wirtschaftstätigkeiten und der Ausgangssperre für die in- und ausländische Bevölkerung hierzulande ab, da die heimische Wirtschaft in großem Ausmaß mit dem Tourismus verflochten ist, so das Astat.
Abgesehen von der Gesetzeslage, die irgendwann wieder eine Wiederaufnahme der Aktivitäten erlauben wird, muss auch der emotionale und psychologische Aspekt der Wirtschaftstreibenden berücksichtigt werden: Die Wirtschaftsteilnehmer könnten auf die Aufhebung der Einschränkungen auch mit einer gewissen Verzögerung reagieren.
Zudem können mögliche weitere Wellen der Epidemie nicht ausgeschlossen werden, welche die Wirtschaft erneut in die Knie zwingen und auch die Bürgerinnen und Bürger davon abhalten könnten, kurz- und mittelfristig Urlaubsbuchungen vorzunehmen.
Unter diesen Vorzeichen wurden drei unterschiedliche Szenarien entworfen, um den wirtschaftlichen Verlust, d.h. die Auswirkungen auf das Südtiroler Bruttoinlandsprodukt (BIP), zu ermitteln.
Im ersten Fall wird davon ausgegangen, dass die nicht essentiellen Wirtschaftstätigkeiten für einen Monat ihre Aktivität einstellen, im zweiten Fall für zwei Monate und im dritten Fall für drei Monate, wobei in diesem Fall eine Erholung um 80% im letzten Monat angenommen wurde.
Die Astat-Berechnung hat ergeben, dass ungefähr 39% der Arbeitsstätten geöffnet bleiben und arbeiten könnten.
Das Dekret des Präsidenten des Ministerrats vom 22. März 2020 hat die Einstellung der gesamten industriellen Produktion und des Handels angeordnet, mit Ausnahme einiger A TECO-Sektoren. Weiters blieb der Einzelhandel gemäß Dekret des Präsidenten des Ministerrats vom 11. März 2020, z.B. Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte, aber auch Computergeschäfte usw., geöffnet.
Es sei aber auch darauf hingewiesen, dass die Dekrete den Onlinehandel sowie die agile Arbeit in allen anderen Sektoren, die nicht ihre Tätigkeit einstellen mussten, erlaubt haben. Zudem gibt es eine Reihe von Ausnahmen, wie z.B. für einige Fließbandfertigungen. Somit sind deutlich mehr Wirtschaftstätigkeiten noch aktiv als in der ATECO-Liste vorgesehen sind. All dies führt zu einer sehr wechselhaften Ausgangssituation.
Auf dieser Grundlage wird Folgendes vorausgeschickt:
Aufgrund der verfügbaren Daten zu den wirtschaftichen Ergebnissen der Unternehmen(2), schätzt das Astat, dass nur 39% der in Südtirol tätigen Arbeitstätten (ausgenommen Landwirtschaft) infolge des Dekrets zur Einstellung der Tätigkeiten(3) geöffnet bleiben. Bei dieser Schätzung werden auch die gastgewerblichen Betriebe zu den geschlossenen gezählt, auch wenn sie laut DPCM vom 22. März 2020 geöffnet sein dürften(4).
Anhand dieser Grundgesamtheit von betroffenen Unternehmen wurde der Rückgang der Wertschöpfung zu Faktorkosten in jeweiligen Preisen 2017, letzte verfügbare Daten, ermittelt. Diese berechnete Wertschöpfung wurde in das bereits für 2019 und 2020(5) prognostizierte BIP , mit den entsprechenden Anpassungen, einkalkuliert.
Daraus ergibt sich folgendes Szenario:
Abschließend, so das Astat, sei festgehalten:
je länger die vollständige Schließung der Betriebe anhalten wird, desto zögerlicher wird sich die Wirtschaft erholen. Nimmt man eine Schließung von mehr als drei Monaten an, zeich- nen sich besonders negative Entwicklungen ab, wobei auch ein Einbruch der Wirtschaftsleistung um 20%(6) möglich wäre.
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Kommentare (5)
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leser
Allein ein rûckgang von 6% wird sich fatal auswirken von 20% durften wir nicht einmal tràmen
morgenstern
Und ich sage, nur 20% das ist was für Träumer. Doch keine Angst, der Konsum- Speckgürtel den wir uns in den vergangenen Jahrzehnten angelegt haben wird diese „Reinigung“ aushalten. (müssen)