Das Schreckens-Szenario

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Falls es in Europa auch noch in einigen Monaten Coronavirus-Fälle gibt, kann Südtirols Tourismus wohl kaum neu starten. Die Schäden wären für die ganze Südtiroler Wirtschaft und Gesellschaft enorm.
von Heinrich Schwarz
Alle Szenarien für die weitere Entwicklung rund um das Coronavirus sind zwar reine Spekulationen, man sollte aber die verschiedenen Szenarien im Blick haben, um auf alles vorbereitet zu sein. So waren etwa viele (politisch und wirtschaftlich Verantwortliche) auf die jetzige Wirtschaftskrise unvorbereitet, obwohl es völlig normal ist, dass es in unregelmäßigen Abständen zu wirtschaftlichen Abschwüngen kommt und der Beginn der letzten Krise bereits mehr als zehn Jahr her ist.
Eine große Frage, die sich jetzt in Südtirol stellt, lautet: Wie geht es mit dem Tourismus weiter? Jenem Sektor, der hierzulande neben den exportierenden Industriebetrieben der größte Wirtschaftsmotor ist. Denn Südtirols Tourismus bot bis zuletzt nicht nur rund 30.000 Arbeitsplätze, sondern auch überlebenswichtige Einnahmen für die Bauwirtschaft, das Handwerk, die Landwirtschaft, den Handel und das produzierende Gewerbe.
Aufgrund dieser großen Abhängigkeiten vom Tourismus kann gesagt werden: Geht es dem Tourismus schlecht, geht es allen schlecht.
Nun gibt es für Südtirols Tourismus mehrere Szenarien. Das optimistische Szenario: Die Coronavirus-Krise ist in einigen Wochen oder wenigen Monaten vorbei, sodass zwar die Frühjahrssaison futsch ist, aber dafür die Sommersaison wieder passt.
Ein pessimistisches, aber keineswegs unrealistisches Szenario: Die europa- und weltweiten Corona-Fälle sind in den nächsten Monaten zwar rückläufig, hören aber nicht gänzlich auf, sodass die einzelnen Staaten weiterhin Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergreifen müssen.
Das kann ganz besonders den Tourismus treffen. Denn man hat gesehen, wie gerade touristische Hochburgen zu Zentren der Coronavirus-Ausbreitung werden können – siehe Gröden oder Ischgl in Tirol.
Falls es in einigen Monaten immer noch Fälle in Italien gibt, werden die verunsicherten Gäste aus dem Ausland wohl kaum nach Südtirol kommen – auch gestützt durch eventuelle Reisewarnungen der Herkunftsstaaten oder Drohungen der Arbeitgeber.
Falls Italien hingegen Coronavirus-frei wird und es in anderen europäischen Staaten – wie Deutschland, Österreich oder Schweiz – noch Fälle gibt, dürfte Italien wenig Interesse daran haben, die Grenzen zu öffnen, um einen neuerlichen Ausbruch zu verhindern.
Die Reiselust der Menschen und das Vertrauen dürften in Zukunft in jedem Fall gedämpft werden.
LESEN SIE MORGEN AUF TAGESZEITUNG ONLINE:
Was Tourismus- und Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler sagt.
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