„Das darf nicht passieren“
Am Krankenhaus Bozen ist eine mit dem Coronavirus infizierte ältere Frau verstorben, die Verwandten wurden darüber aber erst nach vier Tagen in Kenntnis gesetzt.
Von Matthias Kofler
Die Zahl der Neuinfizierten ist in den vergangenen 24 Stunden um 74 gestiegen.
Allerdings: Allein 26 neue Fälle wurden in Eppan registriert, wo es bekanntlich die 23 Fälle im Wohn- und Pflegeheim von St. Pauls gegeben hat. Somit relativiert sich der Tageswert.
Die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten ist damit in Südtirol auf 910 gestiegen.
Die Anzahl der auf den normalen Abteilungen der Krankenhäuser des Sanitätsbezirkes versorgten Covid-19-Patienten beträgt nun 222. Weitere 59 Personen sind ebenfalls dort untergebracht und gelten als Verdachtsfälle.
Intensivbetreuung benötigen 51 Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind.
Die Zahl der verstorbenen Personen, bei denen eine Infektion mit dem neuen Coronavirus festgestellt worden war, beträgt nun 53. Das Land wird von nun an angeben, aus welchen Gemeinden die Verstorbenen stammen.
In amtlich verordneter Quarantäne befinden sich 3.215 Bürgerinnen und Bürger.
„Man kann noch nicht von einer Trendumkehr sprechen, zumal die Anzahl der Tests schwankend ist“, betonte LH Arno Kompatscher auf der virtuellen Pressekonferenz. Glücklicherweise sei der befürchtete exponentielle Anstieg der Fallzahlen in Südtirol ausgeblieben, allerdings könne man noch keine Entwarnung geben. „Die kommenden Tage sind entscheidend. Es gibt einen kleinen Silberstreif am Himmel. Doch wir müssen weiter durchhalten und Verzicht leisten. Sonst riskieren wir, dass all das bisher Erreichte umsonst war“, so Kompatscher.
Die Anzahl der Tests sollen weiter ausgebaut werden. Das Angebot des Osttiroler Instituts „Gernot Walder“ hat der Sanitätsbetrieb abgelehnt, da der Preis laut Kompatscher „viel zu hoch und nicht marktgerecht“ war. Man habe mittlerweile genügend Labors beauftragt, es fehle nur noch an Teststreifen.
Ein bedauernswerter Fall hat sich am Krankenhaus Bozen abgespielt: Eine mit dem Coronavirus infizierte ältere Frau ist verstorben, die Verwandten wurden darüber aber erst nach vier Tagen in Kenntnis gesetzt. „So etwas darf nicht passieren. Hier ist etwas gründlich schiefgegangen, man wird den Angehörigen natürlich Rede und Antwort stehen“, sagte der LH. Sanitäts-Landesrat Thomas Widmann wurde beauftragt, die notwendigen Untersuchungen vorzunehmen.
Der LH gab bekannt, dass er in Absprache mit dem Gemeindenverband und den Bürgermeistern eine neue Verordnung unterzeichnet hat. Diese sieht den Aufschub aller Gemeindesteuern bis zum 15. Dezember und die Aussetzung der Gebühren für Müll, Trinkwasser und Abwasser bis zum 30. Juni vor.
In einem Rundschreiben wurden die Ordnungshüter dazu angehalten, bei den Kontrollen Nachsicht walten zu lassen, wenn Bürger nicht die Eigenerklärung bei sich tragen. Es gehe um die Substanz und nicht um die Form, so Kompatscher.
Umwelt-Landesrat Giuliano Vettorato und Flavio Rufini, Direktor der Umweltagentur, gingen auf das Thema „Entsorgung von Hausmüll“ ein. Personen, die sich in Quarantäne befinden, sind angehalten, den Hausmüll nicht mehr zu entsorgen. Sie sollen mindestens zwei widerstandsfähige Säcke verwenden, eine in die andere einfügen und dorthin sämtliche Abfälle geben. Die Säcke sollen mit großer Vorsicht und Genauigkeit mit Klebeband verschlossen werden. Dabei sollen Einweghandschuhe getragen werden. Danach sollen sich die Personen gründlich die Hände waschen.
Personen, die nicht in Quarantäne sind, sollen die Müllentsorgung samt Trennung wie gewohnt fortsetzen, aber jene Hausarbeiten aufschieben, die große Mengen an Müll produzieren.
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Kommentare (12)
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robby
An einen Aufschub der „landeseigenen“ Stromgebühren denkt niemand?
besserwisser
wer sich informiert ist im vorteil: https://www.alperiagroup.eu/de/newsroom/news-detail/news/coronavirus-alperia-sostiene-le-piccole-e-medie-imprese-dellalto-adige.html (steht dort übrigens seit dem 10.März, vielleicht hatte roby bis jetzt noch keine zeit sich zu informieren?)