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„Es braucht ein Umdenken“

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Die Lkw-Fahrerin Lissy Reiterer ist über so viel Wertschätzung verwundert: „Jetzt auf einmal werden wir als Helden bezeichnet, wo wir doch sonst immer nur schikaniert werden.“

von Eva Maria Gapp

Sie werden seit ein paar Tagen als „die wahren Helden dieser Stunden“ oder auch als „stille Helden“ bezeichnet: Die Rede ist von Lkw-Fahrern und Lkw-Fahrerinnen.

Doch Lissy Reiterer, langjährige Lkw-Fahrerin aus Villanders, ist über so viel Wertschätzung verwundert: „Jetzt auf einmal werden wir als Helden bezeichnet, wo wir doch sonst immer nur schikaniert werden und eins auf den Deckel bekommen. Es wäre wirklich an der Zeit, dass wir nicht nur jetzt, sondern immer wertgeschätzt werden“, betont sie. Es müsse ein Umdenken stattfinden, so Reiterer.

Denn nicht nur in dieser schwierigen Zeit seien Lkw-Fahrer wichtige Dienstleister des täglichen Lebens: „Die Gesellschaft aber auch die Politik muss endlich erkennen, dass wir das ganze Jahr über unser Bestes leisten und welche Wichtigkeit unser Beruf hat. Wir sorgen dafür, dass die Menschen mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Dingen versorgt werden – und das nicht nur jetzt in dieser Ausnahmesituation“, betont sie.

Dennoch würden den Lkw-Fahrern immer wieder Steine in den Weg gelegt werden: „In den sogenannten „guten Zeiten“ werden wir wegen kleiner Übertretungen der Lenk- und Ruhezeit bestraft, und für alles, was auf der Autobahn schief läuft, verantwortlich gemacht. Und jetzt, weil Ausnahmesituation herrscht und wir die Waren so schnell wie möglich von A nach B bringen sollen, darf man auf einmal Fahrzeiten und Ruhepausen überziehen, Fahrverbote werden an Wochentagen und Feiertagen aufgehoben.“

Außerdem würden sich die die Lkw-Fahrer derzeit ständig in Risikogebiete begeben und laufen dadurch Gefahr, selbst angesteckt zu werden. „Lkw-Fahrer gewährleisten die Versorgung in ganz Italien. Wir haben pro Tag mit vielen verschiedenen Menschen zu tun. Die Gefahr ist also groß, dass wir uns anstecken und das Virus mit nach Hause nehmen. Dennoch verrichten wir weiterhin mit viel Engagement unsere Arbeit.“

Hinzu kommt, dass in Italien wegen dem Coronavirus alle Bars und Restaurants geschlossen sind: „Das heißt, die Fahrerinnen und Fahrer bleiben ohne Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Das Schlimmste aber ist, dass es keine wirklichen Toiletten und Duschen gibt. Es werden zwar Dixie-Klos aufgestellt, aber ohne Wasser und Seife. Das muss man sich einmal vorstellen“, schüttelt Reiterer den Kopf. Und auch die Politik würde sich derzeit nur aus einem einzigen Grund mit den Lkw-Fahrern gut stellen: „Die Politiker wissen, dass sie in dieser Ausnahmesituation auf uns angewiesen sind.“

Ihr Appell also an die Öffentlichkeit und die Politik: „Lkw-Fahrer sollen nicht nur in schlechten Zeiten gewürdigt werden, sondern auch in guten.“

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