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Momentan arbeitslos

 

Patrizia Pfeifer: Die meisten von uns leben ohnehin am Rande des Existenzminimums und verfügen nicht über einen finanziellen Polster, um Einnahmeausfälle aufzufangen. (Foto: Daniela Brugger)

Patrizia Pfeifer ist durch die Maßnahmen gegen den Coronavirus wie alle anderen SchauspielerInnen momentan arbeitslos. Wie existenziell ist die Krise und wie überbrückt sie die brotlose Zeit?

Tageszeitung: Das Kulturleben ist durch den Coronavirus komplett lahmgelegt. Was bedeutet das für Sie als freie Schauspielerin?

Patrizia Pfeifer: Dass ich, wie viele andere, zu Hause sitze und abwarten muss. Dass ich aber auch, wie einige andere, somit gerade arbeitslos bin.

SchauspielerInnen sind auf Engagements angewiesen. Wie lange können Sie ohne durchhalten? 

Nicht all zu lange, möchte ich mal sagen. Wie lange hält man durch, wenn, was in dieser momentanen Situation leicht möglich ist, über mehrere Monate nichts aufs Konto eingeht?

Haben Sie bereits Engagements verloren aufgrund der Theaterschließungen? 

Ich hätte zur Zeit Vorstellungen an Schulen. Und vor kurzem habe ich die Nachricht bekommen, dass die Vertragsabschließung für ein Theaterprojekt, für das ich engagiert wurde, verschoben werden musste und man erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden kann ob das Projekt stattfindet oder nicht. Zudem nehme ich an, dass sich wegen der vielen Ausfälle auch in der kommenden Spielsaison manches verschieben wird. Es steht also einiges auf der Kippe.

In Deutschland und in Österreich will man einen Notfallfonds einrichten, um freiberufliche Künstler, die oft keine finanziellen Polster haben, zu unterstützen. Wäre das auch hierzulande notwendig?

Natürlich. Die gegenwärtige Lage für freischaffende Künstler ist hierzulande ja nicht eine andere wie in Österreich oder Deutschland. Künstler sein, heißt von Aufträgen und Engagements leben, fallen die aus, gibt es keine Einkünfte mehr sondern nur noch Ausgaben. Die meisten von uns leben ohnehin am Rande des Existenzminimums und verfügen nicht über einen finanziellen Polster, um Einnahmeausfälle aufzufangen. Vielleicht sind wir in der Lage, einkommensschwache Zeiten zu überbrücken, aber mit Sicherheit nicht eine lange Zeit ohne Einkommen. Abgesehen von einer finanziellen Hilfe wäre mit dem Notfallfonds auch eine andere Botschaft verbunden. Nämlich die der Wertschätzung einer ganzen Branche, die tagtäglich dafür sorgt, dass wir ganz selbstverständlich Kultur konsumieren können.

Was jetzt gefragt ist, ist Solidarität. Gibt es die auch für KünstlerInnen oder denkt an die niemand, weil Kultur für viele ein verzichtbarer Luxus ist?

Sagen wir, Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder nach Belieben streichen können. Kultur leistet einen wichtigen Beitrag in einer Gesellschaft. Können wir uns ein Leben ohne Kultur vorstellen? Man sagt doch immer, der Applaus ist das Brot der Künstler. Solidarität ist in Zeiten wie diesen die moralische Unterstützung, die wir zum Durchhalten brauchen.

Wie ist die Stimmung unter den SchauspielerInnen? 

Nun, wir alle, nicht nur wir Schauspieler*innen, wurden von diesem Ereignis überrollt. Zwischen meiner letzten Premiere am 1.März und der Ausgangssperre liegen gerade mal knappe drei Wochen. Natürlich sind viele von uns ratlos, weil zur Zeit noch niemand die Folgen abschätzen kann. Aber noch ist die Stimmung nicht gekippt. Wir telefonieren und tauschen uns aus.

Keine Theater, keine Kinos, keine Konzerte. Wie überbrücken Sie die brotlose Zeit?

Mit Kuchen. Spaß bei Seite, es ist nun mal eine Ausnahmesituation und eine schwierige Zeit. Für uns alle.Ich lebe alleine und versuche mich in meinen vier Wänden bei Laune zu halten, mache Arbeiten, die ich sonst immer aufschiebe. Und hoffe, dass ich bald wieder einem physischen Menschen gegenübersitzen darf!

Interview: Heinrich Schwazer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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