Kommt die Totalsperre?
„Wir testen mehr als Südkorea“, betont LH Arno Kompatscher. Leere Ferienwohnungen sollen zu Quarantäne-Unterkünften umfunktioniert werden.
Von Matthias Kofler
Auf der virtuellen Pressekonferenz nahm LH Arno Kompatscher am Freitag zu den neusten Entwicklungen im Kampf gegen das Coronavirus Stellung. „Mittlerweile hat sich die Epidemie im ganzen Land ausgebreitet“, verwies der Regierungschef auf die entsprechenden Daten. Stand Freitag befinden sich 1.855 Personen in häuslicher Isolation, 555 Personen wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Südtirol hat derzeit 20 Todesfälle zu beklagen.
„Bei uns wird – im Verhältnis zur Bevölkerungszahl – mehr getestet als in Südkorea“, sagte Kompatscher. Derzeit sind es 700 Tests am Tag. Anders als in Südkorea liege hierzulande der Schwerpunkt bei Personen mit Symptomen.
Zivilschutz-Landesrat Arnold Schuler erklärte, dass viele Südtiroler die Grüne Nummer in Anspruch nehmen. Am Anfang waren es 750 Anrufe am Tag, die Zahl sank auf 200, um dann wieder auf 1.130 Anrufe zu steigen. Am Donnerstag belief sich die Zahl der Anrufe auf 749. Die meisten Anrufer wollten Details zu den Sicherkeitsmaßnahmen in Erfahrung bringen oder wurden von ihrem Hausarzt weitergeleitet.
Arnold Schuler widersprach seinem Kollegen Thomas Widmann, der vor einigen Tagen auf der PK ankündigte, dass das ganze Land mit Desinfektionsmittel und Stoffhalstüchern ausgestattet werden soll. In Wirklichkeit sollen Krankenhäuser und öffentliche Strukturen mit der entsprechenden Schutzausrüstung ausgestattet werden, und eben nicht Private. Der Zivilschutz-Landesrat kritisierte auch die EU, da es beim Austausch der Daten große Schwierigkeiten gegeben habe. „Dabei wäre es wichtig, schnell die Infektionsherde ausfindig zu machen“, so Schuler.
Alle Südtiroler, die in ihre Heimat zurückkehren, müssen von nun an für zwei Wochen in Quarantäne gehen. 26 Personen sind derzeit in der Struktur in Gossensass untergebracht. Schuler peilt an, dass leere Ferienwohnungen für die Unterbringung der sich in Quarantäne befindenden Menschen zur Verfügung gestellt werden sollen. Zudem bietet die Bauernjugend an, notwendige Desinfektionsmaßnahmen vorzunehmen.
Der LH betonte, dass in Absprache mit dem Regierungskommissar die Kontrollen im Land intensiviert werden sollen. Die Strafen könnten demnächst mit einer zusätzlichen Verwaltungsstrafe erweitert werden. Auch nach Lösungen für obdachlose Personen werde intensiv gesucht.
„Hilft das überhaupt?“, fragte Kompatscher und lieferte sodann die Antwort: „Wir dürfen uns nicht von den weiterhin steigenden Zahlen entmutigen lassen, da sich diese noch auf den Zeitpunkt vor zehn Tagen beziehen. Wir werden erst zu Beginn bis Mitte nächster Woche Anzeichen dafür sehen, ob die Maßnahmen in die richtige Richtung gehen.“
Der LH sagte, dass es zwar keine Totalsperre geben werde. Jedoch sollen die Ausgangsregeln verschärft werden. „Man kann hinausgehen, um frische Luft zu schnappen. Der Sport soll aber nicht dafür ausgenutzt werden, dass sich Menschen im Freien treffen.“
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