Diese kinolose Zeit
Natürlich ist es schade, dass die Kinos zu sind, aber es ist notwendig.
von Renate Mumelter
Eigentlich hatte ich vor, für dieses Wochenende über Giorgio Dirittis „Volevo nascondermi“ zu schreiben. Den Film habe ich noch kurz vor Torschluss gesehen. Eine Beschäftigung mit dem Thema des Films ist aber auch ohne den Film möglich. Das Netz hilft weiter.
„Volevo nascondermi“ erzählt das Leben des Antonio Ligabue (1899-1965). Er wurde in der Schweiz geboren, seine Mutter starb früh. Er wurde von seinem Vater Bonfiglio Laccabue zwei Jahre nach seiner Geburt als Sohn anerkannt. Die Kindheit verbrachte der Bub bei einer Pflegefamilie in ärmlichen Verhältnissen. Schon damals war er verhaltensauffällig. 1919 wurde er aus der Schweiz ausgewiesen und musste nach Gualtieri, dem Geburtsort seines Vaters.
Antonio blieb Außenseiter, und er wäre längst vergessen, hätte er nicht gemalt, und hätte ihm nicht Renato Marino Mazzacurati das nötige Material und ein Atelier zur Verfügung gestellt. Die Kunstwelt fand an Ligabues Bildern und Skulpturen Gefallen, er galt als Kuriosum, hatte Erfolg und vorübergehend immer wieder Geld.
Der Film erzählt in gelungenen Bildern, und doch wurde mir irgendwann fad dabei. Dirittis Art ist spröde und schwermütig ganz im Stil von Ermanno Olmis ‚Ipotesi cinema‘, mit der Diritti eng zusammengearbeitet hatte.
Hauptdarsteller Elio Germano wurde in Berlin als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Als Ligabue fällt er auf, weil er fast nur mit dem Körper kommuniziert. Dieser Antonio ist keine leise Rolle. Elio Germano kann aber auch das Leise. Mir persönlich ist das lieber.
Eine Beschäftigung mit dem Phänomen Ligabue ist auch bei geschlossenen Kinos interessant. Die Leinwand lässt sich dann nach Abschluss der Karenzzeit umso mehr genießen. Freu mich schon.
Übrigens: 2008 war Dirittis „Il vento fa il suo giro“ bei den Bozner Filmtagen im Wettbewerb.
„Volevo nascondermi“ (IT 2020), 120 Min., Regie: Giorgio Diritti, mit Elio Germano.
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