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„Kein Grund zur Aufregung“


Paul Köllensperger ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie sich der Landtagsabgeordnete in Österreich privat hat untersuchen lassen. Und warum er am Montag mit Fieber zur Arbeit ging.

Tageszeitung: Herr Köllensperger, wie würden Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand beschreiben?

Paul Köllensperger: Ich bin krank, aber es ist nicht besorgniserregend. Normalerweise würde ich in so einem Zustand im Büro sitzen. Das wäre kein Problem.

In Ihrer Facebook-Botschaft haben Sie gesagt, dass es Ihnen gut gehen würde. Wollten Sie damit die Menschen beruhigen?

Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Ich habe aber seit dem Wochenende die Standardsymptome einer Coronaerkrankung. Ich habe mich privat testen lassen, weil ich am Sonntag leichtes Fieber, Husten und Halsweh bekam und spürte, dass etwas nicht stimmt.

Da sie zuvor mit keiner positiv getesteten Person in Kontakt waren und daher nicht die Voraussetzungen für einen Test erfüllen, wird Ihnen nun allenthalben vorgeworfen, sich eine Sonderbehandlung genehmigt zu haben. Wie gehen Sie damit um?

Es gibt keine Sonderbehandlung für Politiker! Ich habe, wie jeder normale Bürger, die Grüne Nummer angerufen. Diese war leider am Montagvormittag besetzt. Ich habe dann meinen Landtagskollegen, den Arzt Franz Ploner, getroffen. Der hat mir angesichts der Symptome, die ich hatte, angeboten, gleich einen Test zu machen. Er hat bei mir den Abstrich genommen und diesen an das Labor „Gernot Walder“ in Osttirol geschickt, das beim österreichischen Gesundheitsministerium akkreditiert ist. Der Test hat 120 Euro gekostet und war die schnellste Lösung, um zu einem Ergebnis zu kommen. Ich habe das aus Verantwortungsgefühl gemacht, da ich in den letzten 14 Tagen mit Hunderten Personen, darunter auch sehr wichtigen, in Kontakt war. Am Dienstag bekam ich den positiven Befund und habe sofort alle jene kontaktiert, mit denen ich engere Kontakte gehabt habe in den letzten zwei Wochen.

Wie haben Sie auf den Befund reagiert?

Das ist natürlich sehr unangenehm, man hofft, niemanden angesteckt zu haben. Ich habe an die vielen Menschen gedacht, mit denen ich letzthin in Kontakt stand. Zum Glück war niemand darunter, der in die Kategorie der besonders gefährdeten Personen fällt, zum Beispiel Ältere und Schwache, zumindest nicht als enger Kontakt.

Wie haben Ihre Kollegen auf die Nachricht reagiert?

Ganz gelassen. Wir alle hoffen aber, dass die Fallzahlen nicht zu schnell steigen und unser Gesundheitssystem in dieser Situation standhalten haben. Und wir blicken mit Sorge auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Der Höchststand der Epidemie ist noch nicht erreicht. Umso wichtiger ist es, dass sich alle Bürger strikt an die Vorgaben der Regierung in Rom und des Landes halten und möglichst daheim bleiben.

Im Landtag wundern sich einige Abgeordnete, dass sie trotz Fieber am Montag noch zur Arbeit erschienen sind …

In den letzten Wochen waren gar einige fiebrige oder verkühlte Kollegen im Landtag. Die Politik lässt einem ja auch nie wirklich Zeit sich auszukurieren. Ein leichtes Fieber zu haben, heißt ja auch nicht unbedingt, Coronavirus-infiziert zu sein. Ich ging in mein Büro, zu den wenigen Leuten, die mir über den Weg liefen, hielt ich Distanz. Am Montag hab ich dann sicherheitshalber gleich den Test gemacht.

Wie fühlt sich die Zeit in Quarantäne an?

Das ist ein neues Gefühl für mich, 14 Tage daheim bleiben zu müssen. Ich war eigentlich überhaupt kaum daheim. Derzeit erhalte ich soviele Nachrichten, dass mir nicht langweilig wird. Und vielleicht schaffe ich es jetzt zum ersten Mal seit langer Zeit, auch mir etwas Zeit für mich selber zu nehmen, zum Beispiel für ein gutes Buch.

Kann ein Abgeordneter, der ständig mit Menschen in Kontakt ist, seine Arbeit von Zuhause aus managen?

Ja, die Arbeit schon, ich bin digital recht fit, weshalb ich auch gut von daheim aus arbeiten kann. Das Maximum an menschlichem Kontakt ist in der nächsten Zeit leider die Videokonferenz.

Gehören Sie auch zu jenen, die das Coronavirus lange Zeit unterschätzt haben?

Nein. Wer nach China geblickt hat, wo schon vor einigen Wochen Zelte vor den Krankenhäusern aufgestellt und neue Krankenhäuser für die Epidemie aus dem Boden gestampft wurden, konnte sich ausmalen, dass so etwas auch auf uns zukommt. Wir dürfen diese Krankheit nicht unterschätzen, da sie bei den Älteren und Schwächeren relative hohe Todesraten aufweist. Die Generation meiner Eltern hat unseren heutigen Wohlstand aufgebaut, und wir sind es ihnen schuldig, sie jetzt zu schützen. Es ist aber wichtig, jetzt nicht in Hysterie zu verfallen. Die Epidemie geht vorbei, je strenger wir uns an die Regeln halten und alle daheim bleiben, desto schneller haben wir es hinter uns.

Interview: Matthias Kofler

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