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Sombrero statt Schutzmaske

Die für Infektionskrankheiten zuständige Primarin am Krankenhaus Bozen, Elke Maria Erne, ist ausgerechnet jetzt, wo die Sorge vor dem Coronavirus steigt, in den Urlaub gefahren. Im Sanitätsbetrieb versucht man zu beschwichtigen.

von Matthias Kofler

Viele Ärzte und Fachleute rieben sich verdutzt die Augen: Bei sämtlichen Pressekonferenzen, welche die Landesregierung und der Sanitätsbetrieb in den vergangenen Tagen zum Thema „Coronavirus“ abhielt, fehlte eine wichtige Person: Elke Maria Erne, Primarin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Bozen. Auch für telefonische Nachfragen seitens der Medien war die studierte Fachärztin für Innere Medizin nicht erreichbar. Man erhielt nur eine kurze Antwort: „Bin im Urlaub.“

Ausgerechnet jetzt, wo in der Bevölkerung die Angst vor dem neuartigen Coronavirus von Tag zu Tag größer wird, ist die für die Infektionskrankheiten zuständige Primarin verreist, was bei einigen im Sanitätsbetrieb für Ärger sorgt. Nach Informationen der Tageszeitung ist Elke Maria Erne für 16 Tage in den Urlaub nach Mexiko geflogen. Für sie gilt: Sombrero und Strand statt Schutzanzug und Patienten!

Dabei ist die 1960 in der schwäbischen Kleinstadt Bad Schussenried geborene Medizinerin eine echte Koryphäe auf ihrem Gebiet – und damit eine Frau, deren Dienste in der jetzigen Phase durchaus hilfreich wären: Elke Maria Erne promovierte 1989 in Padua und beendete die Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin 1994 in Verona. 2001 folgte die Spezialisierung für Infektionskrankheiten, seit 1998 war sie als Fachärztin an der Uniklinik Padua tätig. Dort war Erne verantwortlich für das hepatologische Ambulatorium, welches jährlich rund 800 an Hepatitis C und B erkrankte Patienten betreut, für die ultraschallgesteuerten Biopsien sowie für die technischen Innovationen ihres Bereiches. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Erne zudem mit Antibiotikatherapie und bakteriellen Resistenzen, die eine zunehmende Bedrohung darstellen, außerdem ist sie auch im Bereich der Transplantationsmedizin und der Immundepressionssyndrome tätig. Die neue Primarin ist zudem Mitglied in vielen Fachgesellschaften, gesuchte Fachrednerin bei Kongressen und Verfasserin von rund 40 wissenschaftlichen Publikationen.

Seit März 2018 leitet die Bundesdeutsche die Geschicke der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Bozen. Dass die Führungskraft gerade jetzt verreist ist, wo das Coronavirus das Tagesgeschehen in Südtirol beherrscht, sorgt für eine schiefe Optik.

Doch im Sanitätsbetrieb versucht man zu beschwichtigen: Erne habe die Reise schon seit langem geplant. In der Zeit ihrer Abwesenheit werde sie von ihrer Stellvertreterin Greta Spaladore vertreten. Diese mache einen „hervorragenden Job“, heißt es aus der Führungsetage des Gesundheitsbetriebs. Es sei bislang auch „nie zu Engpässen gekommen“. Der Sanitätsbetrieb verzichtet darauf, Primarin Erne aus dem Urlaub zurückzurufen – und sieht dies auch als Maßnahme zur allgemeinen Beruhigung: Bei einer Grippewelle würde man sie auch nicht aus dem Urlaub zurückbeordern.

Noch sei die Situation in Sachen Coronavirus „vollkommen unter Kontrolle“, beruhigt man im Sanitätsbetrieb.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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