Ötzis Strom
Der Energieverband bietet künftig allen Südtirolern günstigen, genossenschaftlichen Strom an – und wird damit zum großen Konkurrenten von Alperia.
von Heinrich Schwarz
Der Südtiroler Energie-Riese Alperia muss sich auf mehr Konkurrenz einstellen. Denn der Südtiroler Energieverband – die Dachorganisation der kleinen und mittleren Energiebetriebe – steigt in das Stromversorgungs-Geschäft ein. Und das Geschäftsmodell des Energieverbandes, das gestern vorgestellt wurde, klingt vielversprechend.
Die Marke heißt „Ötzi Strom“. Dahinter steht die vom Energieverband gegründete „Ötzi Genossenschaft“.
Laut Verbandsdirektor Rudi Rienzner stammt die Idee vom früheren Präsidenten Georg Wunderer, der 2018 verstorben ist: „Er wollte schon immer das Genossenschaftsmodel für ganz Südtirol replizieren.“ Jetzt gehe die Vision in Erfüllung.
„Künftig sollen alle Verbraucher in Südtirol die Möglichkeit haben, Genossenschaftsstrom zu beziehen. Wir schaffen den Südtirolern, die sich keiner lokalen Energiegenossenschaft oder E-Werk anschließen können, eine Alternative“, bringt Verbandspräsident Hanspeter Fuchs das Konzept auf den Punkt.
„Alle Südtiroler sollen ihre Energie künftig selbst gestalten können. Die Kunden von Ötzi-Strom sind Mitglieder und damit auch an den Entscheidungen der Genossenschaft beteiligt“, fügt Rudi Rienzner hinzu.
Die Details:
„Ötzi Strom“ bündelt die Leistung der kleinen und mittleren Kraftwerke in Südtirol und bietet „100 Prozent erneuerbare Energie aus 100 Prozent einheimischer Produktion mit Niedrigpreisgarantie im ganzen Land an.“
Konkret liefern die Stromproduzenten in den Tälern, die Mitglieder des Energieverbandes sind, über den Verband an „Ötzi Strom“. Laut Angaben des Verbandes stehen pro Jahr 217.000 Megawattstunden zur Verfügung. Das entspreche einem Jahresverbrauch von rund 100.000 Haushalten.
Die Ötzi-Verbrauchergenossenschaft beliefert sowohl Haushalte als auch Betriebe. Die Mitgliedschaft kostet je nach Anschlussleistung 25 bis 100 Euro.
Beim Strompreis selbst fährt der Energieverband eine Strategie, die bei der Konkurrenz für Sorgenfalten sorgen dürfte. Der Einfachheit halber gibt es nur ein Angebot, das immer um fünf Prozent günstiger sei als der vorgegebene Tarif im geschützten Markt.
„Zum Vergleich: Aktuell sind die italienweiten Angebote im freien Markt höher als der geschützte Markt. Laut dem Vergleichsportal der Regulierungsbehörde ARERA ist unser Angebot das zweitbeste in Italien und das beste bei grüner Energie“, betont Rudi Rienzner. Man sei selbst überrascht darüber gewesen.
Diese Niedrigpreispolitik könne man dank einer schlanken Organisation fahren. Zudem sei man als Genossenschaft – anders als private Investoren und öffentliche Stakeholder – nicht auf Gewinne und Ausschüttungen an die Teilhaber ausgerichtet.
Laut Rienzner hat „Ötzi Strom“ auch den Luxus, langsam wachsen zu können: „Wir haben keinen Stress bei der Mitgliedergewinnung. Auch wenn wir nur langsam wachsen, müssen wir das Konzept nicht überdenken.“ Ein Ziel nennt der Direktor dennoch: „30.000 Anschlüsse in Südtirol – das sind zehn Prozent – wäre schön.“
Wie Rienzner auf Nachfrage der TAGESZEITUNG erklärt, beziehen derzeit bereits 17.000 Haushalte in Südtirol Genossenschaftsstrom von den lokalen Anbietern in den Tälern. „Sie bleiben bei ihren Genossenschaften, weil sie dort Preisvorteile haben“, so Rienzner. „Ötzi Strom“ richte sich an jene, die keinen Zugang zu diesen lokalen Genossenschaften haben.
„Wir dürfen auch keine Konkurrenz der Genossenschaften sein, was wir aber auch nicht sind“, erklärt der Verbandsdirektor.
Ob das Ötzi-Angebot nur für Südtirol gilt? Rudi Rienzner: „Wenn wir so günstig im ARERA-Portal aufscheinen, könnten wir auch Anfragen von außerhalb Südtirols bekommen. Diese werden wir annehmen.“
Tätig werde man sonst aber nur in Südtirol sein. Dabei soll „Ötzi Strom“ aber nicht nur Stromlieferant sein. Die Genossenschaft will in Zukunft Bürgern, die sich mit nachhaltig erzeugtem Strom autonom versorgen wollen, unterstützen sowie selbst in die Produktion erneuerbarer Energie investieren. „Ötzi Strom“ sei eine Gemeinschaft innovativer und aktiver Verbraucher, die sich aktiv an der dezentralen und demokratischen Gestaltung der Südtiroler Energielandschaft beteiligt.
Auch in diesem Sinne entwickelt sich also ein starker Gegenpol zur Alperia, die über das Land und die Gemeinden eigentlich ebenfalls den Bürgern gehört.
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Kommentare (6)
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leser
Rienzner hat den stallgeruch von raiffeisen wie weit er es schafft die ötzistrom genossenschaft davon entfernt zu halten ist wohl eine grundsatzfrage
Wer weiss vielleicht wird man es erfahren
Spätestens wenn due raiffeusenschalter die ötziveryräge anbieten wissen wir dass sie ein standbein gegründet haben so wie es jetzt due soarkasse aufgelegt hat
robby
Ich finde das eine hervorragende Initiative.