„Sind keine Opportunisten“
Angelo Gennaccaro kandidiert auch bei den kommenden Gemeinderatswahlen mit seiner unabhängigen Liste als Bürgermeister und tritt damit auch gegen seinen Koalitionskollegen Renzo Caramaschi an.
Tageszeitung: Herr Gennaccaro, Sie kandidieren als Bürgermeister, sind aber zeitgleich Stadtrat in der jetzigen Regierung. Sind Sie mit der derzeitigen Verwaltung unzufrieden?
Angelo Gennaccaro: Das würde ich so nicht sagen. Wir sind eine Liste der Mitte, wir stehen weder links noch rechts. Wie Sie wissen, sind wir aber nur Teil der Koalition. Wir sind nicht Teil eines Mitte-Links- oder eines Mitte-Rechts-Blockes. Auch bei den letzten Wahlen sind wir als eigene Liste angetreten und haben fünf Prozent erreicht. Um die Koalition regierungsfähig zu machen, sind wir ihr beigetreten. Unsere eigenen politischen Ideen haben wir aber nicht aufgegeben. Wir sind nach wie vor eine Bürgerliste der Mitte. Die Entscheidungen, die bis heute getroffen wurden, wurden von Bürgermeister Caramaschi und von einer Koalition getroffen worden, in der die linken Parteien in der Mehrheit sind.
Sie treten also gegen Caramaschi an, weil Sie glauben, es besser machen zu können?
Caramschi hat seine Arbeit gemacht, viele Entscheidungen haben wir mitgetragen, einige nicht. Das verleugne ich auch nicht. Aber mit uns verhält es sich genau so, wie mit der SVP. Im Gegensatz zu uns wird die SVP aber nicht gefragt, warum sie im ersten Wahlgang Caramaschi nicht unterstützt. Die SVP ging schon immer alleine, weil sie sich nicht dem Mitte-Links-Block, aber auch nicht dem Mitte-Rechts-Block zuordnen kann. Genauso ist es bei uns.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus, tatsächlich Bürgermeister zu werden?
Wir haben in den letzten vier Jahren gut gearbeitet, wir haben immer mit den Bürgern gesprochen und zugehört. Wir geben nicht die Botschaft nach außen, gegen links oder gegen rechts zu sein, sondern wir wollen für die Sache und für die Bürger arbeiten. Was passieren wird, weiß ich nicht. Mein Ziel ist es, in die Stichwahl zu kommen, sonst müsste ich nicht als Bürgermeister kandidieren. Was aber passiert, weiß niemand und das ist auch schwer vorzustellen. Wir sind für eine Stadt, die zusammenarbeitet und miteinander spricht. Hier gehen wir mit gutem Beispiel voran. Wenn ein Gehsteig oder eine Parkbank beschädigt ist, ist das kein linkes oder rechtes Problem, es ist ein Problem der Stadt. Leider bleiben aber durch die Polemik zwischen links und rechts, Probleme bestehen, die einfach gelöst werden könnten.
Wen werden Sie im Falle einer Stichwahl unterstützen?
Wenn ich nicht in die Stichwahl komme, werden wir weder Mitte-Links noch Mitte-Rechts unterstützen. Wenn jemand auf uns zukommt, weil wir für die Regierung wichtig sind und die Stadt mehr in die Mitte rücken soll, dann hören wir sowohl dem Mitte-Links- als auch dem Mitte-Rechts-Kandidaten zu. Wir werden also niemanden unterstützen, sind aber gerne dazu bereit mit den Kandidaten zu sprechen.
Viele werfen Ihnen Opportunismus vor…
Es sieht zwar so aus, als würde sich die Mitte nach links oder rechts wenden, in Wirklichkeit wird sich der Kandidat aber an die Mitte wenden müssen. Wir sind keine Opportunisten, die um jeden Preis regieren wollen. Wenn jemand mit uns koalieren will, dann muss er auch bereit sind, einen Schritt Richtung Mitte zu machen. Sie müssen uns rufen, wir werden niemand rufen.
Sie sehen sich also als eine Art italienische SVP?
Wir sind schon wie eine Volkspartei, aber ich würde uns eher als bürgerlich bezeichnen. Wir lassen uns nicht radikalisieren. Der Mitte-Links-Block arbeitet beispielsweise derzeit nur gegen Salvini. Das funktioniert aber nicht. Man muss für die Stadt arbeiten, ohne zu teilen. Links und Rechts müssen mehr in die Mitte rücken.
Interview: Markus Rufin
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