„Das geht zu weit“
„In den Zeitungen, im Radio, im Fernsehen und auch in den sozialen Netzwerken redet man von nichts anderem mehr: Das Coronavirus hat Italien erreicht, die Ansteckung hat begonnen, die Zahl der Angesteckten steigt, ebenso jene der Opfer. Es ist eine schwierige Situation, die man verstehen und mit der man umgehen muss“, erklärt Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller.
„Zum einen sind sicher die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die gefährdetsten Teile der Bevölkerung zu schützen und eine weitere Verbreitung zu verhindern, andererseits läuft man mit jedem Wort zuviel, mit jedem unausgewogenen Kommentar, mit jeder fahrlässigen Bemerkung Gefahr, die Bevölkerung in Panik zu versetzen. Es entsteht ein Klima des Misstrauens, der Kontaktverweigerung und der Isolierung gegenüber dem Anderen. Das ist meine erste Sorge, wenn wir von COVID-19 sprechen.“
Eklatant findet die Kinder- und Jugendanwältin die Meldung über den minderjährigen Südtiroler, der anscheinend in Österreich für medizinische Untersuchungen aus seiner Klasse entfernt wurde, mit der Aufforderung, keine Feste oder vielbesuchte Orte aufzusuchen:
„Diese Nachricht hat für Aufsehen gesorgt, und das zu recht. Denn wir reden hier von einem Jugendlichen, dessen einzige Schuld die Herkunft aus einem Land ist, in dem das Virus sich ausbreitet. Die Nachricht ist ernst, und man muss darüber reden. Alle müssen wir die Stimme erheben gegen jede Form von Diskriminierung und gegen jede Ungleichbehandlung. Diese starke und gerechtfertigte Entrüstung sollten wir uns gegenwärtig halten und auch dann zeigen, wenn Personen anderer Nationalität Opfer von Diskriminierung werden.“
Der Hintergrund:
Der Oberschüler aus Leifers, der ein Austauschjahr in Graz absolviert, ist von Angestellten des dortigen Sanitätsbetriebes aus der Klasse geholt worden. Dabei wurde er aufgefordert, keine Feste zu besuchen und Menschenansammlungen zu meiden.
Die Nachricht hatte Landesrat Giulio Vettorato auf Facebook verbreitet.
„Liebe Südtiroler, halten wir zusammen“, fordert Höller, „lassen wir uns nicht von der Angst überwältigen, fangen wir nicht an, gegenseitig mit dem Finger auf uns zu zeigen, uns verstohlen anzuschauen, als ob jeder eine Gefahr für unsere Unversehrtheit wäre. Im Gegenteil! Gerade jetzt ist die Zeit, Einfühlungsvermögen zu zeigen. Behalten wir uns unsere Menschlichkeit.“
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Kommentare (10)
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george
‚emma‘, was schreibst du welchen Stumpfsinn ohne jeglichen Zusammenhang daher?