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„Gefährliches Mittel“

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Der Beratungsring empfiehlt den Bauern, noch schnell ein Insektizid anzukaufen und einzusetzen, das wegen Gesundheitsgefahr für Kinder verboten wird. Das Umweltinstitut München spricht von einem Skandal.

von Heinrich Schwarz

Für längere Zeit hat man in Südtirol nichts mehr vom Umweltinstitut München gehört, das mit allen möglichen Mitteln gegen den Pestizide-Einsatz in der Südtiroler Obst- und Weinwirtschaft mobil machte. Jetzt melden sich das Umweltinstitut und sein kämpferischer Agrarpolitik-Referent Karl Bär zurück und machen auf einen „Skandal im integrierten Anbau“ aufmerksam.

Das Umweltinstitut schreibt in einer Pressemitteilung: „Das Insektizid Chlorpyrifos-methyl, das bisher auch in Südtirol eingesetzt wird, hat in der Europäischen Union seine Zulassung verloren. Restbestände sind bis 16. April aufzubrauchen oder zu entsorgen. Es gibt starke Hinweise darauf, dass der Wirkstoff die Gehirnentwicklung von Kindern im Mutterleib schädigt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht daher die Zulassungskriterien nicht als erfüllt an. Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau rät seinen Mitgliedern trotzdem dazu, das Mittel kurz vor dem Inkrafttreten des Verbotes noch einmal zu kaufen und zu benutzen.“

Das Umweltinstitut verweist auf ein Rundschreiben des Beratungsringes vom 6. Februar 2020. Darin heißt es: „Wir empfehlen, noch für eine Behandlung Chlorpyrifos-methyl anzukaufen bzw. eventuelle Restbestände bis spätestens zum Grüne-Knospen-Stadium zur Blutlaus- und Blattsaugerbekämpfung einzusetzen.“

Der Beratungsring teilt im Rundschreiben die Fristen mit: Wiederverkäufer dürfen die Mittel noch bis zum 29. Februar verkaufen und die Landwirte können die Mittel noch bis zum 16. April aufbrauchen.

Karl Bär vom Umweltinstitut sagt: „Wir halten es für absolut unverantwortlich, die Empfehlung auszugeben, jetzt noch schnell vor Eintritt des Verbotes Chlorpyrifos-methyl einzukaufen und anzuwenden, obwohl der Stoff durch die EU gerade wegen seiner Gefahren für Kinder verboten wurde. Eine solche Empfehlung mitten im Winter zu geben, bevor über die Notwendigkeit der Behandlung überhaupt ein Urteil gefällt werden kann, ist nach unserer Einschätzung zudem nicht mit den Grundsätzen des integrierten Anbaus vereinbar.“

Das Umweltinstitut München fordert den Beratungsring deshalb in einem offenen Brief auf, seine Empfehlung zu korrigieren, die Mitglieder über die Gefahren des Insektengifts aufzuklären und zu empfehlen, Reste davon gegebenenfalls fachgerecht zu entsorgen.

„Das ist die einzige richtige Entscheidung im Sinne der Familien in der Südtiroler Landwirtschaft und ihrer Umgebung“, meint Karl Bär.

 

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