Die Männer-Offensive
Mit welchen Methoden die Grünen dafür sorgen wollen, dass sich Männer verstärkt in der Kindererziehung, in der Pflege und im Haushalt einbringen.
von Heinrich Schwarz
Die Grünen meinen: „Geteilte Verantwortung ist halbe Armut.“
Sie erklären: „Frauen unterbrechen oft ihre Berufslaufbahn, um Familie und Arbeit vereinbaren zu können und steigen dabei auch vielfach für einen längeren Zeitraum aus dem Arbeitsmarkt aus. Die direkte Folge ist, dass Frauen in ihrem Berufsleben weniger verdienen und somit im Alter nur halb so viel Rente wie Männer beziehen.“
Die Entscheidung, dass die Mutter für einen kürzeren oder längeren Zeitraum entweder zuhause bleibt oder in Teilzeit arbeitet, sei eine Entscheidung beider Partner einer Lebensgemeinschaft. „Meistens wird sie aber als alleinige Entscheidung der Frau dargestellt bzw. von der Öffentlichkeit als solche wahrgenommen, ja sogar von der Arbeitsforschung als solche beschrieben“, sagen die Grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler.
Diese Entscheidung führe leider oft dazu, dass Teilzeitarbeit geringere Karrierechancen bietet und somit – auch bei einer Rückkehr in eine Vollzeitstelle – die Minderbezahlung der weiblichen Arbeit fortbesteht.
„Auch bei einem Pflegefall in der Familie sind häufig analoge Entscheidungsmechanismen feststellbar. Auch da sind es meist Frauen, die sich um ihre Familienmitglieder kümmern und dafür beruflich zurückstecken. Die Folgen für das Berufsleben und hier insbesondere die Entlohnung sind dieselben wie bei der Geburt eines Kindes“, so die Grünen.
Besonders gravierend aber wirke sich die in der „jungen Eltern“-Zeit getroffene Entscheidung aus, wenn das Pensionsalter erreicht wird: „Der Gap führt langfristig dazu, dass Frauen nur halb so hohe Renten wie Männer beziehen. Damit häufen sich die Nachteile für die Frauen und vor allem sie sind im Alter armutsgefährdet.“
Viele junge Familien seien sich trotz laufender Kampagnen dieser Tatsachen nicht oder nur teilweise bewusst. „Vor allem führt die Einengung des Themas auf die Entscheidung ‚der Frau‘ dazu, dass es von der Gesellschaft als ‚Frauenthema‘ marginalisiert wird. Das muss sich ändern“, betonen die drei Grünen.
Sie haben deshalb im Landtag einen Beschlussantrag eingereicht. Laut diesem soll die Landesregierung alles dafür tun, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf als gemeinsamer Auftrag an alle Familienmitglieder dargestellt und verstanden wird. Die Sensibilisierung für gemeinsame Verantwortung in Kinderbetreuung und Pflege mit den daraus erwachsenen Einkommensunterschieden soll intensiviert werden.
Und die Grünen gehen noch weiter: Jene Familien, die nachweisen können, dass sie in der Phase der Familiengründung/Kinderbetreuung/Pflege keinen der beiden Partner bevorzugen, sollen finanziell und/oder mit anderen Maßnahmen unterstützt werden.
Weiters sollen Sensibilisierungskampagnen in der Wirtschaft für mehr Familienfreundlichkeit durchgeführt werden. „Dem Beispiel Schwedens folgend soll das Ziel erreicht werden, dass Firmen ihre Angestellten – ob Mann oder Frau – ermutigen, in Elternzeit zu gehen und es gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, sondern gewünscht wird, dass auch Väter bei ihren Kindern sind“, so die Grünen.
Auch ein zweiter aktueller Beschlussantrag der Grünen im Landtag zielt auf mehr Verantwortung für die Männer ab. Thema: Haushaltsarbeit.
„Ein Bereich, wo immer noch die Frauen als ‚zuständig‘ empfunden werden“, meinen die Grünen und verweisen auf einen ASTAT-Bericht, wonach die Rollenverteilung im Haushalt immer noch von traditionellen Mustern geprägt ist.
„Die Analyse von 2015 ergab, dass 66,2 Prozent der Männer weniger als zehn Stunden in der Woche im Haushalt mitarbeiten. Im Gegensatz dazu arbeiten 35,1 Prozent der Frauen mehr als 30 Stunden in der Woche in den eigenen vier Wänden. Jeder fünfte Mann in Südtirol arbeitet weiterhin null Stunden pro Woche im Haushalt – bei den Frauen ist es jede 20“, so die Grünen.
Die Beteiligung der Männer an der Hausarbeit habe zwischen 2010 und 2015 zwar von durchschnittlich 7,5 auf fast neun Stunden zugenommen, die Belastung für die Frauen habe sich dadurch aber nicht verringert, sondern sei ebenfalls gestiegen. „Beschränkt man die Analyse nur auf die Erwerbstätigen, so zeigt sich, dass die erwerbstätigen Frauen 22,2 Wochenstunden für die Hausarbeit aufwenden. Das heißt, dass eine Frau zusätzlich zur Arbeit wöchentlich weitere 22 Stunden arbeitet, der Mann dagegen 8,8“, berichten die Grünen.
„Das hat Folgen“, betonen Foppa, Dello Sbarba und Staffler: „Frauen ziehen sich gerade durch diese Doppelbelastung in ihren zentralen Lebensjahren oft aus dem öffentlichen Leben, aus Beruf/Karriere, Politik und Ähnliches zurück. Auf ihren Schultern lastet eine Verantwortung, die durch mehr Bewusstsein und ausgewogenere Verteilung verringert werden kann und muss.
Mit dem Beschlussantrag der Grünen soll die Landesregierung beauftragt werden, mit einer neuen Sensibilisierungskampagne, einem Wettbewerb oder anderen geeigneten Maßnahmen erneut auf das Thema aufmerksam zu machen.
Die Männer sollen ermutigt werden, im Haushalt nicht nur „zu helfen“, sondern gleich wie die Frauen die Verantwortung dafür zu übernehmen. Die Frauen sollen hingegen ermutigt werden, im öffentlichen Leben vermehrt ihre Stimme zu erheben.
Zudem soll eine Tagung oder öffentliche Veranstaltung organisiert werden, in der Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen präsentiert werden und eine weitere Öffentlichkeit für das Thema geschaffen werden kann.
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Kommentare (18)
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george
Zu diesen Kommentatoren hier kann man nur sagen: Ihr Familienhasser, ihr Frauenhasser, ihr Hasser einer guten und ausgewogenen Gesellschaft. Ihr Patriarchen solltet einmal völlig allein ein Leben lang den ganzen Haushalt schupfen müssen, vielleicht würde euch ein Licht aufgehen, dass die Gesellschaft aus Männern und Frauen funktioniert, wo jede/r seinen Teil dazu beizutragen hat, dass sie auch gut und ausgewogen funktioniert.
paul1
Bravo „watschi“, bei jeder Familie ist die Situation anders, wenn ein Mann das Geld verdient, 12 Stunden und mehr am Tag arbeiten muss, und die Frau den Hausarbeit führt, glaube ich nicht, dass ein Mann noch zusätzlich beim Haushalt helfen muss. Jede Familie soll selber entscheiden, warum immer wieder diese Hetzereien? Kein Arbeiter bekommt einen Gehalt welchen von Frau Foppa kassiert, darum braucht eine normal Verdienene Familie auch keinen Ratschlag von Frau Foppa, wer was zu tun hat. Ende des Monats fragt mich auch niemand wie wir die ganzen Belastungen bezahlen.