„Frau wählt nicht Frau“
SVP-Frau Maria Ricky Herzl über ihr Ausscheiden bei den Bürgermeister-Vorwahlen in Stilfs, die Geringschätzung von älteren Frauen in der Politik und wie es nun weiter geht.
Tageszeitung: Frau Herzl, Sie sind bei den SVP-Basiswahlen in Stilfs von drei Kandidaten an letzter Stelle gelandet und können somit bei den Gemeindewahlen am 3. Mai nicht für das Bürgermeister-Amt kandidieren. Enttäuscht?
Maria Ricky Herzl: Man sagt mir dauernd, dass 14 Prozent ein prima Resultat sind und wie wichtig es war, dass sich endlich erstmals eine Frau getraut hat, in Stilfs für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Mir persönlich erscheinen 14 Prozent allerdings nicht viel. Andererseits habe ich alleine um jede Stimme gekämpft, ich hatte keine Vereine und Verbände hinter mir. Aber was soll man machen: Frauen wählen nun mal nicht Frauen.
Hatten Sie den Eindruck, dass Sie aufgrund Ihres Alters – Sie sind 76 – nicht ernst genommen wurden?
Sowieso, das hat zwar niemand offen gesagt, aber ich habe es trotzdem mitbekommen. Aber das ist mir egal und deshalb habe ich ja auch kandidiert. Dieses Tabu muss weg. Warum dürfen ältere Männer kandidieren und ältere Frauen nicht? Das ist ja lächerlich, wir haben viele alte Männer in der Politik. Da wird das aber nie so herausgekehrt. Warum ist das bei Frauen anders? Das verstehe ich nicht.
Sind Sie deshalb beleidigt?
Nein, mich ärgert nur, dass Frauen und Männer nicht die gleichen Chancen haben. Ich wollte ein Zeichen setzen.
Sie haben Ihr Ziel also trotzdem erreicht, auch wenn Sie bei den Gemeindewahlen nicht für das Bürgermeisteramt kandidieren können?
Und wie. Die Leute sprechen mich auf der Straße an und gratulieren mir zu meiner Courage.
Werden Sie am 3. Mai für den Gemeinderat kandidieren?
Auf jeden Fall. Das war bereits von Anfang an so vereinbart, dass die unterlegenen Bürgermeister- Kandidaten für den Gemeinderat antreten.
Interview: Karin Gamper
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Kommentare (3)
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pingoballino1955
Liebe Frau Herzl,sie haben anscheinend die SVP Spielchen noch nicht verstanden! Schade!
morgenstern
…, politisches Kanonenfutter.