Die Parkplatz-Posse
„So ein Saufhaufen“: Der Egetmann-Verein hat den Traminer Verkehrs-Referenten derart auf die Palme gebracht, dass er seinen Job im Rathaus hinschmeißt.
von Matthias Kofler
In der Unterlandler Gemeinde Tramin spielt eine herrliche Faschings-Posse. Die Protagonisten sind der streitbare Vize-Bürgermeister und Verkehrs-Referent Martin Foradori und einige Mitglieder des traditionellen und weltbekannten Egetmann-Vereins. Es geht um einen vermeintlichen Scherz, der nun politische Konsequenzen nach sich zieht: Die „Maschgra“ haben Foradori mit ihrer Parkplatz-Aktion nämlich derart auf die Palme gebracht, dass dieser seinen Job im Rathaus an den Nagel hängt. „Eine erneute Kandidatur bei den Gemeindewahlen im Mai steht nicht zur Debatte“, teilt der Verkehrs-Referent der Tageszeitung mit.
Doch der Reihe nach.
Martin Foradori trat seine Karriere im Traminer Gemeindeausschuss vor fünf Jahren mit einem ambitionierten Ziel an: Er wolle das Verkehrskonzept des Weindorfes nachhaltig revolutionieren, erklärte der SVP-Politiker damals. Doch bei der Umsetzung seines Plans stieß der Referent auf eine Menge Gegenwind der Bürger. Äußerst umstritten war zum Beispiel die Verlegung von Verkehrsinseln in die Noldinstraße, mit denen Foradori den Rasern im Dorf das Leben schwer machen wollte.
Da die Verkehrsinseln die Straße nach Söll aber stark verengen, kommen die Busse und LKW nicht mehr durch. Auch die Autofahrer haben mit den Inseln ihre Schwierigkeiten. In letzter Zeit kam es in der Noldinstraße beim Passieren der Engstellen immer wieder zu Unfällen mit Blechschaden. „Das freut zwar den Mechaniker, die Fahrer sind aber verärgert“, berichtet ein Dorfbewohner.
Auch die neue Parkplatz-Regelung im Gemeindezentrum sorgt mächtig für Stunk: Wie in Foradoris Verkehrskonzept vorgesehen, wurden Parkplätze im Sinne einer Verkehrsberuhigung gestrichen – auf die ehemaligen Parkplätze wurden Blumentöpfe gestellt. Diese Verändurung sollte auch die Sicherheit der Fußgänger erhöhen. Viele Bürger, die nur mal schnell zum Einkaufen oder für ein Glasl ins Dorf fahren, vermissen ihre gewohnten Parkplätze. Und auch den Kaufleuten und Gastronomen ist diese Veränderung alles andere als recht.
„Die Vogel-Strauß-Politik ist nicht mein Ding“, rechfertigt sich der verantwortliche Gemeindereferent. In den letzten fünf Jahren sei einiges zum Positiven verändert worden, „wenngleich nicht immer alles zu hundert Prozent perfekt“. „Aber wer kann schon behaupten, perfekt zu sein?“, sagt Foradori.
Im Weindorf Tramin ist die Woche vor dem „Unsinnigen“ bekanntlich die wichtigste Zeit im Jahr. Einige Mitglieder des einflussreichen Egetmann-Vereins wollten sich aus dem Ärger ums Verkehrskonzept einen Spaß machen. Sie liehen sich vom örtlichen Fußballverein, bei dem einige „Maschgra“ selbst mitspielen, den Markierungswagen, mit dem auf dem Sportplatz die weißen Linien gezogen werden und fuhren damit auf den Hauptplatz. Als Lackierer verkleidet malten die Spaßvögel am vergangenen Samstag kurzerhand die verlorenen (und ein paar mehr) Parkplätze wieder ein. Die Traminer freuten sich über die Rückkehr der Parkmöglichkeiten.
„So ordentlich wie am Wochenende wurde bei uns schon lange nicht mehr geparkt“, lobt ein Unterlandler die Aktion des Egetmann-Vereins.
Martin Foradori hingegen fiel aus allen Wolken, als er am Samstag das „Werk“ zu sehen bekam. „Die haben das Dorf wie einen Sauhaufen hinterlassen“, echauffiert sich der Gemeinde-Referent. Seiner Meinung nach haben auch Humor und Satire ihre Grenzen. Das habe er auch seinen Kollegen im Gemeindeausschuss mitgeteilt. Immerhin müsse nun die Dorfgemeinschaft für den Schaden aufkommen. „Doch offensichtlich gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht“, zitiert Foradori den deutschen Schriftsteller Kurt Tucholsky.
Bei den Carabinieri von Tramin ist bereits eine anonyme Anzeige wegen Sachbeschädigung eingegangen. Die Egetmänner verdächtigen nun den Referenten als denjenigen, der die Behörden eingeschaltet hat. Doch Foradori weist die Anschuldigungen zurück: „Ich weiß von keiner Anzeige.“ Jedenfalls sehe es so aus, „dass im Dorf laute Behauptungen mehr zählen als die stille Wahrheit“, wundert sich der Vize-Bürgermeister.
Wer auch immer der anonyme Anzeigeerstatter war – die Anzeige hat ihre Wirkung nicht verfehll: Noch am Wochenende entfernten die Übeltäter, verkleidet als Lackierer, mit einem Sprühgerät die Striche auf dem Boden. „Das war auch das Mindeste: Wer das Chaos verursacht hat, muss auch wieder sauber machen“, findet Foradori.
Der Streit zwischen dem Referenten und dem Egetmann-Verein zieht nun politische Konsequenzen nach sich: Wie einer der „Maschgra“ berichtet, haben die Landwirte am Mittwoch auf der Versammlung des Traminer Bauernbundes aus Protest gegen die Anzeige beschlossen, Foradori bei einer Kandidatur für den Gemeinderat nicht mehr zu unterstützen.
Den SVP-Mann lässt das aber kalt: „Eine Kandidatur steht für mich nicht zur Debatte.“ Unter diesen Umständen sehe er sich außerstande, „einen Beitrag für die Dorfgemeinschaft zu leisten“. Bei Foradori ist nach der Parkplatz-Aktion jedenfalls die Faschingslaune verflogen: „Wenn der Zusammenhalt in den Gremien fehlt, kann man nicht zusammenarbeiten. Wenn zudem die eigenen Leute einem in den Rücken fallen, umso schlimmer.“
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Kommentare (9)
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leser
Da spricht der satz wieder die wahrheit
Wenn man dem tiroler an huit ausetzt moant er ihm kheart die welt
tiroler
muore un papa si fa un altro
rowa
manchmal fängt Abgehobenheit schon in der Gemeindepolitik an …