„Parasite“ reloaded
Vier erfreuliche Oscars bringen Joon Ho Bongs Film wieder in die Kinos.
von Renate Mumelter
Diesen südkoreanischen Film habe ich hier schon einmal wärmstens empfohlen. Diesmal geht’s mit vierfacher Oscar-Unterstützung noch leichter: bester Film, beste Regie, bester fremdsprachiger Film und bestes Originaldrehbuch. Eine Sensation. „Parasite“ erzählt den Turbokapitalismus bis in die letzte Konsequenz.
Familie Kim lebt in einem feuchten Souterrain. Vater, Mutter, Tochter und Sohn sind arbeitslos, auch das Essen ist knapp. Durch Zufall tut sich für Sohn Ki-Woo die Chance auf, in einer sehr wohlhabenden Familie als Nachhilfelehrer zu arbeiten. Daraus ergeben sich weitere Möglichkeiten, und diese werden von Familie Kim moralbefreit genutzt. Die Kims werden zu Parasiten, weil sie keine andere Chance haben.
Schauplatz ist das Kellerloch der Kims, vor dessen Fenstern Betrunkene an Hausmauern pinkeln. Der zweite Schauplatz ist die Villa der Familie Park mit ungeahnten Nebenschauplätzen. Regen spielt eine Rolle, eine Haushälterin auch und Kinder mit Helikoptereltern.
Zwischendurch ist die Geschichte der Kims amüsant. Erst gegen Ende stinkt ein unausweichlicher Showdown und es wird blutig. Gewöhnungsbedürftig, aber richtig. Anders könnte es nicht erzählt werden.
Der Koreaner Ho Bong schildert den Kapitalismus in allen seinen Konsequenzen. Gute Lehren erspart er sich und dem Publikum. Schlüsse lassen sich trotzdem ziehen.
„Parasite“ (Gisaengchung), KR 2019, 132 Min., Regie Joon Ho Bong, mit Hye-jin-Jang, Kang-ho Song. Bewertung: Amüsant und gnadenlos
Was es sonst noch gibt: „I Had a Dream“ (MI), „Fabrizio De Andrè e PFM – Il concerto ritrovato“ (MO, DI)
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