Aschenputtel
Die Tanzsaison InDanza Bozen geht am Dienstag, 18. Februar am Stadttheater Bozen mit dem Gastspiel des Nuovo Balletto di Toscana weiter. Die in Bozen gezeigte Aschenputtel-Inszenierung (Musik: Sergeij Prokofjew) trägt die Handschrift des Choreografen Jiří Bubeníček, der Erster Solist beim Hamburger Ballett unter John Neumeier und an der Dresdner Staatsoper war, bevor er ins Choreografie-Fach wechselte.
Die Erstaufführung dieser „Cenerentola“ (Aschenputtel) – Inszenierung von Jiří Bubeníček für das Nuovo Balletto di Toscana fand am 15. Dezember 2019 am Theater des Maggio Musicale Fiorentino statt, wo die Kompanie von Cristina Bozzolini in Residence arbeitet. Bubeníček distanziert sich in seiner Interpretation der klassischen Ballettversion und der zugrundeliegenden Märchenvorlage von Charles Perrault: Er stützt sich vielmehr auf die im dt. Sprachraum weiter verbreitete Märchenversion der Gebrüder Grimm und die darin vorkommenden Symbole und Metaphern. Handlung und Figuren sind jedoch bei beiden gleich und so treffen wir auch hier auf Aschenputtel, die Stiefmutter, die beiden Stiefschwestern und den Prinzen. Bubeníček zeigt Aschenputtel als mutiges, starkes und dennoch freundliches Mädchen, die dem Vorbild der verstorbenen Mutter folgend, all ihre Prüfungen und Drangsale überwindet und schlussendlich dem Prinzen begegnet. Bubeníček bestätigt: „Aschenputtel glaubt so sehr an ihren Traum, dass er war wird.“
Mit sicherer Hand verdichtet Bubeníček die Partitur von Prokofjew, um die Handlungen zu verkürzen und zum „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ zu führen. Schnelligkeit, Energie und Athletik sind die Stilmittel für die urbane und junge Interpretation von Bubeníček. Die Kostüme von Nadina Cojocaru unterstreichen diesen urbanen Streetstyle. Ein gutes Beispiel ist die Hauptfigur, dargestellt von Veronica Galdo, die zum Ball goldene Sneakers trägt und nicht klassische Pumps. Und auch der Prinz, getanzt von Robert Doveri, empfängt Aschenputtel im T-Shirt und nicht im Anzug.
Bubeníček bedient sich einer theatralischen, fließenden Bewegungssprache, gespickt mit ungewöhnlichen Hebefiguren. Und so schreibt Sergio Trombetta für „La Stampa“ nach der Premiere: „Die Qualität fehlt weder in der Interpretation der Tänzer noch in der Auswahl des Choreografen (…) der eine zeitgenössische Tanzsprache bevorzugt.“ Absolut sehenswert.
Jiří Bubeníček und sein Zwillingsbruder Otto wurden in Prag geboren; die Eltern waren Zirkusartisten. Schnell entwickelte sich Bubeníček zu einem charismatischen Tänzer der internationalen Ballettszene: Technisch wie darstellerisch überzeugte sein lebendiges, vielseitiges und intensives Können viele wichtigen Choreografen und so dürfte er u.a. für John Neumeier im gleichnamigen Ballett niemand geringeren darstellen als Nijinsky. Bubeníček ist sowohl als Darsteller als auch als Choreograf in der klassischen Welt genauso wie in der zeitgenössischen zu Hause und hat schon für viele wichtigen Tanzkompanien getanzt und choreografiert. In Italien erhielt er zuletzt viel Zuspruch für seine „Carmen“-Interpretation für die Tanzkompanie des römischen Opernhauses, das derzeit von Eloenora Abbagnato geleitet wird.
Stadttheater Bozen/ Indanza – Dienstag, 18. Februar um 20.30 Uhr TICKETS zwischen 10 und 25 € sind an der Kasse des Stadttheaters Bozen telefonisch unter 0471 05 38 00 oder online auf www.ticket.bz.it erhältlich.
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