Patentöchter – im Schatten der RAF
Zwei Frauen, beide unschuldig. Ein Leben lang miteinander verbunden durch eine unfassbare Tat. Die eine als Tochter des Opfers, die andere als Schwester der Täterin.
Am 30. Juli 1977 bekommt Jürgen Ponto Besuch von Susanne Albrecht, der Tochter seines Jugendfreundes Hans-Christian Albrecht. Völlig überraschend erschießen ihre Begleiter Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, Mitglieder der RAF, den Vorstandssprecher der Dresdner Bank in seinem eigenen Haus. Corinna Ponto ist 20 Jahre alt, als ihr Vater ermordet wird, Julia Albrecht erst dreizehn, als ihre Schwester Susanne den Mördern ihres Patenonkels Zugang zu seinem Haus verschafft. Das Band zwischen den befreundeten Familien ist zerstört. 13 Jahre lang sieht Julia ihre Schwester nur auf Fahndungsplakaten. Als nach dem Mauerfall 1990 Susannes zweites Leben in der DDR enttarnt wird, kommt es zu einer ernüchternden Begegnung in einem Berliner Untersuchungsgefängnis.
30 Jahre nach der Tat, die beider Leben geprägt hat, nimmt Julia Albrecht Kontakt zu Corinna Ponto auf. Der in ihrem gemeinsamen Buch „Patentöchter“ dokumentierte Briefwechsel wirft einen neuen Blick auf die bis heute ausschließlich von Dritten gedeutete Tat. Gemeinsam beginnen die beiden Frauen einen Dialog über Schuld und Vergebung. Entstanden ist ein faszinierendes Dokument der Zeitgeschichte, das weit über die seelischen Verletzungen hinausweist, von denen es eindrücklich und berührend erzählt. Jeweils drei Frauen spielen zeitgleich die Figuren Corinna oder Julia. Gespaltene Persönlichkeiten, die verzweifelt versuchen, die Macht über Erinnerung und Emotionen zu bewahren.
Die Gastspiele des Thalia Theaters Hamburg finden am Mittwoch, 12. und Donnerstag, 13. Februar im Waltherhaus in Bozen statt. Aufführungsbeginn ist jeweils um 20 Uhr; kostenlose Einführungen um 19.15 Uhr. Karten im Südtiroler Kulturinstitut.
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