Gescheitert
Weder „JoJo Rabbit“ noch „1917“ halten, was für sie versprochen wird.
von Renate Mumelter
Zwei Mal habe ich versucht ins Kino zu gehen, um über den vollständig gesehenen Film schreiben zu können. Beide Versuche scheiterten kläglich. Da war „JoJo Rabbit“ von Taika Waititi mit Scarlett Johansson, der als bitterböse Satire angepriesen wird. Jojo ist ein deutscher Junge, unscheinbar und gehänselt, der von Hitler begeistert ist. Immer wieder springt ein Adolf-Abklatsch ins Bild, Adolfs Soldaten vollführen Grobheiten, der Junge versucht mitzumachen. Schwer auszuhalten. Ich warte geduldig auf die Wende ins Bitterböse, schaffe es aber nicht, so lange sitzen zu bleiben. Der Film nervt. Ich gehe. Ist halt doch nicht so einfach, Chaplins „Großen Diktator“ zu überholen.
Enttäuscht flüchte ich in Sam Mendes‘ „1917“, für den mir ein Bilderrausch à la „Skyfall“ versprochen wurde. Es klappt nicht. Das Gefühl, vor unfreiwilliger Künstlichkeit zu sitzen, ist stärker. Der Granatenstaub im Gesicht der Helden sieht aus wie Theaterpuder, die Landschaft wie aus Pappmachè. Da gerät die Challenge des Regisseurs, alles so zu drehen als wäre es ein One-Shot zur überflüssigen Fleißaufgabe. Auch die Musik will so gar nicht zum Erzählten passen. Der I. Weltkrieg als Vorwand, einen Action-Film zu drehen. Da ist mit Luis Trenker allemal lieber.
Sehr erfolgreich war mein Besuch bei „Herzog incontra Gorbaciov“, aber der war nur drei Tage da, und Renée Zellweger kann ich erst am Wochenende ausprobieren.
„1917“ (GB/USA 2019), 120 Min., Regie: Sam Mendes. Bewertung: 007 auf I. Weltkrieg.
„JoJo Rabbit“ (DE/USA 2019), 108 Min., Regie: Taika Waititi. Bewertung: Es gibt Fans, ich bin’s nicht.
Was es sonst noch gibt: „Judy“, „Porträt einer jungen Frau in Flammen“, „Aretha Franklin: Amazing Grace“ (SA, SO Kaltern), „Cafarnao“ (DO, 20h), Kubricks „Dr. Strangelove“ (SA, 10.30h)
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