Krebserregende Strahlen?
Ein Urteil des Oberlandesgerichts in Turin, welches einen Zusammenhang zwischen dem falschen Gebrauch von Handys und einigen Kopftumoren hergestellt hat, sorgt für Aufregung. Sind die elektromagnetischen Strahlen von Handys wirklich krebserregend?
von Lisi Lang
Der falsche Gebrauch des Mobiltelefons kann zum Ausbruch einiger Tumorarten führen. Das urteilt zumindest das Oberlandesgericht in Turin in zweiter Instanz.
Nachdem ein Mann 15 Jahre lang beruflich mehr als drei Stunden pro Tag telefonieren musste, hatte er plötzlich mit Gehörproblemen zu kämpfen. Es stellte sich dann aber heraus, dass das Problem nicht mit seinen Ohren zu tun hatte, sondern vielmehr mit einem gutartigen Tumor, der das Hörvermögen einschränkte. Jetzt wurde das gesamtstaatliche Versicherungsinstitut für Arbeitsunfälle INAIL in zweiter Instanz verurteilt, weil die Turiner Richter in diesem Fall eine Berufskrankheit sehen, die zu einer Invalidität von 23 Prozent geführt hat. Bereits das Arbeitsgericht hatte in erster Instanz anerkannt, dass der gutartige Tumor durch den falschen Gebrauch des Mobiltelefons verursacht wurde.
Das Aufsehen erregende Urteil hat in Italien für Diskussione gesogrt, vor allem, weil die wissenschaftlichen Studien zum Thema nicht eindeutig sind. „Dieses Urteil ist ein Grund mehr, unnötige Emissionen zu vermeiden“, meint Luca Verdi, Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz der Agentur für Umwelt und Klimaschutz.
Allerdings warnt der Amtsdirektor davor, ein Urteil, welches sich auf einen konkreten Fall bezieht, zu verallgemeinern. „Wenn man sich die Geschichte dieses Falls etwas genauer ansieht, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein sehr altes Handy gehandelt hat“, erläutert Luca Verdi. Und die Handys der 1. und 2. Generation hätten definitiv stärker gestrahlt, als die heutigen Modelle. „Die neuen Smartphones sind mit einer Technologie ausgestattet, die eine minimale Strahlung aufweist – das ist konkret messbar“, unterstreicht der Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz.
Aber sind die elektromagnetischen Strahlen von Handys wirklich krebserregend, so wie es das Urteil des Oberlandesgerichts in Turin sieht? „Es ist einfach nicht alles bekannt und die wissenschaftlichen Studien widersprechen sich“, unterstreicht Luca Verdi.
Der Amtsdirektor betont, dass in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich elektromagnetischer Strahlung extrem viel geforscht wurde, eindeutige Ergebnisse aber nach wie vor fehlen. „Ein Richter muss dann anhand seiner Kenntnisse und Berater eine Entscheidung treffen – und genau das ist in Turin passiert“, erklärt Luca Verdi. Das Urteil ändere aber nichts an den wissenschaftlichen Ergebnissen zum Thema.
Abgesehen von diesem Urteil sei ein korrekter Umgang mit dem Smartphone aber immer wichtig und werde angesichts der steigenden Nutzung noch wichtiger: „Wir haben daher auch im Vorjahr die Stay-Smart-Kampagne ins Leben gerufen, um zu sensibilisieren und den Leuten zu erklären, wie man unnötige Emissionen vermeiden kann“, erläutert Luca Verdi.
Und viele dieser Tipps könne man wirklich einfach umsetzen, ist der Experte überzeugt: Wenn man das Handy nachts beispielsweise ausschaltet oder den „Flugmodus“ einstellt, kann man unnötige Strahlen vermeiden. „Wenn man dort telefoniert, wo ein guter Empfang ist, kann die elektromagnetische Emission um das 100fache verringert werden“, gibt Luca Verdi einen weiteren Tipp.
Und auch wenn man mit dem Telefon nicht direkt am Kopf telefoniert, sondern über eine Freisprechlage oder Kopfhörer, kann man einen ähnlichen Effekt erzielen. „Schon 30 cm Abstand vom Körper reichen, um die Belastung um das 1000fache zu senken“, erklärt der Amtsdirektor.
Von Bluetooth-Kopfhörern rät der Experte allerdings ab. „Bluetooth strahlt zwar weniger, als das Smartphone selbst, aber trotzdem strahlt es“, betont Luca Verdi.
Der Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz möchte zudem auf neuere Analysen hinweisen, die im Rahmen der 5G-Diskussionen angesprochen wurden. „Das Krebszentrum des Ramazzini-Instituts in Bologna hat Studien zum Thema Krebsrisiko und Handystrahlung durchgeführt und dabei herausgefunden, dass es keine Evidenz gibt, sollten die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden“, so Luca Verdi.
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Kommentare (1)
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george
Zum Teufel mit euren wissenschaftlichen Aussagen, die vielfach von jenen gelenkt und besorgt werden, die selber am meisten von den apparaten herstellen, verkaufen und verdienen wollen. Die Tatsache ist aber, dass es eine Reihe von Erkrankungen gibt, die laufend an Zahl zunehmen, vor allem auch nervöse Störungen und psychisch-geistige Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Schlafstörungen, nervöse Zuckungen, krankhafte Muskelveränderungen, Einschränkungen und Störungen der Elektropotentiale in den Fibrillen usw. in den verschiedensten Formen. Es sind nicht nur Tumorerkrankungen, worauf man sich primär bei all diesen Strahlungen konzentriert, sondern vielfach eine Reihe anderer krankhafter Veränderungen, auf die diese elektromagnetischen Strahlen in den verschiedenen Frequenzen negativen Einfluss nehmen, die aber vielfach ganz einfach unbekannten Ursachen zugeordnet werden. Darüber wird aber kaum jemals berichtet.