„Man sieht die Gefahr nicht mehr“
Der Unfalllenker von Luttach hatte knapp zwei Promille im Blut. Der Meraner Erste-Hilfe Primar Norbert Pfeifer erklärt, wie sich ein so hoher Promillegehalt auf den Körper auswirkt.
Tageszeitung: Herr Dr. Pfeifer, der Mann, der in Luttach in eine Reisegruppe gerast ist, hatte 1,97 Promille im Blut. Wie wirkt sich so ein Promillegehalt auf den Körper eines Menschen aus?
Norbert Pfeifer: In Italien haben wir eine Promillegrenze von 0,5. Das heißt, dass ab diesem Wert bereits eine relative Fahruntauglichkeit besteht. Bei knapp zwei Promille ist die Wahrnehmung sehr stark heruntergesetzt, ebenso das Sehvermögen. Das heißt, beim Autofahren erscheint mir meine ganze Umgebung nicht mehr real, alles ist verändert. Ich kann also zum Beispiel eine Entfernung nicht mehr richtig abschätzen. Aber auch das Reaktionsvermögen ist komplett gedrosselt. In dem Moment, wo ich vielleicht diese Menschen auf der Straße sehe, steige ich gar nicht oder viel zu spät auf die Bremse. Man ist auch total verwirrt. Dann kommt es auch darauf an, wie lange der Mann bereits getrunken hat. Ein weiterer Punkt ist, dass Alkohol müde macht und das wiederum schränkt die Fahrtüchtigkeit weiter ein. Das liegt vor allem daran, dass Alkohol dem Körper Wasser entzieht. Deshalb sollte man immer, wenn man Alkohol trinkt, ein Glas Wasser dazu trinken. Ich spreche hier aber immer von einem Glas Wein, und nicht von Litern.
Und laut Augenzeugen soll der Mann auch viel zu schnell unterwegs gewesen sein…
Ja, bei so einem Promillegehalt ist es üblich, dass die Person auch nicht mehr weiß, wie schnell sie überhaupt fährt. Es kann sein, dass dieser Mann gar nicht mehr auf das Tachometer gesehen hat, sondern nur mehr auf das Gas gedrückt hat. Das ist nicht nur gefährlich für ihn, sondern auch für andere. Aber wer zwei Promille im Blut hat, sieht die Gefahr nicht mehr…
LESEN SIE MEHR DAZU IN DER HEUTIGEN PRINT-AUSGABE SOWIE:
-Der Horror-Unfall: Das Protokoll der Tragödie in Luttach
-Der Todesraser: Wer ist Stefan Lechner? Was riskiert der 27-Jährige?
-Trauer, Wut und Fassungslosigkeit: Das harte Los der Angehörigen
-Alkohol und hohe Geschwindigkeit: Wie Autos zu Waffen werden
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Kommentare (11)
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andreas
„watschi
6. Januar 2020 um 14:04 Uhr
ich verzeihe dir. wer hat sich denn schon nicht einmal selbst überschätzt. es ging nur immer gut aus für mich und viele andere. glück gehabt.“
Ein beschämendes Beispiel dafür, welche Selbstverständlichkeit in Südtirol herrscht, besoffen rumzufahren und wenn etwas passiert, es zu relativieren.
Ein Südtiroler, und ich gehe davon aus, dass er nicht unmittelbar mit den Betroffenen zu tun hat, sieht sich dazu berufen, dem Fahrer zu verzeihen und vermittelt den Eindruck, dass die Unfallopfer einfach nur Pech gehabt haben, da wir ja in vielen sind, welche in so einem Zustand durch die Gegend fahren.
Es ist davon auszugehen, dass auch Angehörige und Freunde der Toten und Verletzten diese Kommentare lesen. Schockierend, was manche hier von sich geben und wie vehement einige unsere „Tradition“ versuchen zu rechtfertigen.