„Glaube gibt Halt“
„Inmitten unserer Auseinandersetzungen und Lebensfragen muss deutlich werden, dass wir an den Himmel glauben“, sagte Bischof Ivo Muser beim Pontifikalamt im Bozner Dom.
Im Dom von Bozen ist Bischof Ivo Muser am heutigen Weihnachtstag dem Pontifikalamt zum Hochfest der Geburt des Herrn, Weihnachten, vorgestanden. In seiner Predigt thematisierte der Bischof die Verbindung und den Dialog zwischen Himmel und Erde. „Nicht wenige Ideologien standen und stehen unter dem Anspruch, den ‚Himmel auf Erden‘ zu schaffen. Sie hinterließen und hinterlassen nicht ‚himmlische Zustände‘, sondern Scherben, Blut und Tränen“, sagte der Bischof eingangs. Auch Religionen, ergänzte Muser, können für Fanatismus, Extremismus und Menschenverachtung missbraucht werden. Dafür gebe es in Geschichte und Gegenwart genügen Beispiele.
Ohne Gott und ohne Hoffnung auf den Himmel
Bischof Muser ging dann auf den Zeitgeist dieser Tage ein, der viele Menschen zur Auffassung verleite, ohne Gott und damit ohne die Hoffnung auf den Himmel auskommen zu können: „Nicht wenige schaffen sich selber ihre Religion, die ihren Vorstellungen und Wünschen entsprechen muss. Und gleichzeitig gab es wohl kaum einmal so viel innere Leere, so viel Einsamkeit, so viele Gefühle der Sinnlosigkeit, so viel Angst vor der Zukunft wie mitten in einer Gesellschaft, die vorgibt, dass alles erlaubt sei und dass alles für den Menschen gleich richtig, gleich wichtig, gleich hilfreich und gleich gut sei.“
Weihnachten ist kein Kindergeburtstag
Mit einem bildhaften Vergleich erklärte der Bischof den Sinn von Weihnachten: „Wir feiern an Weihnachten nicht einen sympathischen Kindergeburtstag. Wir feiern auch nicht nur die Idylle des Kindseins. Wir feiern, dass Gott selber im Kind von Betlehem und durch das ganze Leben Jesu die Erde berührt hat: Diese weihnachtliche Zusage muss für Christen zu einem weihnachtlichen Auftrag werden.“
Von diesem weihnachtlichen Grundgedanken schlug der Bischof in seiner Predigt dann wieder den Bogen zum Himmel: „Seit der Nacht von Betlehem hat der Himmel zu tun mit unserer eigenen Lebensgeschichte, mit unserer Herkunft, mit der Alltäglichkeit unseres Berufes, unserer Aufgaben und Beziehungen; er hat zu tun mit unseren Schulen und Ausbildungsstätten, mit unseren Krankenhäusern und Altersheimen, mit der Realität des Gefängnisses, mit den Krisen- und Kriegsgebieten unserer Erde. Inmitten unserer Auseinandersetzungen und Lebensfragen muss deutlich werden, dass wir an den Himmel glauben. Dort, wo es menschlich zugeht und oft auch unmenschlich, dort, wo es schwer fällt an Menschlichkeit zu glauben, sollten wir IHN suchen. Hier ist er zu finden; in diese Wirklichkeit hinein wurde er geboren; hier hat er für uns gelitten und leidet er noch. Wo es menschlich und manchmal allzu menschlich zugeht, gilt es, das Menschliche auf Gott hin zu öffnen, indem wir Jesus und sein Evangelium hineinsagen in unsere Beziehungen und in unsere Gesellschaft, indem wir uns zu unserem Glauben bekennen, die Hoffnung stärken, die Schuld verzeihen und den Frieden tun.“
Weihnachtswunsch: Sich auf den Dialog zwischen Himmel und Erde einlassen
Zum Abschluss seiner Predigt äußerte Bischof Muser seinen Weihnachtswunsch: „Dass wir uns auf allen Ebenen unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens in den Dialog zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und uns Menschen hineinnehmen lassen und dass dieser Dialog nicht durch ein religionsneutrales oder gar ein religionsfeindliches Klima ausgeklammert wird.“ Und warum dieser Dialog wichtig und notwendig sei, beantwortete der Bischof ebenfalls: „Weil es um uns und unsere gemeinsame Zukunft geht, weil es um verbindliche und verbindende Werte in unserer Gesellschaft geht, weil es um die Würde eines jeden Menschen geht. Weil der Glaube an den Himmel, der uns in Jesus berührt, unserem Leben Halt, Hoffnung, Orientierung und ein großes Ziel schenkt!“
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Kommentare (4)
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erich
Der Bischof sprich in diesem Sinn: „die Schafe muss man pflegen die man melkt“