„Eine Diktatur“
Der Brunecker AVS-Vorsitzende und ehemalige Landes-Vizepräsident Georg Larcher packt aus. Er sagt: „Solange die Führungsspitze nicht von ihrem hohen Ross heruntersteigt, wird keine Ruhe einkehren.“
von Heinrich Schwarz
Georg Larcher sagt es geradeheraus: „Im Alpenverein herrscht eine Diktatur. Anders kann man es nicht beschreiben.“
Larcher ist Vorsitzender der gewichtigen AVS-Sektion Bruneck. Außerdem war er von 2016 bis 2018 Vizepräsident und Hüttenreferent des AVS.
Beim Informationsabend des AVS am Montagabend, als intensiv über die Rücktritte einiger Funktionäre und die Vorwürfe gegen die Führungsspitze diskutiert wurde, war Georg Larcher einer jener Anwesenden, die ihren Unmut offen äußerten.
Jetzt wagt Larcher auch den Schritt in die Öffentlichkeit. „Weil mir die Sache am Herzen liegt“, wie er sagt.
Der Brunecker AVS-Vorsitzende sagt zur unguten Situation im AVS: „Solange die Führungsspitze nicht von ihrem hohen Ross heruntersteigt, wird keine Ruhe einkehren. Bei all den Rücktritten von Ehrenamtlichen und dem Weggang von hauptamtlichen Mitarbeitern in den letzten eineinhalb bis zwei Jahren muss man sich als Vereinsspitze schon einmal die Frage stellen, ob man alles richtig macht.“
Bei der Sitzung am Montag habe Larcher einen Satz stark vermisst: „Wenn der Präsident oder einer der drei anderen Verantwortlichen gesagt hätte, dass sie auch Fehler gemacht haben und sie das gemeinsam bereinigen wollen, gäbe es Ruhe. Aber das tun sie nicht.“
Der Verein werde stark diktatorisch geführt. „Wenn man den Mund aufmacht und dafür eine kriegt, ist das nun einmal eine Diktatur“, betont Georg Larcher. Laut ihm werde – speziell in Sachthemen – keine andere Meinung akzeptiert.
AVS-Präsident Georg Simeoni erklärte in den letzten Wochen allerdings mehrmals, dass fast alle Beschlüsse von Landesleitung und Präsidium einstimmig gefasst worden seien. Dazu Georg Larcher: „Das wird schon sein, aber in der Landesleitung traut sich auch niemand mehr, den Mund aufzutun. Wenn ein Beschluss mit 70-30 oder 60-40 durchgeht, kann man sagen, dass ein Verein lebt. Ansonsten ist der Verein tot. Denn wenn verschiedene Meinungen auf den Tisch kommen, denken die Leute darüber nach, wie man besser werden kann.“
Dass einem „der Mund verboten wird, wenn man sich konstruktiv in Sachthemen einbringt“, sei mit ein Grund gewesen, wieso er selbst, so Georg Larcher, nicht mehr in der Landesleitung sitze. „Warum soll ich dafür meine Zeit einsetzen?“, fragt der Pusterer ernüchtert.
Ein weiterer seiner Kritikpunkte: „Die Vereinsspitze hat in wesentlichen alpinen Fragen kein ausreichendes Fachwissen, lässt sich leider Gottes aber auch nichts sagen. Die ganzen alpinen Themen – wie Wege, Hütten, Zukunftsausrichtung, Entwicklung des Alpinismus, Mountainbike, die rechtliche Sicht bei Klettersteigen usw. – gehen derzeit beim Alpenverein vorbei. Und wenn man Vorschläge bringt, kriegt man eine aufs Dach. Das ist das große Problem des AVS.“
Die Sektionen – „die generell gut arbeiten und mit ihren Aktivitäten dem AVS sein Image geben“ – hätten mit wenigen Ausnahmen nicht den Mumm, die Stimme zu erheben.
Das Kernproblem sei am Montag denn auch kaum zur Sprache gekommen. „Nur wenige Sektionen haben offen Kritik angebracht. Die anderen verstecken sich. Sie brummeln zwar hintenherum, aber das bringt einen nicht weiter“, meint Georg Larcher und fügt hinzu: „Natürlich denken viele, warum sie sich äußern sollen, wenn sie dann eine aufs Dach kriegen.“
Es bestehe heute die Gefahr, dass sich immer mehr Unzufriedenheit bei den Ehrenamtlichen breitmacht – zum Schaden des Vereins und seiner Werte. „Ich frage mich, wie man so irgendwann noch ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen kann“, so Larcher.
Er erhofft sich, dass die Führungsspitze um Georg Simeoni Gewissenserforschung bei sich selbst betreibt, wirklich Klartext mit allen spricht, Kritik akzeptiert und nach Lösungen sucht. „Das würde wieder Vitalität in den Verein bringen. Stattdessen wurde bisher immer alles totgeschrieben“, ärgert sich der langjährige Vereinsfunktionär.
Dass es zu einem Misstrauensantrag gegen die AVS-Führung kommt, mit dem einige Funktionäre liebäugeln, glaubt Georg Larcher indes nicht. Er erwartet sich, dass Simeoni und Co. ein Einsehen haben. Ansonsten werde es im Verein keine Ruhe geben. So eine Situation wie jetzt habe es in der langen Geschichte des AVS noch nie gegeben.
Unter den aktuellen Voraussetzungen kann sich Larcher nicht vorstellen, dass die zurückgetretenen Funktionäre doch noch weitermachen. „Es sei denn – und dann auch nur vielleicht –, die Vereinsspitze gibt sich wirklich einen Ruck.“
Wenn es nicht gelingt, die Funktionäre zurückzuholen, so Larcher, „dann weiß ich nicht, wo man einen Ersatz findet – gerade bei der Jugend. Denn das Ehrenamt ist auf einem absteigenden Ast, weil sich die Generationen geändert haben. Die Jugend will frei sein, sodass sich jeder Verein schwer tut, Ehrenamtliche zu finden. Unter diesen Voraussetzungen Leute zu motivieren – speziell wenn es kein Einlenken der Vereinsführung gibt –, wird ein schwieriges Kapitel.“
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Kommentare (14)
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andreas
Der soll mal nach Nordkorea gehen, dass sieht er was eine Diktatur ist.
Solche Übertreibungen sind der Sache nicht dienlich und man kann ihn nicht ernst nehmen.
leser
Anderle
Gut das siehst du als parteisoldat natürlich anders
Aber in den verbands und vereinsspitzen ist es halt so wie in der SVP system bzw oarteisoldaten haben unumschränkte protektion
Aber du hast recht man sollte diese selbstgefällige sesselkleber due leider auch in vereinen sitzen nicht überbewerten letztendlich geht due sonne jeden tag fur jeden wieder auf
leser
Gäbe es die regel dass eine maximale amtszeit von 10 jahren in den führungsposition virgesehen sind dann würden sich diese probleme erledigen und dem freunderl und filzwachstum ein ende gesetzt
Simeoni und co fühlen sich halt unersetzlich und dabei merken sie nicht dass sie zum problem werden
noxxer
Georg Larcher ist ja svp-Bezirksumweltausschuss, mir scheint es hier will er ein “Nichtdazugehörigen“ rauskicken. Und in den akzeptieren anderer Meinung ist die SVP ja Weltmeister.
leser
Wahrscheinlich fällt es auch larcher schwer zu verstehen dass auch seine zeit abgelaufen ist
Es ist halt bei den meisten so dass sie glauben nicht ersetzbar zu sein und nur ihre methode unverzichtbar und die beste ist
Deshalb wäre es grundsätzlich so max 10 jahre und dann ist schluss
robby
Jede Menge supergscheider Häuptlinge und keiner will mehr Indianer sein.